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Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert

Titel: Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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uns von kaum etwas so stark leiten wie von der äußeren Erscheinung, auch wenn uns das manchmal selbst nicht gefällt. Nicht, dass uns gutes Aussehen allein schon genügen würde, aber es ist eines der ersten Kriterien, die wir beachten. Erst später gewinnen andere Komponenten der Attraktivität, der Charakter der Person, ihre Persönlichkeit, Intelligenz usw. an Gewicht. Am Anfang aber dominiert meist das Äußere.
    Dazu ein kleines Gedankenexperiment. Stellen Sie sich vor, Sie lernen jemand übers Internet oder über eine Kontaktanzeige kennen. Sie schreiben E-Mails, Briefe, Sie telefonieren, tagelang, nächtelang. Sie verstehen sich gut. Dieser Mensch, nehmen wir an, es handelt sich um einen Mann, ist klug, einfühlsam, interessant. Also arrangieren Sie, nach einiger Zeit, ein Treffen. Ganz gespannt machen Sie sich auf zum vereinbarten Treffpunkt, nervös, und dann – sehen Sie ihn. Ja, das muss er sein. Der Mann mit der Zeitung in der Hand.
    Er sieht aber gar nicht so aus, wie Sie sich ihn vorgestellt haben. Sie sehen sich noch einmal um, aber es ist sonst niemand da. Er ist einen Kopf kleiner als Sie und in keiner, aber auch wirklich keinster Weise Ihr Typ. Die Frisur mit den vier neonleuchtenden Farben, na gut, sie ist nicht unoriginell. Aber der dicke Nasenring zum Beispiel gefällt Ihnen gar nicht (falls Sie auf eine schillernde Haarpracht stehen, stellen Sie sich bitte umgehend einen Glatzkopf vor!). In diesem Moment, Sie wissen es instinktiv, ist alles
vorbei: Dieser Mann wird wohl niemals Ihr Partner werden. Vielleicht ein Freund, wer weiß. Aber nicht Ihr Liebhaber.
    Aber warum eigentlich nicht? Wieso besitzt das Aussehen diese enorme Macht? Es soll doch nicht auf die äußeren, sondern auf die inneren Werte ankommen! Daran ist etwas Wahres. Ironischerweise jedoch bezieht das Aussehen eines Menschen, wie wir sehen werden, seine Macht zum Teil just daraus, dass es auch so oberflächlich ist.

Der Glaube wird Wirklichkeit
    Schöne Menschen sind vielleicht schon allein deshalb »gut«, weil wir sie dafür halten. Kein Experiment konnte diesen Effekt so eindrucksvoll zu Tage fördern, wie ein Versuch der amerikanischen Beziehungsforscherin Ellen Berscheid.
    Frau Berscheid und ihre Mitarbeiter luden eine Gruppe von Männern dazu ein, an einer Studie über die »Prozesse des gegenseitigen Kennenlernens« teilzunehmen. Die Männer sollten mit einer ihnen unbekannten Dame ein zehnminütiges Telefongespräch führen. Vor dem Gespräch zeigten die Psychologen den Männern ein Foto und machten ihnen weis, es sei ein Bild von der Frau, die sie nachher sprechen würden.
    Die eine Hälfte bekam die Polaroid-Aufnahme einer schönen, die andere Hälfte das Bild einer weniger attraktiven Dame zu Gesicht. Noch hatte keiner der Männer mit den Frauen auch nur ein Wort gesprochen. Und doch, gefragt nach dem ersten Eindruck, gingen die Meinungen bereits diametral auseinander.
    Diejenigen, die das Bild der Schönheit vor sich hatten, erwarteten eine humorvolle, ausgeglichene und sozial kompetente Gesprächspartnerin. Ganz anders die Männer aus der Gruppe mit der grauen Maus. Sie waren davon überzeugt, es müsse sich um eine ungesellige, ernste, nicht besonders geschickte Person handeln, die sie da gleich am Hörer haben würden. Das Bild hatte in einer klaren Erwartungshaltung der Männer gemündet. Einmal mehr bestätigte sich, dass wir Personen mit schönen Gesichtszügen auch gute Charakterzüge zuschreiben.
    Es folgte der zweite Teil des Versuchs, das Telefonat. Nun
zeigte sich die ganze Macht des Vorurteils. Denn in Wirklichkeit sprach keiner der Männer, wie die Psychologen ihnen weisgemacht hatten, mit der Frau auf dem Foto. Die Frauen, mit denen sie tatsächlich telefonierten, waren zufällig ausgewählte Studentinnen. Dennoch nahm das Gespräch einen völlig anderen Verlauf, je nachdem, ob die Männer glaubten, mit einer attraktiven oder unattraktiven Dame zu reden. Die Studentinnen selbst wussten natürlich nicht, dass den Männern ein Foto von »ihnen« vorlag.
    Das Erstaunlichste war: Im Laufe der kurzen Unterhaltung wurden die Studentinnen genau zu dem, was die Männer erwarteten. Die Psychologen hatten das Telefonat auf Band mitgeschnitten und die Äußerungen der Frauen von unabhängigen Beobachtern bewerten lassen. Das Urteil: Die Frauen, von denen die Männer glaubten, sie seien attraktiv, wurden als lebhaft, selbstsicher und sozial kompetent eingestuft. Die Damen dagegen, von denen die Männer meinten,

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