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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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steckt ihn in die Tasche seines rot karierten Hemdes. »Wie kommen Sie darauf? Rosenzüchter helfen einander doch immer. Gehören Sie denn keinem Verein an?«
    Â»Nur auf dem Papier.« Ich betrachte die anderen Rosen.
    Â»Dann wollen Sie wohl das Rad neu erfinden.« Er schüttelt mir die Hand. »Da wünsche ich viel Glück. Winslow Blythe.«
    Â»Danke gleichfalls.« Ich schüttle zurück, dann fällt mir ein, woher ich den Namen kenne. »Moment. Sind Sie der Winslow Blythe? Siegerrosen ?«
    Â»Der bin ich.« Er nickt. »Haben Sie die sechste Ausgabe? Da steht dieses Rezept drin.«
    Â»Nein, ich habe die vierte. Ich dachte, da ändert sich nicht viel.« Außerdem bin ich zu sparsam, um mir jedes Jahr einen neuen Rosenführer zu kaufen.
    Er schüttelt den Kopf. »Nein, nein, immer wieder neues Material.«
    Riley stopft die Serviette in ihre Hosentasche. Ich halte ihr meine Hand hin. »Gib her, so landet der Zettel doch nur in der Wäsche.«
    Â»Na gut. Moment.« Sie streicht ihn glatt.
    12 Becher Luzerne-Pellets
    Â¾ Becher Bittersalz
    Â¼ Becher Eisenchelat
    1½ Becher organischen Kompost
    Wasser (nehmen Sie den Schlauch)
    Großer Behälter mit Deckel (mindestens 130 Liter)
    Ich empfehle, den Behälter in der Nähe der Rosen aufzustellen, bevor man beginnt. Er ist zu schwer, um ihn zu bewegen, und stinkt zum Himmel.
    Füllen Sie einen großen Eimer mit Wasser. Eine Mülltonne aus Plastik wäre gut. Geben Sie sämtliche Zutaten hinein, und rühren Sie gut um (ich nehme dafür einen alten Besenstiel).
    Legen Sie den Deckel drauf, und lassen Sie das Ganze vier Tage bis zwei Wochen stehen. Ist das Wetter heiß oder Ihre Tonne steht in der Sonne, geht es wahrscheinlich schneller.
    Nehmen Sie den Deckel ab. Mit einem kleinen Eimer schöpfen Sie den »Tee« ab. Ausgewachsene Büsche bekommen alle zwei Wochen je vier, Zwergrosen zwei Liter. Frisch gepflanzten Rosen sollten Sie es nicht geben, weil es sie verbrennt.
    Â»Und was werden meine erstaunten Äuglein dann zu sehen bekommen?« Ich stecke das Rezept in meine Gürteltasche, für Dara ein modisches Unding, aber dennoch praktisch.
    Â»Sie haben noch nie etwas von Düngertee gehört?« Blythe grinst mich an. Angeblich ist er über achtzig, sieht aber eher aus wie sechzig. Er hat wache, blaue Augen und silbrige Haare, die ihm in dünnen Strähnen am Kopf kleben. »Stinkt viel weniger als Fischemulsion.«
    Ich denke an meine Nachbarin. »Manchmal kann es meinetwegen ruhig stinken.«
    Blythe winkt uns. »Wir sehen uns sicher noch. Wie heißen Sie?«
    Â»Gal«, antworte ich.
    Riley und ich gehen weiter. »Siehst du, ich bin nützlich.« Riley grinst, mit Grübchen und Bäckchen. Das kleine Mädchen, das sie einmal war, zeigt sich in ihrem Gesicht. Plötzlich schmerzt mich die Erinnerung an ihre pummeligen, kleinen Arme und Beine, die ich so nie wiedersehen werde.
    Ich schlucke. »Riley, ich möchte dir was sagen.«
    Â»Was?« Sie fährt auf ihren Converse-Tretern herum, weiße Latschen, mit Filzstift bemalt.
    Ich sage es schnell, bevor ich es mir anders überlege. »Es tut mir leid, dass ich mich nicht öfter um dich gekümmert habe, als du klein warst.«
    Ihre gute Laune verfliegt schneller als Pollen im Wind. »Warum sagst du das jetzt?«
    Ich greife nach ihr, berühre ihren Arm. »Weil es mir gerade eben bewusst geworden ist.«
    Riley weicht zurück, starrt aus dem Fenster neben uns. Sie legt ihre Stirn an die Scheibe, spricht ganz leise. »Es ist dir gerade eben bewusst geworden. ›Gerade eben.‹ Nach wie vielen Jahren?« Sie kratzt sich an der Nase, dreht sich zu mir um. Ihre Augen fangen alles Licht ein, das durch das Fenster hereinfällt, und funkeln mich an. »Weißt du was? Vergiss es einfach.«
    Ich erschrecke über ihren düsteren, gleichmütigen Tonfall. »Riley.«
    Â»Es ist mein Ernst. Ich mach mir jedenfalls keinen Kopf darum. Macht sich ja sonst auch keiner.« Sie sieht sich im Saal um. »Ich hol mir was zu essen, okay?«
    Â»Ich hab dir ein Sandwich mit Erdnussbutter und Marmelade mitgebracht.« Ich krame die Tüte aus meiner Gürteltasche. Sie ist etwas zerdrückt, die Marmelade durchs Brot gequetscht. »Vielleicht hätte ich es lieber in die Kühltasche tun sollen.«
    Kommentarlos nimmt sie die verschmierte Tüte.

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