Die Liebe verzeiht alles
ist Bree“, erwiderte sie, und typisch für ihn, gab er sich mit der Antwort zufrieden.
„Hast du vor, länger zu bleiben?“
„Ich denke schon.“
Saras Augenbrauen schossen in die Höhe, und Nick betrachtete sie einen Moment amüsiert, bevor er Lilah informierte: „Chase musste geschäftlich nach New York. Nettie begleitet ihn zusammen mit Colin, um dem Jungen die Stadt zu zeigen. Sie hat offenbar nichts von deinem Kommen gewusst, sonst wäre sie nicht weggefahren. Also wirst du wohl bei Sara wohnen?“
Die beiden Schwestern blickten sich entsetzt an. Sara lebte nach wie vor in dem alten Haus von Onkel Harm, wo Lilah während ihrer Kurzbesuche auch übernachtet hatte. Allerdings war Nettie dann immer als Schlichterin vor Ort gewesen.
„Wie lange werden Chase und Nettie weg sein?“
Nick zuckte die Schultern. „Schwer zu sagen. Chase hat mir erzählt, er wolle Colin mit einem Trip nach Disney World überraschen. Aber du kennst ja Nettie. Sobald sie hört, dass du hier bist, wird sie nichts mehr aufhalten.“
Lilah fühlte sich auf einmal unbehaglich, denn sie hatte Nicks Botschaft sehr genau verstanden: Wenn du sie anrufst, verdirbst du ihnen die Reise. Nein, das durfte sie nicht tun. Ihre Schwester hatte so viel Schmerz erfahren, bevor sie Chase Reynolds mit seinem kleinen Sohn begegnet war und geheiratet hatte. Nun war sie endlich wieder glücklich. Sie verdiente jeden unbeschwerten Moment, den sie mit ihrer Familie verbringen konnte.
Starr sahen sich Lilah und Sara an.
„Ich gehe dann mal“, verkündete Nick spöttisch lächelnd, „und lasse euch die Zimmerfrage klären.“
„Warum bist du überhaupt gekommen?“ Ärgerlich funkelte Sara ihn an. Sie hasste es, wenn man sich über sie lustig machte.
„Um dich zu informieren, dass Kurt Karpoun und Sam Henning sich wieder wegen des Landstreifens zwischen ihren beiden Grundstücken bekriegen. Kurt sitzt mit geladener Schrotflinte auf dem Dach seines Hauses.“
„Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“ Fluchend marschierte Sara zur Tür, nahm ihren Hut von der Garderobe und setzte ihn auf.
„Essen wir nun etwas oder nicht?“, erkundigte sich Bree, die das laute Gerede angelockt hatte. „Du hast versprochen, dass es etwas geben würde, sobald wir hier sind“, wandte sie sich an Lilah, ohne Nick im Geringsten zu beachten. „Oder hast du gemeint, wenn wir in einer richtigen Stadt sind, die zum Beispiel ein Einkaufszentrum hat?“
„Was für ein höfliches Kind.“ Sara holte einen Schlüsselbund aus der Hosentasche und warf ihn ihrer Schwester zu. „In der Küche kennst du dich ja aus. Du kannst dein altes Zimmer benutzen und die Teenager-Miss America in Netties unterbringen.“
„Ich bin noch kein Teenager.“
„Du brauchst bei mir auch nicht jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.“
Bree wusste nicht, was sie von dieser Reaktion halten sollte, und verdrehte nur die Augen. Stumm stand sie dann da, während Lilah sich ihre finanzielle Situation vergegenwärtigte. Nein, sie konnte es sich nicht leisten, einem geschenkten Gaul ins Maul zu schauen – selbst wenn er in der Lage war, „Habe ich’s dir nicht gesagt“ in fünf Sprachen zu äußern.
„Vielen Dank.“ Sie gab sich innerlich einen Ruck. „Bist du zum Abendessen zu Hause?“
„Sieht nicht so aus. Bedient euch einfach. Bis später.“ Grüßend hob Sara die Hand und war im nächsten Moment nach draußen verschwunden.
2. KAPITEL
Saras Vorräte ließen sehr zu wünschen übrig. Außer Milch und Erdnussbutter, diversen Packungen Frühstücksflocken und Kartoffelchips sowie verschiedener Süßigkeiten war nichts vorhanden.
„Was soll das für ein Abendessen werden!“, protestierte Bree, und da Lilah dasselbe dachte, beschloss sie, mit der Elfjährigen zum einzigen Restaurant vor Ort zu fahren.
In Ernies Diner herrschte schon Betrieb, als sie um halb sechs dort eintrafen. Lilah hatte ihr Make-up erneuert und trug jetzt ein weißes Sommerkleid, dessen weiter Rock ihre Knie umspielte. Sie kam sich ziemlich overdressed vor, als sie auf einen Tisch im hinteren Teil zusteuerte und auf der Bank Platz nahm.
Nachdem sie die Plastikspeisekarte studiert hatte, entschied sie sich für den gemischten Salat für einen Dollar und fünfundneunzig Cent. Sie war zwar – noch – nicht pleite, brauchte aber dringend einen Job.
„Ich muss mal in den Waschraum“, erklärte sie Bree, die sich bereits in ihr mitgebrachtes Buch vertieft hatte. „Würdest du bitte den gemischten Salat
Weitere Kostenlose Bücher