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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Zeit zu Zeit meine fiebrig vertrockneten Lippen. Die Invasion glückte. Der maniakische Bulle fiel auf unseren primitiven Trick herein und ließ uns glatt passieren.
    Aus Sicherheitsgründen machten wir einen Umweg durch mehrere andere Abteilungen. Als Abteilung 14 in Sicht kam, riss jemand mein Leintuch zurück.
    »Sie sind schon wieder da?«, brüllte Dr. Gebennehmer. »Sie sind wohl wahnsinnig?«
    »Jetzt ist nicht der Augenblick zum Scherzen«, sagte ich gepresst. »Ich sterbe.«
    »Was ist geschehen?«
    »Eine Schlange hat mich gebissen.«
    Dr. Gebennehmer erbleichte und zog mich persönlich in sein Ordinationszimmer. Gerade, dass ich die Pfefferminzbonbons noch an die beste Ehefrau von allen weitergeben konnte.
    »Rasch«, flüsterte ich, »und küsst Tante Ilka von mir.«
    Die andern machten sich aus dem Staub und ließen mich in Dr. Gebennehmers Klauen. Dr. Gebennehmer hantierte bereits an seinen Spritzen und Phiolen herum und kündigte an, dass er mich jetzt mit Curare vollpumpen werde, dem einzigen zuverlässigen Antitoxin gegen Schlangengift. Mir wurde ein wenig unbehaglich zumute. Mehr als das: Ich begann mich zu fragen, ob ich mich hier wirklich malträtieren und vielleicht vergiften lassen müsse, nur weil Tante Ilka vor ihrer Operation unbedingt Pfefferminzbonbons lutschen wollte? Ich beantwortete diese Frage mit Nein, war mit einem Satz aus dem Zimmer draußen, rannte in den Hof und sprang auf einen der Trolleywagen, die zwischen den einzelnen Abteilungen verkehrten.
    »Los!« zischte ich dem Fahrer zu. »Egal wohin! Fahren Sie!«
    In einer entfernten Abteilung mischte ich mich unter die Besucher und entkam.
    Am Abend stieß ich wieder zu meiner Familie. Tante Ilka, so hörte ich, wäre in bester Verfassung und nur etwas beleidigt, weil ich sie nicht besucht hatte. Sie wünschte sich Schweizer Illustrierte. Meine Schwiegereltern schlugen vor, einen Schacht unter den Stacheldraht zu graben. Aber das hätte mindestens drei Tage in Anspruch genommen und so lange konnten wir Tante Ilka unmöglich ohne Besuch und ohne Illustrierte lassen. Andererseits konnten wir jetzt keine Kollektivbesuche mehr riskieren, sondern mussten uns mit Einzelaktionen begnügen. Also warf ich mich am nächsten Tag wieder in den Friseurmantel, der am Rücken zugeknöpft wurde und vollendete meine Kostümierung mit einer dicken Brille und einer Zuckerbäckermütze.
    Am Krankenhaustor stand wieder der bullige Maniake. Rasch band ich mir ein Taschentuch vors Gesicht, ging in teutonischem Stechschritt an ihm vorbei und ließ ein scharfes »Jawoll« hören, worauf er die Hacken zusammenschlug. Ich stelzte inspizierend durch die Abteilungen 11 und 12 und näherte mich der Abteilung 13, als ich mich am Arm gepackt fühlte.
    »Gott sei Dank, dass Sie hier sind, Herr Professor! Kommen Sie schnell! Eine dringende Operation …«
    »Bedaure, Dr. Gebennehmer«, murmelte ich hinter meiner Maske hervor, »ich bin außer Dienst.«
    »Aber es ist ein dringender Fall, Herr Professor!«
    Dr. Gebennehmer zerrte mich in den Operationssaal und ehe ich wusste, wie mir geschah, hatte ich mir die Hände gewaschen und stand unter den Halogenleuchten. Da wurde auch schon die Pritsche mit dem Patienten hereingerollt.
    »Hast du die Schweizer Illustrierten mitgebracht?«, fragte Tante Ilka.
    »Sie halluziniert bereits«, sagte Dr. Gebennehmer und versetzte Tante Ilka eilig in den Zustand der Bewusstlosigkeit.
    Auch ich fühlte mich einer Ohnmacht nahe. Schließlich hatte ich noch nie einen Meniskus operiert, schon gar nicht an meiner eigenen Tante.
    Als die Operationsschwester mich fragte, ob ich ein kleines oder ein großes Skalpell wünsche, wandte ich mich in plötzlichem Entschluss zu Dr. Gebennehmer.
    »Bitte übernehmen Sie.«
    Dr. Gebennehmer errötete vor Stolz und Freude. Es war das erste Mal, dass ein Professor ihm freie Hand für eine Operation ließ und er begann sofort, Tante Ilkas Knie aufzuschneiden. Das Gefühl, das dabei in mir hochstieg, glich jenem, mit dem ich gelegentlich in unserer Küche das Tranchieren von Hühnerschenkeln beobachtete, obwohl ich sie dann ganz gern esse, am liebsten mit Gurkensalat.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich mühsam und verließ ein wenig taumelnd den Operationssaal. Draußen nahm ich sofort die Maske ab, um Atem zu holen. In diesem Augenblick kam der maniakische Portier vorbei, klopfte mir freundlich auf die Schulter und sagte:
    »Sehen Sie – heute können Sie Ihre kranke Tante besuchen!«
    Ich hatte

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