Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Weg.
Rosenausstellungen im Sommer können schwierig sein. Die Sämlinge müssen in Kühltaschen transportiert werden. Ich bevorzuge die Veranstaltungen im Frühling, nur gibt es davon nicht so viele. An der Westküste blühen die Rosen früher, sodass auch die Ausstellungen früher beginnen. Ich könnte nirgendwo leben, wo es kalt ist und ich noch länger auf meine Rosen warten müsste.
Am Sonntagabend bin ich mit Brad im Gewächshaus. Er hat einen winzig kleinen iPod an sein Hemd geklemmt, und die weiÃen Kabel hängen aus seinen Ohren wie zwei Blutegel, die ihm das Gehirn aussaugen. Ich kann fast mithören. Ich tippe ihm auf die Schulter. »Stell es leiser. Du wirst dir noch die Ohren kaputtmachen.«
Er fügt sich mit einem Grinsen und verschmiert Dreck in seinem braun gebrannten Gesicht. »Jawohl, Maâam.«
Ich gehe durch die Reihen der Sämlinge und entscheide, welche ich rausschmeiÃe. Ich behalte nur die, die ich auf eine Ausstellung mitnehmen, als Eltern verwenden oder vermehren könnte.
Ich bitte Brad, Töpfe mit Blumenerde vorzubereiten. Ich benutze eine Mischung namens Queen of Show, die speziell für Rosen entwickelt wurde, und zwar aus Kompost, Torfmoos, Kokosfasern und Sand. Man bekommt sie in der örtlichen Gärtnerei, bei der ich ein Konto habe. Ich schicke Brad dorthin, um Zehn-Kilo-Säcke davon zu kaufen und im Schuppen zu verstauen. Ich darf so etwas Schweres nicht heben. Und ich kann es auch nicht. Ich würde zusammenbrechen.
Brad bereitet ein Dutzend Töpfe vor, damit sie fertig sind, wenn sie gebraucht werden. Ich laufe durchs Gewächshaus, sehe mir alle Sämlinge noch mal an. Die Rosen mit hässlichen Blättern oder merkwürdigen Blüten ziehe ich heraus und werfe sie auf meine Karre mit dem Grünabfall.
Wir arbeiten, ohne zu reden. Ich kenne Brad schon, seit er auf unsere Schule geht, und wenn er auch sonst eine ziemliche Quasselstrippe sein kann, ist er bei mir doch eher schweigsam. Ich inspiriere die Menschen nicht eben zum Reden. Selbst beim Haareschneiden werkelt die Friseurin, die sonst jedem von der Blinddarmoperation ihrer Mutter erzählt, wortlos an mir herum.
Meine Schwester Becky ist da ganz anders. Sie quatscht mit Gott und der Welt. Verkaufen ist der richtige Beruf für sie. Theoretisch.
Riley unterbricht mich in meinen Gedanken, als sie ins Gewächshaus kommt. Sie versucht, leise zu sein, stolpert aber über einen Bewässerungsschlauch und fällt hin, wobei sie Brads Samentöpfe umstöÃt und die teure Blumenerde in alle Himmelsrichtungen verstreut. Sie stöhnt leise auf, dann rappelt sie sich wieder auf. Ich sehe, dass der Sturz nicht schlimm war, jedenfalls nicht schlimmer, als wenn jemand im Sportunterricht beim Baseball auf der Markierung ausrutscht. Aber sie hat sich ziemlich eingesaut.
»Hast du dir wehgetan?« Brad lacht, ist selbst total verdreckt. Er reicht ihr die Hand.
»Das ist nicht komisch. Wer lacht denn, wenn jemand hinfällt?« Riley ist beleidigt.
»Du bist nicht verletzt, Riley. Würden wir nicht lachen, müssten wir vielleicht über verschüttete Blumenerde weinen.« Ich rechne aus, wie viel Geld mich das kostet. »Guck doch mal, was wir davon noch retten können.«
»Willst du mich denn nicht fragen, ob alles okay ist?« Riley möchte sich von Brad nicht helfen lassen und bürstet sich ab.
»Es ist doch alles okay.« Ich habe noch nie daran geglaubt, dass man sich über kleine Verletzungen aus der Fassung bringen lassen sollte. Pflaster drauf, einmal pusten, und weiter gehtâs. Je aufgeregter Eltern sind, desto mehr regen sie das Kind auf. Ich war schon zehn, als meine Mutter endlich lernte, wie ich zu beruhigen war.
Sie stellt ein paar Töpfe wieder auf, die sie umgekippt hat. Brad holt Handfeger und Schaufel. Da fällt mir ein zerknülltes Blatt Papier auf, das sie in der linken Hand hält. »Ich bin hier, um mir deine Unterschrift zu holen. Ich gehe ins Wissenschaftsteam.«
»Nächstes Jahr?« Ich nehme den Zettel mit der Einverständniserklärung, starre ihn an und drehe ihn mit meinen schmutzigen Händen um, obwohl ich das Formular selbst getippt habe. Riley will im Wissenschaftsteam mitmachen?
»Nein. Jetzt.«
Die Wettkämpfe sind nächsten Monat, und wir haben keinen Platz mehr frei. AuÃerdem mangelt es Riley an der Reife und den wissenschaftlichen
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