Die Liebe zu Rosen mit Dornen
verbergen mag. »Rate mal, was ich hier habe.«
Ihre Erleichterung ist fast greifbar, als ich das Thema wechsle. Ich hole meine Hand hinter dem Rücken hervor und zeige ihr das Telefon. Ein kleines, rosafarbenes Handy.
Statt begeistert zu sein, weicht sie zurück. Wieso reagiert dieses Mädchen immer anders, als ich es erwarte? »Meine Mom hat gesagt, sie will mir eins besorgen.«
»Na, das hat sie aber noch nicht getan, und bis dahin reicht auch das hier.« Ich dränge es ihr auf. »Es ist kein besonderes Handy, aber man kann damit telefonieren.«
»Toll. Danke.« Ihre Stimme klingt ausdruckslos.
Ich schätze, Becky hat ihr ein iPhone versprochen. Mal sehen, ob sie ihr Versprechen auch einlöst. Innerlich zucke ich mit den Schultern. »Dann wollen wir uns jetzt mal ins Vergnügen stürzen.«
Ich habe Riley nach unserer kleinen Auseinandersetzung um das Wissenschaftsteam in Ruhe gelassen. Mr Morton meinte, es sei jemand ausgestiegen, als ich weg war, und wir bräuchten einen Ersatz. »Ich kümmere mich darum, dass Riley vorbereitet ist«, sagte er, als ich ihn nach der Schule im Chemieraum auf seinen unzulässigen Kuhhandel ansprach. Er verschränkte die Arme.
»Es gibt eine Warteliste. Wir nehmen den ersten Anwärter«, sagte ich.
Er zog ein langes Gesicht. »Davon wusste ich nichts.«
»Sie haben mich nicht gefragt.« Die Leute fragen mich nie. Sie vermuten irgendwas. Es ist, als hätte ich überhaupt nichts zu sagen. »Das Wissenschaftsteam ist hier sehr beliebt.«
Er löste die verschränkten Arme. »Ich bin der Meinung, dass alle interessierten Schüler mitmachen sollten, nicht nur ein paar. Sollen doch alle davon profitieren.«
»Nur die besten Schüler kommen ins Team. Die anderen müssen warten und können als Ersatz einspringen oder es nächstes Jahr noch mal versuchen. Die Teams sind begrenzt.« Ich bin nicht eben begeistert, Mr Morton so zu konfrontieren und unsere bis dato harmonische Beziehung zu belasten. Jeden Donnerstag haben wir uns nach der Schule getroffen, um unsere Teams zu coachen, er mit der Blide, ich mit meinen Physiologieschülern. Für mich sind zehn in meiner Gruppe genug, auÃerdem passen nicht mehr als zwanzig Kinder in den kleinen Klassenraum. Aber er hatte die grenzenlose Energie und Begeisterungsfähigkeit eines neuen Lehrers. Wahrscheinlich würde es ihm nichts ausmachen, noch ein halbes Dutzend Schüler mehr aufzunehmen.
»Ich muss mich entschuldigen«, sagte Mr Morton und berührte mich am Arm. »Aber ich habe eine Idee. Wenn wir noch mehr Freiwillige unter den Eltern finden, können wir so viele Schüler aufnehmen, wie wir Platz haben.«
Sprachlos starre ich ihn an. Er weià nicht, wie schwer es ist, freiwillige Eltern zu finden, besonders an einer Schule, bei der das Schulgeld sämtliche Kosten decken sollte. Und wie schwierig es erst wird, wenn man wohlmeinende Eltern hat, die gern helfen wollen, vom Thema aber keine Ahnung haben. Die stehen nur im Weg. »Ich weiÃ, dass es unter egalitären Gesichtspunkten schön wäre, alle ins Team aufzunehmen, aber so funktioniert das nicht. Wir begrenzen die GröÃe, genau wie das Footballteam.«
Gerade denke ich über diese Auseinandersetzung mit Mr Morton nach, als mir meine Nichte auf dem Flur gegenübertritt. Sie scheint ihren Sturz verwunden zu haben.
Riley bindet ihre Bluse zu. »Wollen wir hier noch den ganzen Tag rumstehen, oder was?«
»Oder was.« Mir fällt auf, dass ihre Haare braun nachwachsen. »Sollten wir dir dafür eine Tönung kaufen?«
Sie zuckt mit den Schultern, dann fasst sie sich an den Kopf. »Sieht es denn schlimm aus?«
»Geht schon. Und für deinen Kopf wird sowieso niemand Augen haben. Nur für meine Rose.« Ich gehe raus zum Wagen, wo die Rose schon in einer Kühltasche im Kofferraum steht. »Komm. Heute kriegst du ein bisschen Ãbung im Highwayfahren.«
Sie klatscht in die Hände. »Yay! Im August werde ich sechzehn. Ich brauch noch reichlich Ãbung!«
»Ich weiÃ.« Ich händige ihr die Schlüssel aus. »Aber ohne gute Zensuren kein Führerschein. Abgemacht?«
»Abgemacht.« Darauf geben wir uns die Hand.
Riley ist auf dem Freeway noch vorsichtiger als ich, hält sich stur an die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit, obwohl die anderen Autos an ihr vorbeirasen. »Du musst
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