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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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erreicht hat.
    Ich habe ihn bei meiner ersten großen Rosenschau vor sechs Jahren in Texas kennengelernt. In dem Jahr bin ich in einer Amateurkategorie angetreten und dachte, ich hätte einen potenziellen Sieger dabei: eine rosafarbene Hybrid-Teerose mit weißen Streifen. Ich nannte sie Peppermint Candy. Im Jahr davor hatte diese Rose ein Blaues Band (wenn auch nicht die »Queen of Show«) bei einer Rosenschau der lokalen Züchter gewonnen. Damals hielt ich mich für einen Überflieger und dachte, ich würde jeden Wettbewerb gewinnen, an dem ich teilnahm. Ich hatte etwas Geld gespart, um zu diesem größeren Wettbewerb zu fahren. Ich rief ein Dialysezentrum an, um sicherzustellen, dass ich während meiner dreitägigen Reise einmal dort hingehen konnte. Und so landete ich mit meiner kleinen Rose im Ballsaal des Hyatt in Dallas, wo sich alle miteinander unterhielten, nur nicht mit mir. Aber ich versuchte es auch nicht. Ich saß nur an meinem mir zugewiesenen Tisch, mit der Nummer 24 auf meiner Bluse, und wartete darauf, dass die Juroren kamen.
    Ich hatte ja keine Ahnung, dass es bereits Dutzende verschiedene Versionen meiner Rose gab, die meisten tausendmal raffinierter als meine.
    Einer der Juroren ließ es sich nicht nehmen, mich beiläufig über diesen Umstand in Kenntnis zu setzen, was dadurch noch schlimmer wurde, dass er jeden Blickkontakt mied und sich von mir abwendete. »Wissen Sie eigentlich, dass es schon eine Rose mit diesem Namen gibt?«, sagte er. »Kommen Sie wieder, wenn Sie dem Wettbewerb gewachsen sind.«
    Hätte ich einem Rosenklub angehört wie die meisten Züchter, hätte ich es vielleicht gewusst. Irgendwer hätte mich darauf hingewiesen.
    Tatsache jedoch ist, dass ich keinem Rosenklub angehöre, weil ich niemanden brauche, der mir sagt, dass ich nicht gut genug bin. Im Online-Rosen-Forum stelle ich eher allgemeine Fragen. Ich zeige niemandem Fotos meiner Rosen. Ich will keine negativen Kommentare hören. Außerdem bin ich eine Einzelgängerin mit ohnehin begrenzter Zeit. In diesem Moment jedoch bekam ich die Nachteile dieser Entscheidung zu spüren und wäre am liebsten im Erdboden versunken.
    Byron, der hinter seinem riesigen Rosenarrangement kaum auszumachen war, stand auf und schaute dem Juror nach. Bis dahin hatte ich von Byron noch nie gehört, aber während der Show war er in aller Munde. Sein Ruf eilte ihm voraus.
    Er kam zu mir herübergeschlendert, und seine blauen Augen steuerten wie zwei Lichter auf mich zu. Ich sah nur ihre Farbe. Die Menschenmenge teilte sich wie das Rote Meer. Er ging aufrechter, als ich es je bei irgendwem gesehen habe. Er war James Bond. Nur attraktiver.
    Vor meinem Tisch blieb er stehen. »Ich habe Ihr Gespräch eben mit angehört.« Er klang, als käme er aus England, nicht aus Texas.
    Â»Wollen Sie jetzt auch auf mir rumhacken?« Ich sparte mir die Mühe aufzustehen und spielte mit der gelben Schleife, die ich um den ärmlichen Plastiktopf meiner Rose gelegt hatte. Die Schleife sah schlapp und kläglich aus, verglichen mit den monströsen Dingern, die alle anderen benutzten.
    Â»Ich sehe mir Ihre Rose schon den ganzen Tag an.« Seine blonden Augenbrauen schoben sich zusammen. »Die Blütenblätter sind ausgefranst. Ist das Absicht?«
    Â»Ich wollte sie rüschig.« Ich blickte zu ihm auf. »Ich mag Rüschen.«
    Er schwieg, drehte die Rose hin und her, roch daran. »Originell.«
    Ich hörte das widerwillige Lob in seiner Stimme. Sein Lächeln – als er es mir widmete – war freundlich. »Da Sie hier für heute anscheinend fertig sind, wollen Sie sich nicht zu mir gesellen? Wir könnten ein bisschen fachsimpeln.«
    Mit diesen Worten nahm er meine Rose und ging an seinen Tisch zurück. Ich folgte in seinem Fahrwasser, eher Dienerin als Königin.
    Er deutete auf eine Frau mit kleinen Füßen und überproportional breiten Hüften, die auf uns zugewankt kam. Sie sah aus, als wäre sie einmal hübsch gewesen, doch jetzt glänzten ihre Haare künstlich, und langsam bekam sie ein Doppelkinn. Sie war zu stark geschminkt, die Grundierung mehrere Farbtöne heller als ihr Hals, sodass sie wie ein Zirkusclown wirkte. Ich fragte mich, ob Byron wohl im Stillen ein ähnliches Urteil fällte. »Miss Lansing ist Jurorin. Könnte theoretisch verheiratet sein, besteht aber darauf, Miss genannt zu werden. Weit und

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