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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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meinen Sorten scheint der Duft immer eine Generation zu überspringen, so wie die blauen Augen in manchen braunäugigen Familien. Das sagt mir meine Intuition, obwohl ich damit nicht immer richtigliege. Am Ende bin ich doch jedes Mal überrascht.
    Plötzlich steht Dara neben mir, lautlos in ihren Ballettschuhen. Sie hat gerade eine Freistunde. Ich merke, wie leiser Unmut in mir aufsteigt. Sie sollte nicht meinen Unterricht stören, nur weil sie sich langweilt. Außerdem muss ich zugeben, dass ich etwas getan habe, was ich nicht hätte tun sollen, nämlich mich im Unterricht mit meinen eigenen Rosen zu beschäftigen. Ich schalte den Bildschirm aus, damit sie nicht sieht, was ich tue. Dara ist dafür bekannt, dass sie einem gern Standpauken hält.
    Â»Möchtest du endlich auch mal was über Osmose erfahren?« Ich drehe mich auf meinem Stuhl um. »Oder ist etwas Wichtiges passiert, von dem ich wissen sollte?«
    Sie setzt sich auf den Plastikstuhl neben mir. »Ich kam gerade vorbei und hab gesehen, dass du nichts zu tun hattest.« Sie deutet auf den Computerbildschirm. »Ich plane gerade das nächste Semester und hatte eine tolle Idee.«
    Es ist nicht vorgesehen, dass Lehrer einander während der Stunde besuchen. Ich weiß auch, warum. Meine Schüler interessieren sich nur noch für uns, nicht für ihren Versuch. »Lass uns heute Mittag reden, Dara. Nicht vor den Kindern.«
    Darüber geht sie hinweg. »Wie wär’s, wenn wir ein gemeinsames Projekt machen würden? Biologie und Kunst.«
    Â»Meine Schüler können nicht zeichnen. Deshalb haben sie den Biologiekurs belegt.« Ich zwinkere den neugierigen Schülern zu.
    Sie blinzelt, und mir fällt auf, wie viel Wimperntusche und Eyeliner sie trägt. Er ist in die kleinen Fältchen unter ihren Augen gelaufen. »Erstens können ganz viele Biologen zeichnen. Und ganz viele Künstler kennen sich mit Biologie aus. Was glaubst du denn, wer die Anatomiebücher illustriert?«
    Â»Ist ja gut. Es sollte ein Scherz sein.«
    Â»Es klang aber nicht wie ein Scherz.« Sie verschränkt die Arme. »Verdammt, Gal, das ist eine gute Idee. Mach sie nicht gleich nieder.«
    Mir wird klar, dass das, was ich gesagt habe, nicht nur ein Scherz war. Sollte ich das tatsächlich glauben, würde ich mir in die eigene Tasche lügen.
    Ich mache den Mund auf, um mich zu entschuldigen. Die Niere. Immer ist es die Niere. Ich sollte meine Krankheit nicht mehr als Ausrede für irgendwas benutzen. Ich sollte meine Stimmungsschwankungen im Griff haben. Vielleicht ist mein Hirn vom ewigen Wassermangel ausgedorrt. Meine Augen sind trocken, und ich reibe hinter der Brille herum.
    Vorletztes Wochenende habe ich Dara angepflaumt, als wir uns nicht einig werden konnten, wo wir im Kino sitzen wollten, um Black Swan zu sehen. Sie wollte in die Mitte, ich an den Gang. Ich sagte, da sie den Film ausgesucht habe, dürfe ich aussuchen, wo wir uns hinsetzten. Ich bekam meinen Willen. Wie meistens. Was allerdings nicht hieß, dass ich immer recht hatte.
    Dara redet immer weiter. »Das Projekt würde sich um Konzeptkunst drehen. Dafür müssen sie nicht zeichnen können, und die Kunstschüler müssen sich nicht in Biologie auskennen. Obwohl sie es vermutlich tun.« Sie deutet auf die Kinder. »Ich sehe hier zehn Schüler, die auch in meinem Kunstkurs sind.«
    Das verstärkt meinen Unmut nur noch mehr, vor allem, weil inzwischen alle ihre Arbeit unterbrochen haben und zu uns sehen, um zu erfahren, was vor sich geht. Dara ist beliebt. Die coole Lehrerin, bei der die Schüler im Unterricht essen und zum Zeichnen rausgehen dürfen. Ich bin die Böse, bei der sie denken müssen und keine Extrapunkte kriegen. »Das erklärt wohl ihren mangelnden Sinn für Wissenschaft.«
    Ihr Hals wird rot und fleckig, und ich weiß, dass ich zu weit gegangen bin. Das war daneben, Gal. Sie steht auf.
    Ich fühle mich schrecklich. »Dara.«
    Â»Vergiss es.« Das Futter ihres Wollrocks raschelt, als sie geht.
    Die ganze Klasse beobachtet uns, flüstert, lacht. Einige sind erschrocken über das, was ich gesagt habe. Starren mich an. Kinder sind Wölfe. Beim ersten Anzeichen von Schwäche schlagen sie zu.
    Meine ausgediente Dialysefistel, ein Plastikröhrchen, das in meinen Arm implantiert ist, juckt schmerzhaft. Ich möchte sie mir rausreißen. Der Fremdkörper macht mir

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