Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
den Untersuchungen ergab sich das gleiche Resultat: Männer leiden mehr unter der sexuellen, Frauen mehr unter der emotionalen Untreue. [194] Warum ist das so?
Die Alarmanlage im Kopf
Warum gibt es überhaupt Eifersucht? Keiner ist gern eifersüchtig. Eifersucht stört. Eifersucht zerstört. Das Gefühl trägt nicht gerade zur Harmonie einer Beziehung bei, im Gegenteil: Viele von uns empfinden einen eifersüchtigen Partner als ausgesprochen lästig.
Warum ist das Gefühl dennoch so weit verbreitet? Für die Antwort auf diese Frage müssen wir ein letztes Mal unsere Vorfahren bemühen.
Nehmen wir an, Sie sind ein solcher Vorfahre, und Ihnen ist das Gefühl der Eifersucht vollkommen fremd. Monate, vielleicht sogar Jahre, haben Sie nach einem passenden Partner gesucht. Schließlich ist es Ihnen gelungen, ein besonders wertvolles Exemplar des anderen Geschlechts an sich zu binden.
Nun kommt ein Rivale vorbeigelaufen, der, wie Sie, Platons Problem lösen will, und zwar mit Hilfe Ihres Partners. Er fängt an, mit ihrem Partner zu flirten. Dieser flirtet zurück. Sie sehen zu, wie der Konkurrent dabei ist, Ihnen Ihre mühsam ergatterte Hälfte abzuluchsen. Und was machen Sie? Nichts. Mit stoischer Gelassenheit sehen Sie zu, was als Nächstes passiert: Ihr Partner brennt mit dem anderen durch und verlässt Sie. Sie sind wieder allein.
Einerseits können Sie sich glücklich schätzen, dass Ihnen das unerträgliche Gefühl der Eifersucht erspart geblieben ist. Der Haken ist nur, dass Sie keine Nachkommen hinterlassen, die Ihr sorgenfreies Gemüt erben könnten. Ihre Gene für Gelassenheit gehen mit Ihnen zu Grunde. Ihre unbekümmerte Art, so angenehm sie für Sie und andere sein mag, ist, entwicklungsgeschichtlich gesehen, eine Niete.
Wir sind ganz offenbar die Nachkommen von Vorfahren, die alles andere als unbekümmert auf Rivalen reagiert haben. Sobald sie merkten, dass ein Konkurrent sich anschickte, ihren Partner zu ködern, schrillten in ihrem Kopf sämtliche Alarmglocken. Sie wiesen ihren Partner zurecht. Mal überhäuften sie ihn mit Aufmerksamkeit und Liebesbeweisen, mal schimpften sie mit ihm. Sie wurden wütend. Sie begannen, ihren Partner zu kontrollieren, spionierten ihm nach. Sie redeten schlecht über den Nebenbuhler, streuten Gerüchte. Gut möglich, dass sie ihm drohten, mit ihm kämpften, ihn verletzten oder sogar töteten. Sie rangen um die Liebe ihres Partners, und manchmal taten sie es um jeden Preis.
Zugegeben, das klingt nicht unbedingt sympathisch. Dennoch haben sich die teilweise schmutzigen Taktiken unserer Vorfahren
als mehr oder weniger erfolgreich herausgestellt. Vereinfacht gesagt: Gene sind egoistisch, rücksichtslos und interessieren sich nicht im Geringsten dafür, auf welche Weise sie weitergegeben werden. Hauptsache, sie werden weitergegeben.
Gerade die begehrtesten Menschen laufen nicht immer frei auf dem Markt herum. Gerade weil sie so begehrt sind, sind sie schnell vergeben, wenn wir Glück haben, an uns. Aber wäre es nicht seltsam, wenn wir die Einzigen wären, die sich für unseren attraktiven Partner interessierten? Wir müssen also damit rechnen, dass da draußen so manche Konkurrenz herumläuft, die darauf lauert, uns den Partner auszuspannen.
Um dieser Gefahr entgegenzutreten, hat sich die Natur eine Abwehrstrategie ausgedacht: Eifersucht. Es ist eine Strategie, die alles andere als perfekt ist. Aber sie hat sich, in manchen Situationen, als wirksamer herausgestellt als Gleichmut und Gelassenheit.
»Mama’s baby, papa’s maybe«
Das aber erklärt noch nicht, warum Männer und Frauen auf verschiedene Auslöser unterschiedlich reagieren. Wieso steht, der Tendenz nach, beim Mann der Sex im Mittelpunkt, und warum legt die Frau mehr Wert auf Gefühle?
Wie erwähnt, tragen Frauen die alleinigen Kosten der Schwangerschaft. Männer müssen, wenn sie wollen, für ihren Nachwuchs nichts außer ein paar Spermien investieren.
Das ist ungerecht, doch dafür zahlen die Männer einen hohen Preis: Sie können sich nie ganz sicher sein, ob das Kind, das ihre Frau bekommt, auch ihr Kind ist. Der US -Psychologe Buss zitiert in diesem Zusammenhang die Weisheit eines afrikanischen Stammes, die den Unterschied der Geschlechter auf den Punkt bringt: »Mama’s baby, papa’s maybe«. [195]
Während die Frau sich also stets 100 Prozent sicher ist, die Mutter ihrer Kinder zu sein, bleibt beim Vater immer ein Hauch von Unsicherheit. Dabei besteht der größte genetische Albtraum des Mannes
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