Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Flüssigkeit zu mir nehmen. Ich schenke Wasser in einen Plastikbecher.
Da entdecke ich ihn, den Mann der Stunde, Brad. Am Fenster, mit einem Glas Cola in der Hand, blickt hinaus, brütend wie der Held einer Liebesromanze für junge Leute. Was er natürlich nicht ist. Zielstrebig gehe ich auf ihn zu.
»Brad.«
Auf seinem Gesicht breitet sich ein offenes Lächeln aus. »Wie geht es den Rosen?«
»Ganz gut.« Mir ist nicht danach zumute, ihm von Rileys Rose zu erzählen. Ich nehme einen Schluck Wasser und mustere ihn so eingehend, dass er blass wird. »Könnte ich dich mal drauÃen sprechen?«
Wir treten durch die Schiebeglastüren auf eine leere Terrasse mit Tischen und Schirmen hinaus. Ich schmecke das Salz in der Luft. Der Wind pfeift, und ich erhebe meine Stimme. »Ich weiÃ, was du getan hast.«
»Was ich getan habe?« Er grinst, nimmt einen Schluck Cola.
»Du weiÃt genau, wovon ich rede.«
Das Wasser spiegelt sich in der Iris seiner Augen. »Ich habe nichts getan.«
Ich trinke aus. Seine Miene ist gleichmütig. Ich merke, wie sich eine Woge von selbstgerechter Empörung in mir aufbaut. Ist es ihm denn egal, dass er einem anderen Schüler eine Chance weggenommen hat? »Deine Mutter wäre nicht erfreut.«
Da wendet er sich mir zu, mit plötzlich wütender Miene. »Sie haben keine Ahnung, worüber sich meine Mutter freuen würde.«
Ich weiche zurück. Da hat er recht. Was weià ich schon über ihn oder über sonst wen?
Er holt tief Luft. »Ich weiÃ, dass Sie sauer sind, weil ich Sie hintergangen habe, Miss Garner. Aber es ist nichts Persönliches.« Er dreht den Kopf wieder in Richtung Meer. »Ich musste es einfach tun.«
Ich zerdrücke meinen Plastikbecher und überlege mir meine Worte. Ich muss daran denken, wie hart er in meinem Rosengarten gearbeitet hat. Wie er sich die ganzen Pflanzennamen eingeprägt hat. Wie gut er im Sport war. Daran sollte ich mich erinnern, an all das Gute, zu dem er in der Lage ist. Ich kann nur hoffen, dass er so weitermacht. Er hat es nicht getan, um mich zu kränken. Er hat sich nur selbst geschadet. Ich atme ein. »Du bist schlau, Brad. So was hast du nicht nötig.« Ich mache mich auf den Weg zurück zur Party, bleibe aber noch mal stehen und sehe mich um. Die heiÃe Nachmittagssonne treibt ihm den Schweià auf die Stirn, aber er wischt ihn nicht weg. Starr blickt er aufs Wasser hinaus. Ich kann nicht sagen, wie ihm zumute ist.
Mein Zorn ist verraucht. An seine Stelle tritt Trauer. »Ich wünsch dir alles Gute. Von ganzem Herzen.«
Er rührt sich nicht.
Ich schiebe die Terrassentür auf, und Partylärm schallt mir entgegen.
Brads Vater stöÃt beinah mit mir zusammen. »Wollen Sie schon gehen, Gal?«
Er hat immer noch dicke Tränensäcke unter den Augen, und sein Gesicht wirkt eingefallen. Im Grunde ist sein ganzer Körper eingefallen.
»Der Erste aus unserer Familie, der aufs College geht.« Er steckt die Hände in die Hosentaschen und blickt zu seinem Sohn. »Den Hausmeisterjob in der Schule anzunehmen hat sich ausgezahlt.« Er grinst schief.
Spontan umarme ich ihn.
Eine Sekunde bleibt er starr, dann klopft er mir unbeholfen auf den Rücken. »Danke, Miss Garner. Für alles, was Sie getan haben.«
Brad hat sich von seinem Posten am Meer nicht wegbewegt. Ich hoffe, er behält mich als jemanden in Erinnerung, der sich für ihn ins Zeug gelegt hat. Ich hoffe, er schickt mir eines Tages eine Karte vom College.
»Das war doch selbstverständlich«, sage ich.
Ich hebe meine Hand, um George und Dara zum Abschied zu winken, die mich vom anderen Ende des Raums her beobachten.
W inslow B lythe
Das GroÃe Rosenbuch
September
Gerade wenn man denkt, dass die Schädlingsgefahr gebannt ist, kehrt sie zurück. Da die warmen Sommernächte nun nachlassen, könnten die Blattläuse wieder auf dem Vormarsch sein. Halten Sie die Augen offen, auch nach der Blattschneiderbiene, die groÃe, runde Löcher in Ihren Rosenblättern hinterlässt. Und Raupen fressen Rosenknospen.
In diesem Monat müssen Sie unbedingt wachsam sein, um Ihre Herbstblüte nicht zu gefährden.
38
Ohne Mr Walters ist es in der Dialyseklinik immer noch seltsam. Ständig kommen neue Leute, was mir leid für sie tut, aber Mr Walters war eine Konstante. Der groÃe Mann in WeiÃ. Da ich nun mit ihm
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