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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Und was sagt der Arzt dazu? ‹
    › Der Arzt? ‹ Tolaat Shani konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. › Er wollte sie sofort untersuchen. Aber ich sagte ihm: Keine Eile, Herr Doktor, keine Eile. Kommen Sie in zwei, drei Wochen … ‹
    Und Tolaat Shani schickt sich mit elegantem Schwung zum nächsten Golfschlag an.«
    Um die Mittagszeit zerschmetterte der erste Stein eines der Fenster des Esszimmers, aber Tolaat Shani hatte noch knapp entwischen können, bevor die Demonstration größere Ausmaße annahm. Er drückte sich die Häusermauern entlang und nahm den Omnibus, der ihn in eine entfernte Siedlung im Süden des Landes bringen sollte. Bei nahe wäre ihm das geglückt, aber seine Schwiegermutter, die einen Geheimtip bekommen haben musste, fing ihn an der Haltestelle ab und zerschlug ihren Regenschirm auf seinem Kopf.
    Im Krankenhaus empfing man ihn kühl und abweisend und überstellte ihn schließlich in die Abteilung für schwere Alkoholiker, wo man ihm einen Verband anlegte und ihn zu äußerster Ruhe ermahnte.
    Trüb vor sich hin starrend, von allen gemieden, von der Zwangsjacke bedroht, saß Tolaat Shani in seiner Zelle und dachte dar über nach, wie er dem Teufelskreis, in den ihn die Redaktion der »Glücklichen Familie« hineinmanövriert hatte, endlich durchbrechen könnte.
    Plötzlich drang ein gleißender Lichtschein durch die kleine Fensterluke. Ein Engel stand vor ihm, in der Hand das Schwert der Demokratie, auf dem Haupt die Krone der Pressefreiheit.
    Und es öffnete aber der Engel den Mund und hub zu sprechen an und sprach: »Schick ihnen eine Honorarrechnung!«
    Wortlaut des Briefs, der sich am nächsten Tag im Posteingang der › Glücklichen Familie ‹ befand:
    »Sie waren so freundlich, in den letzten drei Ausgaben Ihres Magazins drei meiner kurzen Satiren abzudrucken:
    1. Zungspitz und das Begräbnis
    2. Warum schwieg der Papagei
    3. Die Schwiegermutter antwortet nicht
    Ich bitte um Überweisung des fälligen Honorars.
    Hochachtungsvoll
    Tolaat Shani«
    Seither herrscht Ruhe.

Ringelspiel
    Es ist alles eine Frage der Organisation. Deshalb bewahren wir in einem zweckmäßig nach Fächern ein geteilten Kasten unbrauchbare Geschenke zur möglichen Wiederverwendung auf. Wann immer so ein Geschenk kommt und es kommt oft, wird es registriert, klassifiziert und eingeordnet. Babysachen kommen automatisch in ein Extrafach, Bücher von größerem Format als zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter werden in der »Bar-Mizwa«-Abteilung abgelegt, Vasen und talmisilberne Platten unter »Hochzeit«, besonders scheußliche Aschenbecher unter »Neue Wohnung« und so weiter.
    Und dann ist Purim, das Fest der Geschenke, plötzlich wieder da und es geschieht Folgendes: Es läutet an der Tür. Draußen steht Benzion Ziegler mit einer Bonbonniere unterm Arm. Benzion Ziegler tritt ein und schenkt uns die Bonbonniere zu Purim. Sie ist in Zellophanpapier verpackt. Auf dem Deckel sieht man eine betörend schöne Jungfrau, umringt von allegorischen Figuren in Technicolor. Wir sind tief gerührt und Benzion Ziegler schmunzelt selbstgefällig.
    So weit, so gut. Die Bonbonniere war uns hochwillkommen, denn Bonbonnieren sind sehr verwendbare Geschenke. Sie eignen sich für vielerlei Anlässe, für den Unabhängigkeitstag so gut wie für silberne Hochzeiten. Wir legten sie sofort in die Abteilung »Diverses«.
    Aber das Schicksal wollte es anders. Mit einem Mal befiel uns beide, meine Frau und mich, ein unwiderstehliches Verlangen nach Schokolade, das nur durch Schokolade zu befriedigen war. Zitternd vor Gier rissen wir die Zellophanhülle von der Bonbonniere, öffneten die Schachtel – und prallten zurück. Die Schachtel enthielt ein paar bräunliche Kieselsteine mit leichtem Moosbelag.
    »Ein Rekord«, sagte meine Gattin tonlos. »Die älteste Schokolade, die wir jemals gesehen haben.«
    Wütend stürzten wir uns auf Ziegler und schüttelten ihn so lange, bis er uns bebend gestand, dass er die Bonbonniere voriges Jahr von einem guten Freund geschenkt bekommen hatte. Wir riefen den guten Freund an und stellten ihn zur Rede. Der gute Freund begann zu stottern: Bonbonniere … Bonbonniere … ach ja. Ein Geschenk von Ingenieur Glück, aus Freude über den israelischen Sieg an der Sinai-Front … Wir forschten weiter. Ingenieur Glück hatte die Schachtel vor vier Jahren von seiner Schwägerin bekommen, als ihm Zwillinge geboren wurden. Die Schwägerin ihrerseits erinnerte sich noch ganz deutlich an den Namen des Spenders:

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