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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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schmetterte und mit beiden Füßen darauf herumzutrampeln begann, das Antlitz wutverzerrt, Schaum vor den Lippen.
    Diejenigen unter den Zuschauern, denen die jüngste Ausgabe der »Glücklichen Familie« schon bekannt war, fühlten jedoch keinerlei Mitleid mit dem Wütenden. Sie fanden die Geschichte vom Papagei womöglich noch älter und abgestandender als den ebenso geschmacklosen Schwiegermutterwitz. Wirklich, diesem von Ehrgeiz zerfressenen Möchte gern war kein Mittel zu billig, um für sich Reklame zu machen …
    Zu Hause angelangt, entdeckte Tolaat Shani einen Zettel, auf dem seine Frau mitteilte, dass sie zu ihrer Mutti zurückgekehrt sei, weil sie nicht länger mit einem Wahnsinnigen leben wolle.
    In den Nachbarwohnungen hörte man deutlich die Geräusche der Axthiebe, mit denen Tolaat Shani das Mobiliar seines Heims zertrümmerte. Aber niemand schritt ein. Nach den jüngsten Veröffentlichungen zu schließen, war es um den Geisteszustand des Wohnungsinhabers ohnehin schlecht bestellt und man musste Vorsicht walten lassen.
    Nachdem Tolaat Shani seine Wohnung demoliert hatte, ergriff er ein rostiges Küchenmesser, stürmte zum Redaktionsgebäude der »Glücklichen Familie« und drang brüllend in das Büro des Chefredakteurs ein.
    »Hund! Bastard! Schurke! So sieht Ihre Entschuldigung aus?!«
    »Meine Entschuldigung?« Der Chefredakteur blieb ruhig sitzen. »Sie belieben zu scherzen, junger Mann. Ich soll mich für die kostenlose Reklame entschuldigen, um die Sie mich unausgesetzt anbetteln? Statt dass Sie mir dankbar sind für die witzsprühende Glosse, die ich aus dem trostlosen Geschreibsel Ihres Briefes gemacht habe? Sind Sie verrückt?« Die Stimme des Chefredakteurs wurde drohend. »Und tun Sie endlich das Messer weg, sonst fliegen Sie in hohem Bogen hinaus!«
    Tolaat Shani, der im Umgang mit Chefredakteuren beliebter Wochenmagazine wenig Erfahrung hatte, ließ das Messer fallen und glotzte sein Gegenüber entgeistert an. Erst nach einer Pause vermochte er sich zu einem zaghaften Widerspruch aufzuraffen.
    »Mein Brief … ich habe … in meinem Brief kein Wort von einem Papagei …«
    »Ihr Brief wurde für den Druck ein wenig eingerichtet«, erwiderte der Chefredakteur eiskalt. »Das behalten wir uns bei allen Zuschriften vor. Oder sind wir vielleicht Ihr persönliches Sprachrohr, in dem Sie sich nach Belieben äußern können? Was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Nur eine Korrektur. Eine ganz kleine Korrektur, ich bitte Sie. Für mich ist das alles kein Spass. Meine Schwiegermutter spricht nicht mehr mit mir, seit mir meine Frau davongelaufen ist. Ich bin verzweifelt.«
    Tolaat Shani begann leise zu schluchzen.
    »Schon gut, schon gut«, brummte der Chefredakteur, ein im Grunde weichherziger Mensch. »Die enorme Verbreitung unseres beliebten Wochenmagazins beruht zwar auf dem Vertrauen der Leserschaft in die Zuverlässigkeit unserer Informationen, aber diesmal wollen wir ausnahmsweise eine Ausnahme machen. Wir werden in unserer nächsten Nummer eine kleine Richtigstellung veröffentlichen, natürlich nicht trocken und amtlich, sondern in witziger, eleganter Verpackung.«
    Ein Qualschrei aus der Brust des Gemarterten unterbrach ihn. »Nein! Nein!! Nichts Witziges! Nichts Elegantes!«
    Auf den Knien rutschte Tolaat Shani vor den Sessel des Chefredakteurs und hob flehend und zitternd beide Hände.
    Der auf ein Klingelzeichen herbeigeeilte Ziegler hob ihn auf und geleitete ihn zur Tür hinaus.
    Der Chefredakteur sah ihm kopfschüttelnd nach.
    »Unglaublich, wie tief sich ein Mensch für ein bisschen Publicity entwürdigt …«
    »Die Schwiegermutter antwortet nicht«, lautete der Titel einer kleinen Glosse, die in der nächsten Nummer der › Glücklichen Familie ‹ erschien und folgenden Wortlaut hatte:
    »Tolaat Shani, dessen erfolgloses Stück nunmehr endgültig aus dem Spielplan verschwunden ist, verbringt seine reichlich bemessene Freizeit auf dem Golfplatz. Bei einem kollegialen Zusammentreffen mit unserem dortigen Korrespondenten gab er seinem › leichten Befremden ‹ darüber Aus druck, dass wir ein paar allseits belachte Anekdoten über seine Schwieger mutter veröffentlicht haben, an der er in großer Liebe zu hängen angibt.
    › Für mich ist das alles kein Spass ‹ , sagte der Schriftsteller wörtlich. › Meine Schwiegermutter spricht nicht mehr mit mir. ‹
    › Zürnt sie Ihnen so sehr? ‹
    › Schlimmer. Sie hat sich den Kiefer verrenkt und kann ihre Zunge nicht bewegen. ‹
    ›

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