Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Universal Studios statt, in Studio City. »Können wir uns vielleicht auch die Universal Studios ansehen?«, fragt Riley, sobald wir in die Lobby kommen. Sie rollt die Kühltasche mit der Rose hinter sich her. Ich habe nicht versucht, den groÃen »Riley«-Aufkleber, den ich extra angefertigt habe, vor ihr zu verbergen.
»Mal sehen. Wenn ich gewinne, ganz sicher.«
»Ich glaube, ich habe mehr Glück, wenn du verlierst«, sagt Riley.
»Stimmt wahrscheinlich«, pflichte ich ihr bei. »Wenn ich diesmal verliere, bin ich aller Voraussicht nach so deprimiert, dass ich mit dir nach Las Vegas fahre.«
»Aber ich bin noch zu jung zum Zocken.«
Ich zucke mit den Schultern. »Dann hast du wohl Pech.«
»Ach, Tante Gal â¦Â«
Ich fühle mich sofort zu Hause. Die Lobby hat hohe, nach innen gewölbte Fenster und ähnelt einem Gewächshaus. Ein groÃer Kronleuchter erhellt den Raum und das gewaltige Rosengesteck darunter.
Riley schickt den Pagen weg, der ihr die Kühltasche abnehmen will, und rollt das Ding selbst durch die Lobby. Sie drückt den Fahrstuhlknopf. »Können wir uns denn wenigstens mal im CityWalk umsehen?«
Das Hotel grenzt an eine gigantische Mall mit kostspieligen Möglichkeiten, sich zu vergnügen. »Na gut. Aber abgesehen vom Essen wirst du alles mit deinem Taschengeld zahlen müssen.«
Die Rosenschau findet am nächsten Morgen in einem groÃen Ballsaal statt. Licht spenden zwei gigantische Kristalllüster an der Decke. Vom gepunkteten Teppich, der mich an schwarze Oliven erinnert, wird mir ganz schwindlig, wenn ich zu lange hinsehe.
Riley trägt zu Ehren der Hulthemia ein violettes Polohemd, eine Khakihose und farblich passend ein lila Stirnband mit weiÃen Streifen. »Langsam siehst du richtig adrett aus«, frotzle ich. Ich habe eine pastellfarbene Strickjacke an, weil die Klimaanlage bestimmt wieder zu kalt eingestellt ist, und dazu ebenfalls eine Khakihose. Zum ersten Mal sehen wir aus, als könnten wir miteinander verwandt sein.
Die Tische wurden in Reihen aufgestellt, jeder mit einem weiÃen Tuch und einer Nummer. Ich bekomme die Nummer 110 und suche meinen Tisch, mit Riley und der Kühltasche im Schlepptau. Unzählige Menschen rennen umher, bauen eifrig ihre Blumenarrangements auf, und in der Luft liegt Rosenduft. Süà und schwer. Pfirsich, Birne, Erdbeere. Honig und Sahne. Tee. Roter Wein. Pfeffer. Meine Nase hat mehr zu tun als die von einem Bluthund.
Jede Rose ist perfekt geformt, ein makelloses Beispiel ihrer Art. Die Arrangements sind vollkommen, jede Blüte sieht aus, als hätte man sie gerade eben von einem taufeuchten Strauch gepflückt. Der Saal gleicht einem Hochzeitswunderland.
Das ist die gröÃte Show, die ich je besucht habe. In meiner Kategorie der Hybridrosen gibt es, im ganzen Saal verteilt, drei Dutzend Bewerber.
Weiter hinten sehe ich Byrons Kopf. Er nickt. Ich nicke zurück.
Möge die beste Rose gewinnen.
Riley und ich kommen am Tisch mit der Nummer 110 an. Ich klappe die Kühltasche auf und nehme die Rose heraus. Ich seufze vor Erleichterung, als ich sehe, dass der Topf noch aufrecht in seiner Styroporhalterung steht. Ich nehme ihn heraus und setze ihn in einen gröÃeren Keramiktopf, den Dara für mich getöpfert hat. Er ist hübsch, in metallisch leuchtendem Gold, Silber und Grün. Da springen einen die Farben der Hulthemia förmlich an.
»Raku?«, fragt Riley und dreht den Topf.
»Genau.« Ich weià nicht genau, was Raku bedeutet, nur dass es die Methode ist, mit der Dara ihn gebrannt hat. Sie hat ihn aus dem heiÃen Ofen genommen und in ein altes Ãlfass voller Sägemehl gelegt.
Riley streicht mit der Hand darüber. Ich richte das Schild aus, das ich an der Pflanze befestigt habe. Jetzt fehlt nur noch, dass ich mit dem Finger darauf zeigen muss.
Endlich fällt es ihr auf. »Steht da etwa âºRileyâ¹?«
»Mir scheint, du hast Tomaten auf den Augen.« Ich trete hinter den Tisch.
Sie schweigt, betrachtet den Topf und die Hulthemia. Die Rose ist heute in Bestform. Ihre vollen Blüten haben viele Blätter, bei der letzten Zählung sechsundzwanzig. Das Weià durchzieht das helle Lila wie unregelmäÃige Streifen auf einer Zuckerstange, und statt rot ist das Herz von atemberaubendem, dunklem Violett. Ich sehe, dass noch mehr Knospen sprieÃen, und sie ist noch nicht zu buschig, wie
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