Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
sie seien unattraktiv, hielten die Zuhörer eher für zurückgezogen, unsicher und ungeschickt. Die Erwartung der Männer war zur Wirklichkeit geworden.
Der Grund für diesen Effekt wurde klar, als man die Gesprächsteile der Männer analysierte. Glaubten sie, ihre Telefonpartnerin sei schön und humorvoll, waren die Männer zu Scherzen aufgelegt. Ihre Stimmung war gut. Auch die Frau reagierte daraufhin mit Humor. Meinten die Männer, eine unattraktive Partnerin in der Leitung zu haben, sprachen sie eher seriöse Themen an, was auch ihre Gesprächspartnerin ernst werden ließ. So erfüllte sich die Prophezeiung der Männer von selbst. Aus ihrem Glauben wurde Realität. [79]
Wenn bereits ein Telefonat von zehn Minuten derart dramatische Auswirkungen haben kann, fällt es nicht schwer, sich auszumalen, was die Folgen sind, wenn jemand sein ganzes Leben lang eine Vorzugsbehandlung erfährt. Stück für Stück könnte der schöne Schein zur Wirklichkeit werden.
Am Ende müssen wir uns vielleicht nicht wundern, wenn die attraktiveren Zeitgenossen unter uns genau das sind, wofür wir sie von Anfang an gehalten haben – netter, geselliger, selbstbewusster. Um Sappho zu präzisieren: Wer schön ist, wird »gut«.
Wenn das stimmt, würde auch die Wahl eines attraktiven Partners zu mehr als einer rein oberflächlichen Wahl werden. Wenn es wirklich so ist, dass manche Prophezeiungen »von selbst« in Erfüllung gehen, dann könnte die äußere Schönheit einer Person bis zu einem gewissen Grad ein Indikator ihrer inneren Schönheit sein. Das scheinbar irrationale Auswahlkriterium Schönheit bekäme so einen tieferen Sinn.
Aber ist das wirklich so? Was sagt die Wissenschaft dazu? Bislang gibt es zu dieser Frage nur wenig Ergebnisse. Diese allerdings deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen der äußeren und der inneren Schönheit geben könnte. So werteten die Psychologin Judith Langlois und ihre Kollegen von der Universität von Texas in Austin Hunderte von Studien zum Thema Schönheit aus. Attraktive Menschen, lautete das Fazit, werden tendenziell besser behandelt als weniger attraktive, und das kann schon im Kindheitsalter beginnen. Später im Leben sind Schönheiten oftmals beruflich erfolgreicher, beliebter und selbstbewusster als andere. [80]
Doch auch wenn sich diese Befunde bestätigen sollten, heißt das noch lange nicht, dass es im Leben vor allem auf ein schönes Gesicht ankommt. In vielen Bereichen spielt unser Aussehen bekanntlich nur eine untergeordnete oder auch gar keine Rolle. Darüber hinaus hat man als schöner Mensch, besonders als Frau, nicht selten mit lästigen Klischees zu kämpfen, nach dem Motto: »Die hat es ja nur auf Grund ihres Aussehens so weit gebracht.« Selbst die Schönheit hat ihre Schattenseiten.
Wie eine verhängnisvolle Affäre entsteht
Kennen Sie diese Geschichten? Da ist die Frau, die sich in einen Mann verliebt, weil er so »anders«, so »frei« ist. Weil er sich nicht um Konventionen kümmert, das Leben zu genießen weiß, nicht alles so ernst nimmt. Ein paar Monate später sprechen Sie die Frau wieder – was aus ihrer Liebe geworden ist? Nichts. Sie hat sich getrennt. Ja, anfangs war alles noch schön, aber bald empfand sie den Mann als kindisch. Und wie soll man sich auf jemanden einlassen, der sich auf nichts festlegen will? Unmöglich.
Da ist der Mann, der von der Klugheit und dem Selbstbewusstsein einer Frau beeindruckt ist. Später empfindet er die gleiche Frau als belehrend und dominant. Oder die Frau, die den erfolgreichen Unternehmensberater sexy findet, weil er weiß, was er will. Weil er so ehrgeizig ist. Und dann? Schon nach kurzer Zeit beklagt sie sich darüber, dass er vor 22 Uhr 30 nie zu Hause ist. Und muss es denn wirklich sein, dass man auch am Wochenende ständig nur die Firma im Kopf und das Handy am Ohr hat?
Alle diese Geschichten scheinen einem ähnlichen Untergangsmuster zu folgen. Nur ein Zufall? Oder haben wir es mit einem Klischee zu tun?
Weder noch, sagt die Psychologin Diane Felmlee von der Universität von Kalifornien in Davis. Gerade die Eigenschaften einer Person, die uns anfangs zu ihr hinziehen, sind später nicht selten der Auslöser dafür, weshalb wir uns von diesem Menschen wieder trennen. »Fatal attraction« nennt die Forscherin das.
Die Psychologin erkundigte sich bei 301 Studenten und Studentinnen danach, woran ihre letzte Beziehung gescheitert war. In 88 Fällen, also knapp 30 Prozent, tauchte das Muster einer
Weitere Kostenlose Bücher