Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
darin, dass er ein Kuckucksei untergeschoben bekommt.
In diesem Fall hinterlässt er nicht nur selbst keinen Nachwuchs, sondern versorgt das Kind seines Konkurrenten und steckt seine Zeit und Energie in fremde Gene.
Männer, so glauben Forscher, versuchen, eine solche genetische Fehlinvestition möglichst zu vermeiden. Einen besonders originellen Hinweis dafür fanden die Psychologen Steven Platek, Gordon Gallup und ihre Kollegen von der State University of New York in Albany. Sie entdeckten, dass ein Mann umso bereitwilliger in die Pflege eines Kindes investiert, je ähnlicher ihm das Kind sieht.
Von jeder männlichen Versuchsperson machten die Forscher ein Foto. Dann nahmen sie das Bild eines Kindes und schleusten am Computer Gesichtszüge des Mannes in das Kindergesicht. Anschließend legten die Wissenschaftler den Männern die manipulierten Kindergesichter zur Beurteilung vor.
Das Ergebnis: Je mehr Gesichtszüge das Kind vom Mann besaß, desto eher war dieser bereit, das Kind zu adoptieren, ihm 50 Dollar zu schenken oder seine Zeit mit ihm zu verbringen. Bei Frauen hatte eine vergleichbare Gesichtermanipulation umgekehrt so gut wie keinen Einfluss auf ihre Bereitschaft zum »Bemuttern«. [196]
Was folgt aus der männlichen Angst vor dem Kuckucksei? Nun, falls er merkt, dass seine Partnerin Gefühle für einen anderen Mann entwickelt, ist das zwar beunruhigend. Die Gefahr eines Kuckuckseis wird aber erst dann konkret, wenn sie mit dem Rivalen ins Bett geht. Deshalb ruft beim Mann nichts so sehr Eifersuchtsgefühle hervor wie sexuelle Untreue.
Für unsere Vorfahrin sah die Situation etwas anders aus. Auch für sie war ein Seitensprung ihres Partners schlimm, keine Frage. Rein biologisch gesehen aber war es für sie noch verhängnisvoller, wenn sich ihr Mann in die Rivalin verliebte. Denn jetzt war das Risiko groß, dass er sie zu Gunsten der Konkurrentin sitzen und sie mit ihrem Nachwuchs alleine ließ. Deshalb, spekulieren Wissenschaftler, fühlt sich die Frau von einer emotionalen Untreue mehr verletzt als von einem »bedeutungslosen« Seitensprung.
Was aber haben diese archaischen Gesetze überhaupt noch mit unseren Gefühlen zu tun? Auch wenn sich die Zeiten geändert
haben und sich das Leben eines Managers im modernen München mit dem Alltag eines Australopithekus im alten Afrika wahrlich nicht vergleichen lässt, so könnten wir dennoch die Emotionen unserer Vorfahren geerbt haben. Der Homo sapiens von heute hat nämlich immer noch die Gene und damit zum Teil auch die Gefühle von gestern. Dafür spricht auch, dass die Hirnbereiche, die unsere Gefühle maßgeblich hervorbringen, zu den entwicklungsgeschichtlich älteren Hirnteilen gehören.
Das Geflüster der Gene
Vor dem Hintergrund unserer Entwicklungsgeschichte lässt sich nicht nur der Unterschied zwischen den Geschlechtern verstehen. Es kommt noch ein Aspekt hinzu. Es reicht, wenn sich eine Frau ein einziges Mal auf einen Konkurrenten einlässt – schon könnte das Kuckucksei gelegt sein. Aus dieser Sicht kann es sich der Mann nicht leisten, eine entspannte Haltung einzunehmen und auch mal fünf gerade sein zu lassen, wenn sich seine Partnerin einem Nebenbuhler hingibt.
Kein Wunder also: Männer legen nicht nur mehr Wert auf die sexuelle Treue ihrer Partnerin als umgekehrt Frauen, wie der Psychologe Buss in seiner Befragung quer durch 37 Kulturen feststellen konnte. [197] Es fällt ihnen auch schwerer, einen Seitensprung zu verzeihen – ihr erster Instinkt besteht dann darin, die Beziehung zu beenden. [198] In einer Untersuchung an 160 Kulturen ergab sich, dass die Untreue der Frau für Männer Scheidungsgrund Nummer eins ist. [199]
Dabei ist die Trennung noch eine verhältnismäßig harmlose Reaktion. Manche Männer treibt ein Fremdgehen ihrer Frau, und sei es nur ein mögliches, drohendes oder eingebildetes, bis zum Äußersten: Das häufigste Motiv beim Mord des Ehemannes an der eigenen Gattin ist, so legen einige Statistiken nahe, sexuelle Eifersucht. [200]
Da Frauen, vernünftig wie sie sind, allgemein weniger zu Gewalt neigen, sind die Folgen ihrer Eifersucht auch weniger brutal
als die des Mannes. Und doch kann auch für die Frau die Untreue des Mannes zum Verhängnis werden. Er muss sich nur einmal in eine andere vergucken, schon besteht die Gefahr, dass sie bald allein dasitzt, und das womöglich mit Kindern, um die sich kein anderer Mann kümmern will.
Damit sind wir beim Kern des Problems. Wohl niemand regt sich über ein
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