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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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seinen Teamkollegen, einen jüngeren Schüler, anweist, das Maßband zu holen.
    Mr Morton legt die Stirn in Falten. Heute trägt er eine sportliche Khakihose, braune Lederslipper und ein hellgraues Hemd, auf dem kleine Flugzeuge abgebildet sind. »Es beeinträchtigt den Plan in keiner Weise, oder? Ich habe die anderen auf Ihrer Reserveliste angerufen. Keiner wollte es machen.«
    Er redet immer noch davon, Riley ins Team aufzunehmen. Wenn von der Reserveliste niemand einspringen will, habe ich eigentlich keinen Grund mehr, meiner Nichte die Teilnahme zu verweigern. Nur glaube ich, dass sie weder Leistung zeigen wird noch überhaupt dazu bereit ist.
    Beim letzten Biologietest zum Thema Zellteilung hat sie sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert und wollte sich nicht helfen lassen, obwohl kaum zu übersehen war, dass sie das Prinzip nicht begriffen hatte. Die Schüler, die zum Förderunterricht kamen, die sich gegenseitig abgefragt haben, erreichten alle eine gute Note. Riley war im unteren Mittelfeld.
    Â»Ich hab doch bestanden, oder?«, sagte sie und tat, als wäre es ihr egal. Ich konnte ehrlich nicht beurteilen, ob es ihr etwas ausmachte oder nicht, so beiläufig wie sie den Test in ihren Rucksack stopfte. Wenn es nach mir ginge, würde man alle Zensuren veröffentlichen. Ein Pranger kann Wunder wirken. Obwohl es sehr gut möglich ist, dass heutzutage sowieso keiner mehr weiß, was Scham bedeutet.
    Â»Knapp bestanden.« Als ihre Tante und Lehrerin habe ich mich geschämt, ihr eine so schlechte Note geben zu müssen. Dr. O’Malley würde darin vermutlich einen weiteren Beweis für meine mangelnden pädagogischen Fähigkeiten sehen. Ganz egal, wie viele bestanden haben. »Du musst zum Förderunterricht kommen.«
    Sie versuchte, etwas auszuhandeln. »Wenn ich in den nächsten Tests nicht gut bin, gehe ich hin.«
    Â»Bis dahin sind deine Zensuren zu schlecht«, entgegnete ich scharf. »Jetzt ist Mai. Was meinst du denn, wie viel Zeit dir bleibt? Deinen Führerschein kannst du dann vergessen.«
    Darauf wusste sie nichts zu sagen.
    Mr Morton wartet, dass ich ihm etwas antworte. Die Nachmittagssonne beleuchtet sein Gesicht wie Kerzenschein. Ich möchte das Thema nur ungern vertiefen und ihm von meiner Nichte und ihren Anwandlungen erzählen müssen. »Glauben Sie mir. Riley wollen Sie nicht in Ihrem Team haben.«
    Â»Manchmal reagieren Kinder besser auf Lehrer, mit denen sie nicht verwandt sind.« Er klingt freundlich, und doch bin ich verletzt.
    Ich blinzle zu ihm auf. »Wie lange unterrichten Sie schon, Mr Morton?«
    Er holt tief Luft. »Einen Monat.«
    Â»Verstehe.«
    Â»Aber ich habe … ein Kind unterrichtet, das mit mir verwandt ist. Allerdings ist es noch ganz klein.« Seine Stimme klingt belegt.
    Ich möchte ihn fragen, wen er meint, gleichzeitig aber auch nicht. Offenbar will er es ohnehin für sich behalten, denn er geht zu Brad hinüber und zeigt ihm, wie er die Blide verbessern kann. Ich stehe eine Weile da. Die Jungen, unter freiem Himmel, die Ärmel aufgekrempelt, reparieren das Katapult, strotzend vor Gesundheit. Wie sie da so stehen, braun gebrannt in ihren Uniformen, sieht das Ganze wie eine Werbebroschüre für unsere Schule aus. Ich gehe wieder hinein, zurück zu meiner Anatomie und meinen brachialen Brechdurchfallszenarien.

17
    Eine Woche lang hält sich Riley genauestens an die ihr auferlegten Beschränkungen, geduldig wie ein Sträfling. »Ich habe mein Handy heute nicht benutzt«, vermeldet sie jeden Abend und zeigt mir ihre Anrufliste. »Du kannst es nachprüfen.«
    Â»Lass mal sehen.« Mit großer Geste inspiziere ich es, obwohl ich mich kaum mit meinem eigenen Handy auskenne. »Sehr gut, Riley.«
    Jeden Tag nach dem Unterricht geht Riley zu allen möglichen Klubs, um mit ihresgleichen gemeinsam etwas Sinnvolles zu tun, genau wie Samantha. Sie geht zum Klub der Sozialdienste, zum Kunstklub, zum Spanischklub und sogar zum Schachklub. In diesen Klubs verhält sie sich so ungezwungen, als wäre sie schon ihr Leben lang auf einer Privatschule. Keine Spur mehr von der Riley, die hier ankam, mit ihrem Punk-Make-up und allem. Ich versuche, mich darüber zu freuen. Sie möchte dazugehören, aber irgendwas an der Tatsache, dass von der alten Riley so überhaupt nichts mehr übrig ist, beunruhigt mich. Sie gibt sich schrecklich viel Mühe.

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