Die Liebe Und Wie Sich Leidenschaft Erklaert
bisschen Eifersucht auf. Ist sie am Ende nicht auch ein Liebesbeweis? Ist sie nicht auch ein Ausdruck von Leidenschaft?
Was uns aber stört, ist, wenn die Leidenschaft über das Ziel hinausschießt. Wenn uns der Partner ständig ohne jeden Grund verdächtigt. Wenn schon der leiseste Verdacht Misstrauen auslöst. Wenn das Misstrauen dazu führt, dass der Partner anfängt, uns nachzuspionieren, und er uns am liebsten wegsperren würde. Ganz zu schweigen davon, wenn die Eifersucht zu Gewalt führt.
Das heißt: Nicht die Eifersucht als solche ist das Problem, sondern die Tatsache, dass die Alarmanlage namens Eifersucht so empfindlich eingestellt ist und selbst dann lautstark losheult, wenn weit und breit keine Gefahr in Sicht ist.
Vermutlich gibt es auch für diese Überempfindlichkeit einen Grund, der mit unserer Entstehungsgeschichte zusammenhängt. Stellen Sie sich vor, Sie gehen als Steinzeitmensch durch den Urwald und meinen, eine Schlange zu sehen. Sie zucken zusammen. Sie werden panisch, Sie versuchen die Schlange mit allen Mitteln zu verscheuchen, um dann zu entdecken, dass es sich nicht um eine giftige Schlange, sondern nur um einen harmlosen Stock handelt. Was für eine überflüssige, sinnlose Reaktion, könnte man meinen. Doch besser einmal eine Schlange sehen, wo ein Stock ist, als ein einziges Mal eine hochgiftige Schlange zu übersehen. Es ist nicht gerade ein Verhalten, das man als besonders souverän oder »cool« bezeichnen könnte. Aber ein Ahne, der auch dann reagierte, wenn gar keine Gefahr vorlag, hatte schlicht bessere Überlebensaussichten als sein unbekümmerter Artgenosse, der einmal zu spät reagierte.
So verhält es sich auch mit der Eifersucht. Denken wir an die Fortpflanzung unserer Vorfahren, so war es für sie besser, einmal
ein Indiz für Untreue, sei es eine emotionale oder sexuelle, zu sehen, wofür es keinen Anlass gab, als ein einziges Mal eine tatsächliche Untreue zu übersehen. Sprich: Lieber eine Anlage, die etwas zu sensibel eingestellt ist und schon beim leisesten Verdacht auf einen Einbrecher Alarm schlägt, als eine, bei der uns auch mal ein Dieb durch die Lappen geht.
Wohlgemerkt: Bei all diesen Überlegungen handelt es sich um ein hypothetisches Szenario, mit dem Forscher versuchen, unsere Eifersucht zu verstehen. Es geht dabei nicht um einen Freibrief für hemmungslose Eifersucht. Verstehen heißt nicht automatisch Verständnis. Außerdem: Wir sind keine Sklaven unserer Gene. Die Gene diktieren nicht unser Verhalten. Aber sie flüstern.
Ich glaube, wir sollten dieses Flüstern zur Kenntnis nehmen. Was wäre die Alternative? Unser Erbe zu leugnen? Wegschauen ändert ja nichts an den Gefühlen, die wir haben. Jeder weiß, dass es Eifersucht gibt und wie stark das Gefühl sein kann. Jeder weiß auch, dass der Hinweis auf die Gene nichts entschuldigt.
Im Gegenteil: Seinem Erbe ins Gesicht zu sehen ist der erste Schritt, das eigene Verhalten in den Griff zu bekommen. Gerade wenn man den Hintergrund der Eifersucht kennt, fällt es einem leichter, dem Geflüster der Gene nicht ohne Prüfung auf den Leim zu gehen.
Zumindest geht es mir so. Jetzt, da ich weiß, dass meine Alarmanlage namens Eifersucht allzu empfindlich eingestellt ist, stelle ich mir, sobald das Gefühl auftaucht, die Frage, ob es für meine Befürchtungen auch einen realen Grund gibt. Meist komme ich zu dem Schluss, dass mir die Gene wieder mal einen Streich spielen und es sich um einen falschen Alarm handelt. (Na gut, ich ärgere mich dann zwar immer noch tierisch, aber ich kann meinen Ärger zumindest etwas besser, objektiver einordnen – und manchmal gelingt es mir so tatsächlich, gelassener damit umzugehen.) [201]
Ewig lockt das Weib
Die Feststellung, dass die Alarmanlage empfindlich ist, heißt allerdings nicht, dass es gar keine Einbrecher gibt. Nur weil wir unter Verfolgungswahn leiden, bedeutet das noch nicht, dass man nicht hinter uns her ist!
Schon allein die Tatsache, dass sowohl Männer als auch Frauen Eifersuchtsgefühle empfinden, weist vielmehr darauf hin, dass auch beide eine Schwäche fürs Fremdgehen haben. Es macht schließlich keinen Sinn, eine Abwehrstrategie für eine Bedrohung zu entwickeln, die überhaupt nicht existiert. Dabei gibt es ein Geschlecht, das notorisch schwächer ist als das andere: der Mann.
In einer großen, den ganzen Globus umspannenden Studie konnte das erst kürzlich wieder demonstriert werden. So legte der Psychologe David Schmitt von der Bradley
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