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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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vollkommen übersehen, dass es Donnerstag war und kurz nach 15 Uhr. Eigentlich hätte mir das auffallen müssen. Es war nämlich kein einziger Besucher im ganzen Krankenhaus.

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    Der Chefredakteur des beliebten Wochenmagazins »Die glückliche Familie« bestellte den Leiter der Literatur- und Sportrubrik zu sich.
    »Ziegler«, sagte er, »unser beliebtes Wochenmagazin wird immer langweiliger. Wenn das so weitergeht, verkauft man es demnächst in den Apotheken als Schlafmittel. Haben Sie einen zwanzig Zeilen langen Witz auf Lager?«
    »Jawohl«, antwortete Ziegler und brach in einen vorsorglichen Lachkrampf aus. »Zufällig habe ich gestern Abend eine zum Brüllen komische Geschichte gehört. Der Buchhalter Zungspitz kommt zum Chef und sagt: › Herr Chef, ich möchte zum Begräbnis meiner Schwiegermutter gehen. ‹ Sagt der Chef: › Wissen Sie was, Zungspitz? Ich auch! ‹ Sie verstehen. Auch der Chef möchte seine Schwiegermutter gerne begraben. Köstlich, was?«
    »Eine alte, idiotische Geschichte. Außerdem haben wir sie schon mindestens zweimal gebracht. Allerdings … man könnte sie vielleicht einer bekannten Persönlichkeit zuschreiben. Einem Künstler, einem Schauspieler, einem Schriftsteller oder etwas Ähnliches. Halt. Da fällt mir ein, dass Tolaat Shani erst vorgestern mit seinem Stück erbärmlich durchgefallen ist …«
    »Aber der wird sich doch ärgern, wenn wir ihm jetzt diese Geschichte anhängen!«
    »Ärgern? Wir bringen ja seinen Namen ins Gespräch! Wir machen Reklame für ihn! Sie als Literaturredakteur sollten wissen, wie eitel dieses Literatenpack ist.«
    In der nächsten Ausgabe des beliebten Wochenmagazins »Die glückliche Familie« stand in der beliebten Rubrik »Leute, Launen, Lacher« folgende Geschichte:
    »Jizchak Tolaat Shani, der vielversprechende Dramatiker, stellte unter Beweis, dass sein Humor durch die erfolglose Premiere seines jüngsten Bühnenwerks nicht beeinträchtigt wurde. Als er am nächsten Tag, wie es seine alte journalistische Gewohnheit ist, in der Halle des Parlamentsgebäudes auf Neuigkeiten wartete, trat der Fahrer seines draußen wartenden Autos auf ihn zu.
    › Herr Tolaat Shani, ich möchte zum Begräbnis meiner Schwiegermutter gehen. ‹
    Prompt erfolgte die schlagfertige Antwort: › Wissen Sie was, Zungspitz? Ich auch. ‹
    Die Umstehenden, darunter einige prominente Politiker der Koalition, quittierten die geistreiche Bemerkung mit lautem, anhaltendem Gelächter.«
    Der Schriftsteller Tolaat Shani gehörte nicht zu den ständigen Lesern des beliebten Wochenmagazins »Die glückliche Familie«. Infolgedessen blieb ihm tagelang unklar, warum seine Bekannten ihm auf der Straße in weitem Bogen auswichen. Ein Brief seiner Schwiegermutter, mit russischen Schmähungen gespickt, klärte ihn auf. »Du hässliche Kröte«, hieß es da unter anderem, »dass Du keinen Respekt vor der Mutter Deines Eheweibs hast, wusste ich sowieso. Aber dass Du mich auch noch in aller Öffentlichkeit lächerlich machst – das hätte ich nicht einmal Dir zugetraut, Du Missgeburt.«
    Man kann sich denken, dass Tolaat Shani alles daransetzte, um den blamablen Eindruck seines dummen Witzes, der in Wahrheit gar nicht der seine war, zu verwischen. In seinem Stammcafé ging er von einem Tisch zum andern, schwor Stein und Bein, dass er den zitierten Ausspruch niemals getan hätte, dass ihm nichts ferner läge, als in der Parlamentshalle herumzulungern, dass er keinen Wagen besäße, geschweige denn einen Fahrer und dass er keinen Menschen namens Zungspitz kenne. Es half nichts. Niemand glaubte ihm. Wo es Rauch gibt, muss es bekanntlich auch Feuer geben. An der Geschichte wird schon etwas dran sein. Sonst hätte ein so seriöses Wochenmagazin wie »Die glückliche Familie« sie nicht gedruckt.
    Besonders erzürnt war man über das Raffinement, mit dem Tolaat Shani – auf dessen Betreiben der Abdruck zweifellos zurückging – prominente Politiker in seine läppische Geschichte einbezogen hatte. Und womöglich noch größerer Zorn richtete sich gegen den Chefredakteur, der – sei’s aus Schwäche, sei’s aus Korruption – der unverschämten Reklamesucht dieses Schreiberlings Vorschub geleistet hatte.
    Tolaat Shani tat, was Ehre und Redlichkeit ihm zu tun geboten: Er suchte einen Rechtsanwalt auf.
    »Lesen Sie!«, sagte er und übergab Dr. Shay-Sheinberger die betreffende Ausgabe des Wochenmagazins »Die glückliche Familie«. Der Rechtsanwalt las und brach in dröhnendes

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