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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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befreundet bin, verstehe ich, warum die Schwestern ihn mochten.
    Â»Haben Sie in letzter Zeit mal was von Mark gehört?«, frage ich Schwester Sonya, die versteckt hinter ihrer Trennwand sitzt.
    Sie schüttelt den Kopf.
    Ich habe ein schlechtes Gewissen. Seit unserem Kartenspiel vor fast zwei Monaten war ich nicht mehr bei ihm. Die Schule hat angefangen, und es ist wieder viel zu tun. Ich nehme mir vor, ihn anzurufen.
    Dr. Blankenship geht an der Schwesternstation vorbei. Sie bleibt stehen, als sie mich sieht. Sie ist auf dem Weg nach Hause, hat ihren Arztkittel schon abgelegt.
    Â»Hey, Doc.« Ich beuge mich durchs Fenster.
    Â»Gal.« Sie macht ein langes Gesicht. »Ich wollte Sie gerade anrufen.«
    Mir fällt auf, wie blass sie ist. »Es ist wohl keine gute Nachricht, oder?«
    Wir gehen in ihr Büro. Sie schließt die Tür und setzt sich nicht hinter ihren Schreibtisch, sondern auf den Stuhl neben mir.
    Â»Gal«, sagt sie. »Ich habe eine schlechte Nachricht.«
    Mein ganzer Körper spannt sich an. Irgendwas anderes ist passiert. Die Organrichtlinien wurden geändert. Ich werde nie eine neue Niere bekommen.
    Die Haare fallen ihr ins Gesicht, als sie den Kopf zur Seite neigt. »Gal. Mark Walters ist gestern verstorben.«
    Ich begreife nicht und starre sie ungläubig an.
    Â»Er hat letzte Woche eine weitere Infektion bekommen und sich davon nicht mehr erholt. Es tut mir leid.« Sie blinzelt hektisch. »Die Beerdigung ist am Samstag.«
    Â»Aber ich war doch gerade erst bei ihm«, bricht es aus mir hervor, obwohl es in Wahrheit schon Wochen her ist. »Wir haben Karten gespielt.«
    Â»Es tut mir leid, Gal.« Sie nimmt Papier und Stift und schreibt den Namen einer Kirche auf. Ihre Hand zittert, weshalb ihre Schrift noch schlechter zu lesen ist als sonst. »Wir haben getan, was wir konnten.« Ihre Nase läuft.
    Ich zupfe ein Taschentuch aus der Schachtel auf ihrem Schreibtisch.
    Sie schnäuzt sich. »Ich sollte wirklich bessere kaufen. Die Dinger sind rau.«
    Unwillkürlich müssen wir beide lachen.
    Sie holt tief Luft. »Es tut mir leid, Gal. Ich versuche, es nicht an mich heranzulassen, aber manchmal ist das unmöglich.«
    Â»Ich weiß.« Kälte kriecht in meine Finger. Der Puls rast in meinen Ohren. Ich halte mich an den Armlehnen fest, um nicht vom Stuhl zu fallen.
    Walters kann doch nicht tot sein.
    Ich nehme den Zettel mit der Adresse der Kirche und stecke ihn in mein Portemonnaie.
    Â»Keine Sorge, Gal. Ich werde nicht zulassen, dass es Ihnen auch so ergeht.« Entschlossen blickt sie mich an und klingt, als würde sie die Wahrheit sagen. Dabei spricht sie sich nur selbst Mut zu. Das ist nicht dasselbe.
    Ich schiebe meinen Stuhl zurück. Mir ist speiübel. »Ich muss zur Dialyse.«
    Â»Ich komme mit Ihnen raus.« Sie steht auf, macht das Licht aus und schließt die Tür ab, prüft zweimal, ob sie auch wirklich zu ist. Ich warte, merke, dass meine Hände zittern.
    Langsam folge ich ihr. An der Schwesternstation bleibt sie stehen, und ich weiß, dass sie ihnen die Nachricht überbringen wird. Ich gehe zum Wartezimmer, in die Toilette, sperre die Tür hinter mir ab, um nicht dabei sein zu müssen.

39
    Es regnet am Tag der Beerdigung, diesem Samstag. Ungewöhnlich für die Jahreszeit. Regen bei einer Beerdigung hat etwas zu bedeuten, aber ich weiß nicht mehr, was. Der Regen ist eher ein Nieseln, sodass ich keinen Regenschirm mitgenommen habe. Die Beerdigung findet im Kreise der Familie statt.
    Hinterher stehe ich im Haus von Walters’ Sohn, ganz allein. Ich habe einen Teller Enchiladas mitgebracht und auf den Tisch mit der weißen Spitzendecke gestellt, der sich unter den vielen Speisen biegt. Im Haus drängt sich die Trauergesellschaft, meist ältere Leute, aber auch ein paar jüngere. Walters hatte viele Freunde. Ich frage mich, wie viele wohl zu meiner Beerdigung kommen würden.
    Walters’ Sohn Kevin unterhält sich mit Dr. Blankenship. Er ist ungefähr dreißig und sieht seinem Vater sehr ähnlich, nur mit blondem Schopf statt weißem. »Er war so lange krank«, sagt er. »In gewisser Weise bin ich froh, dass er nicht mehr leiden muss.«
    Die Worte treffen mich wie ein Blitz. Ich weiß, dass man so etwas sagt, wenn Leute lange krank waren. Aber ich bin ganz sicher, dass Walters noch nicht so weit war. Wenn er gelitten hat, dann wie ein Kämpfer.
    Ich

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