Die Liebe zu Rosen mit Dornen

für volljährig erklären lassen.«
    Â»Aber das willst du nicht. Wir möchten doch nur, dass du Freunde findest, Riley. Du gehst gar nicht mehr unter Leute.«
    Â»Ich habe hier Freunde.«
    Â»Wo?«, erkundige ich mich herausfordernd. Seit Samantha hat sie sich mit niemandem mehr getroffen.
    Â»Ich kenne genug.«
    Â»Du rufst nie mal jemanden an.«
    Â»Das kommt noch. Diesen Sommer. Versprochen.«
    Ich betrachte sie schweigend. Dann sage ich: »Oma kommt morgen extra her.«
    Riley hält einen Zeigefinger hoch. »Morgen habe ich ein Vorstellungsgespräch. In der Gärtnerei.«
    Das ist ja ganz was Neues. Ich bewundere ihren Tatendrang. »Bist du überhaupt alt genug, um zu arbeiten?«
    Â»Ja. Ich wäre nur Aushilfe. Fegen und so.« Sie beugt sich zu mir. »Zwanzig Prozent Rabatt, Tante Gal. Überleg doch mal. Die ganze Blumenerde, die du kaufen könntest.«
    Ich denke nicht an den Rabatt.
    Ich denke an Riley und ihre Großeltern. Bin ich Riley gewachsen? Wäre es nicht besser, wenn meine Eltern sie nehmen würden? Die sind bestimmt stärker und stabiler, als ich es je sein könnte.
    Â»Bitte, Tante Gal.« Riley lächelt. »Bitte, bitte?«
    Ich hole so tief Luft, dass ich es bis in die Zehenspitzen spüre. »Na gut.«
    Â»Ja! Ich wusste, dass ich dich mit dem Rabatt kriegen würde.« Juchzend steigt sie aus dem Wagen, knallt die Tür zu und reckt ihre Faust in die Luft. Nebenan spritzt die alte Mrs Allen wahllos durch die Gegend.
    Â»Bleiben Sie mit Ihrem Wasser auf Ihrer Seite!«, rufe ich ihr zu.

W inslow B lythe
    Das Große Rosenbuch
    Juli
    Entfernen Sie alle alten und verwelkten Blüten. Bedenken Sie, dass nicht alle Blüten von selbst zu Hagebutten werden. Viele tun es nicht. Man kann nur abwarten und sie im Auge behalten.
    Gießen Sie die Rosen täglich. Sie brauchen reichlich Flüssigkeit. Wenn Sie glauben, genug gegossen zu haben, legen Sie noch mal fünfzehn Prozent nach. Es sei denn, Sie sind ein alter Hase. In diesem Fall könnten Sie recht haben.
    Geben Sie den Rosen qualitativ hochwertigen Kompost. Jetzt zahlt sich die Kompostierung aus, die Sie im Frühling begonnen haben. Sollten Sie versäumt haben, sich um Kompost zu kümmern, können Sie den auch in ihrer Gärtnerei erwerben oder einen vorausdenkenderen Freund darum bitten.

31
    Die Schule ist aus und der vierte Juli gerade vorbei. Für mich stellt dieser Tag immer die Mitte des Sommers dar. Von jetzt an gehen die Ferien viel zu schnell vorüber, die Tage schmelzen dahin wie Wassereis zur Mittagszeit.
    Diesen Sommer ist Riley hier.
    Es ist noch nicht mal acht Uhr morgens, und ich habe jetzt schon mehr getan als die meisten Menschen den ganzen Tag. Ich bin früh aufgestanden, um mich im Rosengarten nützlich zu machen, bevor es zu heiß wird. Im Sommer können die Temperaturen vierzig Grad im Schatten übersteigen, und die Rosen, die draußen stehen, müssen täglich gegossen werden.
    Die Rosen im Gewächshaus blühen und gedeihen, als wüssten sie nicht, dass es für ihre zarte Schönheit da drinnen eigentlich zu heiß ist. Ich habe beschlossen, G42 im nächsten Jahr zur Mutterpflanze zu machen. Dieses Jahr ist schon zu weit fortgeschritten, um Kreuzungen vorzunehmen. Ich wünschte, ich hätte sie im Frühling gekreuzt, als ich Gelegenheit dazu hatte. Das wäre besser gewesen, als meine Zeit auf Rosenschauen zu vergeuden.
    Ich wische meine Hände an der Hose ab und nehme einen Schluck aus dem Schlauch, obwohl man das angeblich nicht tun soll. Riley arbeitet in der Gärtnerei. Ich fahre hin, um etwas Fischemulsion und Kompost zu kaufen.
    Früher habe ich nach der Gartenarbeit ein Nickerchen gemacht, irgendwas gewerkelt oder nach Rosen recherchiert und bin dann wieder in den Garten gegangen, sobald es etwas kühler wurde. Manchmal war ich mit Dara im Kino, oder wir spielten Karten oder besuchten das klimatisierte Einkaufszentrum, wo ich dann auf einer Bank saß und wartete, während Dara die Läden unsicher machte.
    In diesem Sommer gibt Dara einen Kunstkurs und trifft sich mit ihrem Buchhalter, mit dem sie inzwischen vermutlich offiziell zusammen ist. Nicht dass sie es zugeben würde.
    Und ich bin Rileys Chauffeur. Drei Tage die Woche fährt Riley zur Gärtnerei, um dort zu arbeiten. Ich begleite sie, damit sie üben kann. Ich habe ihr versprochen, dass sie ihre