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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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spreche Kevin mein Beileid aus. »Er hat viel von Ihnen gesprochen«, sage ich.
    Kevin beugt sich vor, bis wir auf Augenhöhe sind. »Sie müssen Gal sein.«
    Ich nicke.
    Â»Ich weiß auch einiges über Sie.« Er stellt sein Weinglas auf das schwarze Klavier. »Bin gleich wieder da.«
    Ich warte. Dr. Blankenship steht schweigend neben mir.
    Â»Ich glaube nicht, dass er sterben wollte«, sage ich. »Ob er gelitten hat oder nicht.«
    Â»Ich weiß.« Ihre kühlen Finger drücken kurz meinen Arm.
    Bekümmert geht sie fort.
    Kevin kommt zurück, mit einem kleinen Stofftier in der Hand. Einem Pinguin. »Er hat mich gebeten, einen Pinguin zu kaufen und ihn Ihnen zu geben. Er sagte irgendwas von Kuchen am Südpol.«
    Unwillkürlich muss ich lächeln und nehme das Stofftier in die Hand. Es ist ein grauer Babypinguin mit großen Plastikaugen, aus einem unglaublich weichen Material. Ich stelle mir vor, wie Walters auf dem Sterbebett lag und nicht nur überlegt hat, wie er Abschied nehmen wollte, sondern Anweisungen krächzte, dass sein Sohn einer Frau, die er kaum kannte, ein Stofftier kaufen solle. Das sieht ihm ähnlich.
    Dann stelle ich mir vor, wie Walters im weißen Schneeanzug zwischen Pinguinen herumwatschelt, mit Eiszapfen am Bart. »Ihr Vater wollte in die Antarktis. Ich sehe ihn förmlich vor mir, mit seinen weißen Haaren im weißen Schnee. Er wäre auf dem Eis gut getarnt gewesen.«
    Kevin lacht, dann wischt er sich über die Augen, und sein Lächeln verschwindet. »Das klingt ganz nach meinem Vater. Ich habe mich schon gewundert, was der Pinguin zu bedeuten hat.«
    Â»Ich schätze, ich soll wohl an seiner Stelle hinfahren.« Ich drücke das Stofftier an meine Brust.
    Draußen regnet es stärker. Ich halte den Pinguin fest und beobachte, wie die Tropfen an die Scheiben klatschen. Drinnen brennt Licht, und wir spiegeln uns alle im Glas; geisterhafte Bilder werden auf die Bäume und den Rasen hinter dem Haus projiziert. Und da fällt es mir ein. Ich habe gehört, dass es nur an Tagen regnet, an denen gläubige Menschen beerdigt werden. Dabei bezeichnete sich Walters als Heide. Ich lächle.
    Nach der Beerdigung fängt es in meinem Kopf an zu wummern. Ich fahre nach Hause und gehe ins Bett, bibbernd. Ich mache kein Licht.
    Riley klopft an den Türrahmen. »Hast du einen schlechten Tag, Tante Gal?«
    Ich schlucke. Als ich spreche, ist meine Stimme so leise, dass sie sich vorbeugen muss, um mich zu hören. »Das kann man wohl sagen. Geht wieder vorbei.«
    Riley verschwindet.
    Die Sonne geht unter. Wach liege ich da und verfolge, wie sich die Schatten verändern.
    Mark Walters’ Tod hat mich stärker erschüttert, als ich mir eingestehen will. Wieso sollte ich mit der Dialyse weitermachen, wenn man nach einer Transplantation sterben kann, die einen eigentlich retten soll? Ich möchte wohl leben, aber mir kommt alles so sinnlos vor. Wozu das alles auf sich nehmen?
    Schritte werden laut. Licht geht an. Dara und Riley erscheinen, strecken die Köpfe herein.
    Â»Gal? Meinst du, es wird gehen?«, flüstert Dara. »Brauchst du irgendwas?«
    Ich schüttle den Kopf.
    Â»Es ist, weil dieser Mann gestorben ist«, sagt Riley.
    Schließlich kommen mir doch die Tränen. In Strömen laufen sie über mein Gesicht.
    Dara betritt den Raum, nimmt ein Papiertuch aus der Schachtel und wischt meine Tränen weg. »Du bist nicht er, Gal.«
    Sie sieht so besorgt aus, ihre Stirn ist so gerunzelt, dass ich mich aufsetzen und aufhören möchte zu weinen. Aber ich kann nicht.
    Ich drehe mich um, wende meiner Nichte und meiner Freundin den Rücken zu. »Es wird schon wieder. Lasst mich einfach.«
    Als ich am Montag zur Schule komme, stehen Dara und Riley im Flur und hängen Flyer auf. Am anderen Ende vom Flur tut George dasselbe. Und Dr. O’Malley.
    Es ist früh. Noch sind keine Schüler da, das Eingangstor ist noch verriegelt.
    Morgensonne dringt durch die staubigen Fenster herein. »Was macht ihr?« Ich trete hinter Riley. Ich hatte mich schon gewundert, wo sie geblieben war.
    Sie zuckt zusammen. »Tante Gal, hast du mich erschreckt!«
    Dara schlägt mit dem Handballen kräftig auf den Tacker ein. »Wir haben hier gerade was zu tun, Gal.« Sie zwinkert mir zu.
    Â»Was für dich.« Riley reicht mir einen Flyer.
    CUPCAKES
    FÜR EINE NIERE
    wann :

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