Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
Spritze. Die Wissenschaftler injizierten dem Weibchen einen
Stoff, der die Wirkung des Oxytocins hemmt, während der Mäuserich einen Vasopressin-Blocker eingespritzt bekam.
Die kalte Dusche, so der Befund, schien zwar dem hemmungslosen Sex nicht den geringsten Abbruch zu tun. Allerdings war nach der Liebesnacht von der üblichen Treue keine Spur. Von einer festen Bindung wollten die Wühlmäuse nichts wissen, im Gegenteil, sie verhielten sich, als sei die Affäre nichts gewesen als eben das: eine Affäre, ein bedeutungsloser One-Night-Stand.
Umgekehrt ließ sich mit Hilfe der beiden Bindungsmoleküle auch ohne Orgasmus-Orgie eine feste Beziehung zwischen zwei Mäusen herstellen. Verabreichten die Wissenschaftler einem Wühlmausweibchen in der Gegenwart eines Männchens Oxytocin, schmiegte es sich an den Mäuserich, als hätte es die schönste Nacht ihres Lebens nur ihm zu verdanken. Der Mäuserich seinerseits verwandelte sich mit einer Vasopressin-Behandlung prompt in einen hingebungsvollen Gatten, der Nebenbuhler eifrig vertrieb. Darüber hinaus legte er jungen Artgenossen gegenüber ein geradezu vorbildliches Vaterverhalten an den Tag, und das alles ganz ohne Sex! [170]
Fazit: Oxytocin und Vasopressin sind die Stoffe, aus denen Mäuse-Ehen entstehen.
Kapitel 4 Eifersucht
Keine Macht mehr über die Gefühle
Sonja ist 20 Jahre alt, als sie zusammenbricht. Plötzlich lässt sich ihre linke Körperseite nicht mehr bewegen, sie ist gelähmt. Sofort wird die junge Frau ins Krankenhaus gebracht, wo man ein Röntgenbild ihres Kopfes macht. Die Diagnose: Ein Infarkt in der rechten Gehirnhälfte. [179]
Nach diesem Schicksalsschlag kommt bald die Erleichterung. Die junge Frau erholt sich rasch. Alles deutet darauf hin, dass sie mit dem Schrecken davongekommen ist. Schon wenige Wochen später geht es ihr wieder gut. Die Ärzte meinen bereits, sie sei wieder ganz in Ordnung. Ab und zu empfindet sie noch eine leichte Schwäche des linken Arms und Beins, aber mit regelmäßigen Gymnastik-Übungen bessert sich ihr Zustand von Tag zu Tag. Die Konzentrationsfähigkeit, sagt Sonja, habe etwas nachgelassen, trotzdem schafft sie ihre Hochschulprüfungen und bekommt einen Job als Managerin.
Alles scheint normal.
Doch dann, zwei Jahre nach dem Schlaganfall, lernt Sonja einen jungen Mann kennen, und ihr Leben gerät aus den Fugen. Erst jetzt stellt sich heraus, dass der Gehirnschock doch seinen Tribut fordert. Anfangs ist sie glücklich in der Beziehung. Aber im Verlauf der nächsten drei Jahre ändert sich etwas.
Die Frau entwickelt eine rasende Eifersucht. Es fängt mit kleinen Verdächtigungen an. Bald kreist in ihrem Kopf alles nur noch darum, wie ihr Freund sie mit anderen Frauen betrügen könnte. Was treibt er schon wieder so lange auf der Arbeit? Hinter welcher Kollegin ist er diesmal her? Überall wittert Sonja, die früher nie unter solchen Gefühlen gelitten hat, den Seitensprung. Harmlose
Nachbarinnen verwandeln sich vor ihren Augen in sexhungrige Nymphomaninnen, mit denen ihr Freund sich hinter ihrem Rücken vergnügt. Einmal hat sie sogar Angst, mit ihm ins Kino zu gehen, weil sie davon überzeugt ist, er hätte es auf eine der Schauspielerinnen im Film abgesehen.
Sonja leidet. Sie spürt, dass sie dabei ist, ihre Partnerschaft zu ruinieren, aber sie ist machtlos gegenüber ihren Gefühlen. Als die Beziehung kurz vor dem Aus steht, droht sie damit, sich die Pulsadern aufzuschneiden.
In ihrer Verzweiflung sucht die Frau Hilfe bei ihrem Hausarzt, der ihr prompt ein Antidepressivum verschreibt. Nur ein paar Tage später, als Sonja ihren Freund einmal mehr der Untreue bezichtigt, kommt es zu einem heftigen Streit. Sonja hält es nicht mehr aus. Sie greift zu ihrem Medikament, nimmt eine Überdosis – schluckt 30 Tabletten des Antidepressivums auf einen Schlag.
Erneut landet sie im Krankenhaus, wo sie ins Koma fällt. Als es zu Herzrhythmusstörungen kommt, müssen die Ärzte die junge Frau sogar reanimieren.
Sonja überlebt nur knapp. Doch wieder erholt sie sich schnell, zumindest körperlich. Psychisch nämlich geht es ihr schlechter denn je. Sie wünscht sich, sie wäre gestorben. Am meisten quält sie ihre immer wiederkehrende Eifersucht ...
Sonja, ratlos, entschließt sich, ein Zentrum für Psychiatrie aufzusuchen. Ganz sicher sei sie sich nicht, ob ihr Freund wirklich fremdgehe, erzählt sie dort, sie könne aber ihre Gedanken daran nicht abstellen.
Auf Anregung der Experten beginnt sie eine Behandlung
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