Die Liebe zu Rosen mit Dornen
sind doch nicht die Rockefellers.«
»Wer sind die Rockefellers?« Riley läuft bis unter den Kragen puterrot an.
»Wir sind nicht die Hiltons«, erkläre ich zum besseren Verständnis. Ich gebe ihr die Liste zurück. Der Zettel stammt von einem dieser Notizblöcke, die Immobilienmakler kostenlos verteilen. Riley hat den grinsenden Mann mit Hörnern und einem Schnurrbart verziert. »Bitte. Halten wir uns ans Lehrerbudget.«
»Aber wie soll ich denn meinen Speiseplan ändern? Wir sind doch schon im Laden.« Sie verschränkt die Arme und macht ein Gesicht, als hätte ich ihr eben erklärt, ein Asteroid würde auf die Erde stürzen.
Ich nehme einen Werbezettel vom Supermarkt und schiebe den Wagen an die Seite, um die Erdbeerauslage nicht zu blockieren. »Kauf, was gerade im Angebot ist. Nimm das als Grundlage für deinen Plan. Vorzugsweise Sachen, die ich auch kochen kann.«
Wir streifen durch den Laden, nehmen Spaghetti und Dosen mit SoÃe und Schweinekoteletts. »Ist eigentlich gar nicht so schlimm«, sagt Riley, als sie ein halbes Pfund geräucherten Speck â eingewickelt in weiÃes Papier â in den Einkaufswagen legt.
»Jep. Und es hat gar nicht wehgetan.« Ich nehme eine Honigmelone und lasse sie daran riechen, um zu sehen, ob sie noch gut ist. Wir prüfen die Haltbarkeitsdaten auf den Molkereiprodukten; wir suchen die günstigen Marken auf den unteren Regalen; wir überlegen, was wir später einfrieren wollen. Mir war gar nicht klar, wie viel ich von Lebensmitteln verstehe und dass ich darauf brenne, dieses Wissen weiterzugeben.
Als wir an die Kasse kommen, grinse ich sie an.
»Was?«, sagt Riley und legt die neue Ausgabe des National Enquirer zurück.
»Nichts«, sage ich, noch immer grinsend. »Ich bin nur glücklich. Ist das verboten?«
»Neeeeiin.« Sie lacht und macht groÃe Augen. »Nur befremdlich.«
In der zweiten Aprilwoche kommen meine Eltern von ihrer Reise zurück, und als sie hören, was mit Riley los ist, kommen sie uns besuchen, obwohl sie sich lieber vom Jetlag erholen sollten. Am Samstagvormittag trudeln sie ein, was bedeutet, dass sie im Morgengrauen losgefahren sind. Als Riley und ich sie hören, gehen wir raus, um sie zu begrüÃen. Moms Autotür geht natürlich zuerst auf. Umständlich erhebt sie sich aus dem Beifahrersitz und kommt langsam auf mich zu. Sie hat Arthritis und wird bald eine neue Hüfte brauchen. Sie trägt eines ihrer wallenden Maxikleider, und ihre Haare sind überall und nirgends. »Gal«, sagt sie und zerquetscht mich fast mit ihrer Umarmung. Sie riecht nach etwas Würzigem, und ich muss niesen.
»Entschuldige, Mom. Es ist nur dein Parfüm.«
»Oje.« Sie weicht zurück und sieht besorgter aus, als es meine Absicht war. »Ich gehe sofort duschen.«
»Nein, nein. Ist nicht so schlimm, Mom.«
»Gut siehst du aus.« Dann wendet sie sich Riley zu. »Wie groà mein Enkelkind geworden ist!«
»Hi, Oma.« Riley lässt sich umarmen und rollt hinter ihrem Rücken mit den Augen.
Dad kommt an und legt seinen groÃen Arm um mich. »Hey, Töchterchen. Hast du am Wochenende irgendwas für mich zu tun?« Dad repariert immer alles Mögliche, wenn er hier ist: tropfende Wasserhähne, schiefe Bilder, zugige Fenster. Erstens kann er nicht stillsitzen, und zweitens bin ich handwerklich ein hoffnungsloser Fall. Ich spare alles für ihn auf.
Einen Moment lang denke ich darüber nach. »Eine Sache hätte ich tatsächlich. Ein Projekt für die Schule.«
Mr Morton trifft eine Stunde später ein, in Jeans und einem Lacoste-Hemd, obwohl er mit Dad an der Blide arbeiten soll. Heute wollen sie die Vorlage für ein Katapult bauen und die Teile für ein zweites vorbereiten, das Mr Morton dann die Kinder zusammenbasteln lässt. Er fährt ein schwarzes AudiCabrio, viel zu nobel für einen Lehrer. Das Holz für die Blide ist auf ein Gestell geschnallt, das eigentlich für Ski gedacht ist. Einen Moment bleibt er im Wagen sitzen, als würde er das Ende von irgendeinem Song abwarten. Oder vielleicht zögert er. Wahrscheinlich hätte er nicht gedacht, dass ich das Blide-Projekt schon so bald anschiebe.
Riley wirft die Fliegengittertür auf und hüpft die zwei Stufen hinunter. »Mr Morton!«
»Riley.« Er lächelt sie freundlich an. »Willst du
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