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Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Die Liebe kommt auf leisen Pfoten

Titel: Die Liebe kommt auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Folk
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betrachtete.
    „Es ist einfach praktischer beim Reiten“, erklärte Myria.
    Gwen fiel nun der Verband am linken Oberarm der Frau auf. „Ihr seid verletzt?“, fragte sie sofort.
    „Ja, aber nicht schlimm. Trotzdem wäre ich dankbar, falls es jemanden in Eurem Dorf gibt, der sich mit Kräuterheilkunde auskennt. Denn ich glaube kaum, dass ihr einen Arzt hier habt?“
    „Nein, einen Arzt haben wir wirklich nicht. Aber wenn ihr wollt, könnte sich meine Großmutter die Wunde ansehen. Manche halten sie zwar für eine alte, verrückte Hexe, aber sie kennt sich sehr gut aus mit Heilmitteln. Und Kontakt mit unseren Ahnen kann sie auch aufnehmen.“ Kaum hatte sie den letzten Satz ausgesprochen, biss sich Gwen auf die Lippen. Wie kam sie nur dazu, einer Wildfremden das alles zu erzählen. Die würde sie jetzt bestimmt ebenfalls für eine Verrückte halten.
    „So, so, Kontakt mit den Ahnen?“ Myria sah sie mit einem vielsagenden Blick an. Gwen wäre am liebsten im Boden versunken und versucht, schnell das Thema zu wechseln.
    „Habe ich richtig gesehen, dass Euer Pferd ebenfalls verletzt ist?“, fragte sie deshalb.
    „Ja, Casper hat leider auch etwas abbekommen.“
    „Wie ist denn das passiert?“
    „Wir sind von Räubern angegriffen worden, im Wald.“
    „Von Räubern angegriffen?“ Gwen blieb ungläubig stehen. „Und die habt Ihr ganz alleine in die Flucht geschlagen?“
    „Nein, natürlich nicht.“ Jetzt musste die andere etwas verlegen lächeln. „Ich war froh, dass drei Begleiter mit mir gekämpft haben.“
    „Ich hoffe, ich bin nicht zu unhöflich mit meiner Fragerei, aber warum schickt man dann gerade Euch, um in unser Dorf zu reiten? Warum keinen der drei Männer?“
    „Weil keiner von ihnen lesen und schreiben kann. Und mein Herr möchte im Vorfeld das eine oder andere schriftlich regeln.“
    „Aber warum kommt Ihr dann alleine?“
    „Weil die anderen bei der Kutsche bleiben müssen.“
    Gwen wollte gerade zur nächsten Frage ansetzen, als der leere Wagen ihnen entgegenkam. „Du drückst Dich vor der Arbeit?“, fragte der Knecht und hielt kurz neben Gwen.
    „Ich muss eine Besucherin ins Dorf bringen. Es dauert nicht lange.“ Gwen kannte den Knecht schon, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie wusste, dass seine Frage nicht ernst gemeint war. Myria wusste das aber nicht und bekam ein schlechtes Gewissen. Sie drehte sich sogleich zu Gwen und sagte: „Ich will nicht, dass Ihr meinetwegen Ärger bekommt.“
    „Nein, das ist schon in Ordnung.“
    „Aber ich halte Euch von der Arbeit ab. Das sieht Euer Herr bestimmt nicht gern.“ Innerlich schallt sich Myria, dass sie nicht von selbst darauf gekommen war, dass es vielleicht keine gute Idee gewesen war, die Hilfe der anderen Frau so gedankenlos in Anspruch zu nehmen.
    „Macht Euch keine Sorgen“, versicherte ihr Gwen und setzte ihren Weg Richtung Dorfmitte fort. „Meinem Vater gehört der Acker und ich helfe sozusagen freiwillig mit.“
    „Ihr setzt Euch freiwillig dieser Schufterei aus? Und das bei dieser Hitze?“
    „Glaubt mir, nichts ist so anstrengend wie meine Stiefmutter. Aber lassen wir das. Da vorne ist das Haus unseres Vorstehers. Unser Hof liegt direkt da hinten“, sie zeigte auf eines der größeren Gebäude einige hundert Meter entfernt. „Wenn Ihr fertig seid, kommt mit Eurem Pferd vorbei. Ich werde meiner Großmutter Bescheid geben. Falls Ihr die Hilfe überhaupt wollt.“
    „Danke, ich nehme das Angebot gerne an. Danke auch für das Wasser und die Wegbegleitung.“ Myria sah Gwen bei diesen Worten noch einmal tief in die Augen.
    „Gern geschehen“, sagte Gwen. Ihr stieg die Wärme ins Gesicht und sie fügte noch schnell hinzu: „Ich gehe dann schon mal vor. Bis später.“ Sie drehte sich um und ging in Richtung Hof. Dabei meinte sie, die Blicke der anderen in ihrem Rücken zu spüren. Sie musste sich zwingen, nicht noch einmal zurück zu schauen, sondern verschwand hinter der nächsten Hausecke. Dort, im Schatten, blieb sie erst einmal stehen und atmete tief durch. Dann schüttelte sie über sich selbst den Kopf  und machte sich auf den Weg zu ihrer Großmutter.
    Sie fand sie hinter dem Hof bei den Hühnern im Schatten. „Hallo Oma“, zur Begrüßung fiel sie ihr um den Hals, als hätten sie sich seit Wochen nicht gesehen.
    „Was ist denn mit Dir los?“, fragte ihre Großmutter erstaunt. „Bist Du verliebt?“
    „Was? Nein!“, erschrak Gwen über die Frage, „ich bin einfach nur froh, dass ich Dich habe“,

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