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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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Vielleicht zu viel. Ich sage nichts, möchte sie nicht kritisieren, den schlafenden Drachen wecken.
    Wenn unsere nachschulischen Aktivitäten beendet sind, nehme ich sie mit nach Hause, wo wir mehr oder weniger schweigend das Abendessen zubereiten.
    An den Abenden, an denen ich nicht bei der Dialyse bin, macht Riley Hausaufgaben. Sie starrt den dunklen Fernseher und ihr ausgestelltes Handy an und wirkt dabei so deprimiert, dass ich ihr fast wieder erlaube, sie zu benutzen. »Hast du Lust auf ein Brettspiel?«, frage ich sie nach einer halben Woche ohne Elektronik.
    Sie sieht mich an, als käme ich vom Mond.
    Â»Wie wär’s mit Karten?«, schlage ich vor.
    Sie setzt sich auf der Couch gerade hin, in besserer Haltung, als ich sie seit Wochen gesehen habe. Sie streicht ihre frisch gefärbten Haare zurück. Die Farben sind irgendwie matt, der Glanz ist vermutlich beim Bleichen verloren gegangen, aber es sieht um einiges normaler aus als vorher. »Um Geld?«
    Â»Wie wär’s mit Pennys?« Ich hole meine Flasche mit den Pennys. Mit meinen Eltern spiele ich öfter Karten, wenn sie da sind. Normalerweise lange Spiele wie Bridge, sofern wir einen vierten Mann finden. Dara lässt sich manchmal überreden, aber unsere Kartenspiele sind ihr zu lang und auch zu langweilig. Ich versuche, ihr die Spiele als geistige Übung, bei der man plaudern kann, schmackhaft zu machen. »Texas Hold’Em. Und dann Blackjack.«
    Ich verteile die Karten und erkläre ihr die Regeln. Ich bin ganz gut im Pokern, und ich habe kein Problem damit zu zocken, solange man das Geld dafür hat.
    Gelegentlich nehmen mich meine Eltern mit nach Vegas, wo wir in einem dieser billigen Läden abseits vom Strip absteigen, um die Verluste zu kompensieren, die meine Mutter an den einarmigen Banditen macht. Dad und ich ziehen durch die Pokersäle, dann zu den Blackjack-Tischen.
    Â»Das macht richtig Spaß.« Riley klopft auf den Tisch. Ich gebe ihr noch eine Karte.
    Â»Mit mehr Leuten geht es besser.« Wir spielen noch ein paar Runden. Dann zeige ich ihr Blackjack, wie man bis einundzwanzig kommt, wann man halten, wann verdoppeln und wann man eine Karte nehmen sollte. »Also, das ist jetzt wichtig zu wissen: Was du hier gerade legst, kann das ganze Spiel kaputtmachen. Manche Leute – wie dein Opa und ich – wären sauer auf dich.«
    Â»Können wir uns Popcorn machen?«, fragt sie und klingt wieder wie ein kleines Mädchen.
    Â»Klar. Mach nur.« Ich wette, ihre Mutter hat nie Spiele mit ihr gespielt, nicht mal Candy Land.
    Becky war nie sonderlich erpicht auf Brettspiele. Sie schien ständig in Bewegung zu sein, wollte immer raus, raus, raus, während ich immer drinnen hockte. In den langen Phasen, in denen ich ans Bett gefesselt war, schickte Mom Becky zu einer Nachbarin, die sie praktisch adoptiert hat. Ich weiß noch, dass ich meine Schwester manchmal tagelang nicht zu sehen bekam. »Wo ist Becky?«, fragte ich meine Mutter dann. Ich wollte, dass Becky da war und mit mir Spiele spielte, fernsah oder mit den Barbies an meinem Bett saß. Die Antwort variierte: Becky sei beim Whale Watching oder im Wildpark oder einfach draußen zum Spielen. Als sie älter wurde und selbst darüber bestimmen durfte, mit wem sie wohin ging, war sie am Wochenende jeden Abend unterwegs. Irgendwann sahen wir Becky nur noch gelegentlich an den Wochentagen abends und an Weihnachten, als gehörte sie gar nicht richtig zur Familie.
    Dass Becky sich ausgeschlossen fühlte, wurde mir erst viele Jahre später bewusst, bevor Riley zur Welt kam und nachdem wir beide in die weite Welt hinausgezogen waren. Mom lud mich auf ihre weltberühmten Tacos nach Hause ein. Mich – ohne meine Schwester.
    Becky tauchte an diesem Abend überraschend auf, um einen Berg Wäsche abzuladen. Sie erschrak, als sie uns sah. Wir erschraken auch, reglos über unsere saftigen, knusprigen Tacos gebeugt, als hätte man uns eben mit einem Goldbarren in einer Bank erwischt.
    Zu meiner Überraschung machte Mom ein betretenes Gesicht und fing an, etwas von einem Zufall zu erzählen. »Deine Schwester kam gerade auf einen Sprung vorbei. Möchtest du auch einen Taco?« Es entsprach definitiv nicht der Wahrheit, und einen Moment lang war ich verblüfft, doch dann wurde mir alles klar. Sie hatten Becky nicht dabeihaben wollen.
    Auch Becky wusste das. Sie verlor allen Schwung, als

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