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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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noch nicht wieder auf meine Bank. Hat Dara recht? Hätte ich es Samanthas Mutter nicht sagen sollen? Verdient Riley keine Strafe?
    Eine kleine Einschränkung müsste reichen. Eine Woche, vielleicht zwei. Keine Computerspiele, keine Streifzüge mit ihren Freunden. Riley sitzt in ihrer Klasse weit weg von Samantha. Im Grunde weit weg von allen anderen. Samantha sitzt flankiert von ihrer Prä-Riley-Clique, den Eifrigen und Unverdorbenen. Mir wird klar, dass Samantha sich nicht mehr mit Riley treffen darf, obwohl Riley meine Nichte ist und ich diejenige bin, die glänzende College-Empfehlungen schreiben könnte. Aber was blieb mir denn anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen? Es ist nicht an mir zu entscheiden, was Samanthas Mutter erfahren darf und was nicht. Genau wie in meiner Elternsprechstunde sage ich immer beides, das Gute und das Schlechte. Ich werde nichts zurückhalten.
    Ich beschließe rauszugehen und Dara zu sagen, was ich denke. Als ich die Kirchentür einen Spalt weit öffne, höre ich ihre Stimme.
    Â»Sie kann es nicht ertragen, wenn man ihr sagt, dass sie sich irrt. Niemals. Unter keinen Umständen. Es muss immer nach ihrem Willen gehen.« Ihre Stimme klingt laut und verzweifelt. »Und man fühlt sich sowieso schon schlecht dabei, sie zu kritisieren, weil sie ja krank ist.«
    Dr. O’Malleys Stimme antwortet mit grollendem Bariton. »Das sind eigentlich ganz nette Kinder. Sie haben recht. Da gibt es ganz andere Fälle.«
    Ich weiche zurück, und meine Hand schließt leise die Tür. Dara ist der einzige Mensch an dieser Schule, der sich die Mühe gemacht hat, hinter meine raue Schale zu blicken, meine einzige Freundin. Dachte ich. Ich kehre in meine Kirchenbank zurück, als die Schüler eben Aufstellung nehmen, um das Abendmahl zu empfangen. Mr Morton reiht sich hinter ihnen ein, aufrecht, mit geradem Rücken. Er dreht sich zu mir um und winkt mir, mich ihm anzuschließen. Stattdessen rutsche ich von der Bank auf das Kniekissen. In meinem Kopf geht alles drunter und drüber, und meine Knie protestieren. In dieser Haltung verharre ich, bis die Kirche sich geleert hat.

15
    Nach der Schule eröffne ich Riley, worauf sie zur Strafe verzichten muss, und sie nickt nur einmal.
    Ich zögere, bevor ich frage. Will ich es wirklich wissen? »War Sams Mutter sehr böse?«
    Â»Ist doch egal.« Riley legt ihr Mathebuch offen auf den Kaffeetisch. »Ich habe nicht mit ihr gesprochen. Sie hat mir keine Mail geschrieben. Ich weiß von nichts.«
    Ich bohre nicht weiter.
    Â»Darf ich meine Mutter anrufen?«
    Â»Natürlich.« Auch wenn du es nicht tun solltest, füge ich im Stillen hinzu. Weil deine Mutter dir nur recht geben wird, weil es bequemer ist.
    An diesem Abend fahre ich selbst zum Krankenhaus. Im Dialysezentrum sinke ich auf einen Stuhl. Vielleicht sollte ich doch lieber tagsüber zur Dialyse gehen. Ich lasse Riley nicht gern allein, da ich weiß, dass sie jederzeit wieder weg sein könnte. Kriegt sie Besuch von ihren Freunden, wenn ich nicht da bin?
    Die Dialyse ist für mich nur noch ein nicht enden wollendes Übergangsstadium. Für einen Dialysepatienten ist das Licht am Ende des Tunnels immer eine neue Niere. Wenn es die nicht mehr gibt, was bleibt dann noch? Es ist, als würde man einem kleinen Kind erklären, dass der Weihnachtsmann gestorben ist und es nie wieder Geschenke bekommt. Mein nächster Termin bei Dr. Blankenship ist nicht vor Mitte Mai, und ich bezweifle, dass sich bis dahin irgendwas ändert.
    Das Rascheln einer Zeitung lässt mich aufblicken. Mark Walters faltet das Blatt auf dem Schoß seiner weißen Jeans zusammen. Der Mann sieht nicht besonders mitgenommen aus, trotz der Dialyse. Seine Haut leuchtet so frisch und braun gebrannt, als wäre er gerade einer Hängematte zwischen Palmen an einem sonnigen Strand entstiegen. Heute trägt er ein graues T-Shirt mit V-Ausschnitt, kein weißes, was mich so sehr überrascht, dass mir unwillkürlich herausrutscht: »Wow, das ist ja fast eine Farbe!«
    Er betrachtet seine Brust und lacht.
    Ich ärgere mich schwarz, dass ich mein Schweigegelübde gegenüber diesem Mann gebrochen habe, nehme mir eine Newsweek und wende mich von ihm ab. Ich will mich nicht mit ihm unterhalten. Oft genug habe ich es mir schon geschworen. Alle finden ihn so schrecklich charmant. Er hat überhaupt nichts Charmantes an sich. Er erinnert

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