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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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streng sein? Himmelherrgott, es ist ein Biologie-Leistungskurs! Da können sie ja gleich aus dem Buch abschreiben.« Ich bin nicht laut geworden. Tu ich fast nie. Stattdessen bündle ich meinen Frust zu einem scharfen Ton, von dem Dara meint, er könne Stahl zerschneiden. »Diese Eltern wollen doch, dass ihre Kinder etwas lernen, oder? Dafür zahlen sie das Schulgeld. Ich lasse niemanden bestehen, der es nicht verdient hat.«
    Dr. O’Malley fuhr mit der Hand durch sein dichtes, graues Haar. Der einzige Ire über sechzig, den ich je mit vollem Haarschopf gesehen habe. Seine blasse Haut wies rötlich braune Flecken auf, weil er seine Jugend auf dem Wasser verbracht hatte. »Sie können nicht zwei Drittel der Klasse durchfallen lassen.«
    Â»Das kann ich sehr wohl, wenn sie es verdient haben.« Ich legte die Hände an die Hüften und wurde ganz still. Bei diesem ersten Gespräch versicherte mir Dr. O’Malley, ich sei keineswegs verpflichtet, Eltern nachzugeben, die ihren Kindern die Welt einfach so zu Füßen legen wollten. Schließlich sollen sie nicht versagen, wenn sie auf die Pennsylvania State oder Wesleyan University oder auf sonst irgendeine zweitklassige Ivy-League-Schule kommen, auf denen unsere Schüler normalerweise landen, nur um dann zu Hause herumzusitzen, weil ihnen keiner das Arbeiten beigebracht hat. Leider musste sich Dr. O’Malley den Elternwünschen im Lauf der Jahre zunehmend fügen, als es mit der Wirtschaft abwärtsging und das Buhlen um Schüler härter wurde.
    Dr. O’Malley seufzte, setzte sich auf seinen Schreibtisch und war immer noch einen halben Kopf größer als ich. Ich wusste, dass er, die Eltern und die Schulleitung bereuten, mich eingestellt zu haben. Aber jetzt konnten sie mich nicht mehr feuern, ohne schlecht dazustehen. Angesichts meiner kranken Nieren. Wohl das einzige Mal, dass meine Krankheit von Vorteil war.
    Ich bedachte ihn mit einem kühlen Lächeln. »Hören Sie, Doc, wir haben dieses Problem in jedem ersten Halbjahr. Anscheinend vergessen Sie es nur immer wieder. Nach einem Dreivierteljahr haben sich die Kinder an mich gewöhnt. Sie halten sich ran. Oder ihre Eltern bezahlen ihnen Nachhilfestunden.«
    Er blähte die Backen auf.
    Â»Mir scheint, Sie knicken ein«, sagte ich. »Sie weichen die Anforderungen auf.«
    Â»Das stimmt nicht.«
    Â»Dann lassen Sie mir meinen Unterrichtsstil. Meine Schüler machen ihren Abschluss, gehen aufs College und wissen, wie man arbeitet. Dafür müssten sie mir eigentlich dankbar sein. Was im Übrigen viele sind.« Jedes Jahr bekomme ich mindestens zwei Karten von ehemaligen Schülern, die mir schreiben, dass ich sie vor dem Scheitern auf dem College bewahrt habe.
    O’Malley schließt die Augen. »Legen wir dieses Gespräch vorerst auf Eis, Gal.«
    Endlich. »Wie immer.« Ich verließ sein Büro, ohne abzuwarten, ob er mit mir fertig war.
    Heute sehe ich durch die Scheiben seines Büros jemanden mit dunklen Haaren auf dem Besucherstuhl sitzen. Die Jalousien sind halb geschlossen. Trotzdem ist seine sorgenvolle Miene deutlich zu erkennen. Mein Herz rast. Sofort denke ich an meine Schwester, meine Eltern. Irgendwem muss was zugestoßen sein. Meine größte Angst.
    Eilig kommt er mir entgegen und hält mir die Tür auf. »Wir haben ein Problem.«
    Also ist es kein familiärer Notfall. Ich atme tief durch. Es muss wohl eine andere Art von Notfall sein. Ich gehe alle Schüler durch, die sich beschwert haben könnten. Es sind zu viele, also gebe ich auf. Ich schlurfe hinein.
    Der Gast auf dem Besucherstuhl vor Dr. O’Malleys Schreibtisch ist kein Elternteil, das Blut sehen will. Es ist ein Teenager, ein Mädchen mit langen, schwarz gefärbten Haaren und zu weißem Make-up. Lidschatten wie ein Waschbär. Sie trägt ein orangefarbenes Polohemd mit einem pinken Pferd auf der Brust, den Kragen hochgeschlagen, als hätten wir 1985, mit zerrissenen, schwarzen Jeans voller Sicherheitsnadeln, gefütterten, pinken Doc Martens und darüber einen schwarzen Mantel. Sie sieht aus wie der Sänger von The Cure in Ralph-Lauren-Klamotten. Für einen kurzen Moment fühle ich mich seltsam an die Jurorin der Rosenschau erinnert. Jemand, der eine Maske trägt, weil er nicht will, dass wir sehen, wer er wirklich ist.
    Â»Wer ist das? Was ist los?«
    Der Direktor setzt sich und deutet nickend

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