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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Dilloway
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für die nächste Rosenschau habe ich keine Zeit dafür.
    Allerdings gibt es da ein Problem.
    Brad hat heute gekündigt.
    Er hat mir heute Morgen eine SMS geschickt. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Nichts weiter. Nur ein paar Worte auf einem winzigen Display.
    Es muss wohl wegen des Trinkens sein. Er nimmt zu Recht an, dass ich böse bin.
    Wahrscheinlich wollte sich Brad nicht die hundert Predigten anhören, die ich ihm halten wollte, um unmissverständlich klarzumachen, wie ich es finde, wenn Minderjährige Alkohol trinken und zu allem Überfluss noch Jüngere dazu verleiten. Allerdings hatte ich gedacht, dass er mir etwas früher Bescheid geben würde. Ich hatte gedacht, er würde mir dabei ins Gesicht sehen wollen. Ich habe mich getäuscht.
    Jetzt kommt Riley in ihrer Uniform heraus, die Haare ordentlich gebürstet. »Tante Gal, du schaffst das nicht alles allein. Du bist ganz schmutzig. Und in fünf Minuten müssen wir los.« Sie sieht besorgt aus, hat die Arme verschränkt und die Stirn gerunzelt. »Lass mich helfen.«
    Ich frage mich, was heute wohl in der Schule die Runde macht und ob irgendwas davon mit Riley zu tun hat. »Meinst du, du kommst heute zurecht?«
    Sie senkt den Blick, scharrt mit ihrer Schuhspitze in der Erde. »Natürlich. Wieso nicht?« Dann sieht sie mich mit ihren leuchtend grünen Augen an. »Bei der Party ist nichts passiert, Tante Gal. Wir haben nur getrunken.«
    Ich richte mich von der Schlauchwinde auf. Ich spüre die Dreckspritzer in meinem Gesicht, obwohl ich nur die Rosen gewässert habe. Mein Atem geht schnell und schwer. »Gut. Kurbel den Schlauch für mich auf, dann schaffen wir es noch pünktlich zur Schule.« Ich gehe ins Haus, und sie nimmt vorsichtig den Knauf in die Hand und fängt an zu kurbeln.
    Im Biologie-Leistungskurs schnappe ich mir Brad, als er kurz vor dem Klingeln hereinschneit. »Komm mal mit vor die Tür.«
    Er folgt mir hinaus. Er sagt nichts. Ich hätte mehr von ihm erwartet.
    Hinten im Flur leert sein Vater gerade einen Mülleimer. Er blickt auf, sieht aus, wie Brad in dreißig Jahren aussehen könnte, nur hoffe ich, dass Brad dann nicht so vom Leben gezeichnet sein wird. Der Mann hat Tränensäcke unter den Augen. Er nickt mir zu, und ich nicke zurück.
    Brad hebt die Hände, und als er seinen Vater sieht, beugt er sich vor und flüstert: »Tut mir leid, Miss Garner. Ich muss jetzt immer meinem Vater helfen.«
    Â»Wie meinst du das?« Ich bin verdutzt und werfe einen Blick auf seinen Vater. »Morgens?«
    Brad wird rot. »Dad trägt Zeitungen aus. Außerdem arbeitet er Nachtschicht und ist morgens jetzt immer so müde. Er spart Geld für meinen Collegebesuch.«
    Ich betrachte seinen Vater da hinten im Flur und frage mich mehrere Dinge gleichzeitig. Erstens, wieso die Schule ihre Angestellten nicht ausreichend entlohnt. Zweitens, wieso Brads Vater, der mir einigermaßen intelligent und geschickt zu sein scheint, keinen besseren Job findet. Und drittens, ob ich Brad bezahlen kann, damit er nicht kündigen muss.
    Brad wischt mit den Händen fest über sein Gesicht, was Spuren auf den Wangen hinterlässt. Am anderen Ende des Flurs leert Brads Vater laut klappernd einen Mülleimer und schlurft davon, ohne sich noch mal nach seinem Sohn umzudrehen. Für einen Augenblick verliert Brad sein Selbstbewusstsein, und ich sehe einen neuen Brad. Unglücklich, ängstlich, allein. Das ist der Brad, der seinen Vater getröstet hat, als seine Mutter nicht nach Hause kam, der seine gebrauchte Schuluniform umsonst bekam, der nichts in die Kasse für die Klassenfahrt einzahlen kann, der sich mit seiner Erscheinung und seiner Sportlichkeit den Respekt der anderen verdient hat. Ich begreife, dass ich diesen Jungen gar nicht richtig kenne.
    Also sage ich nichts und mache ihm kein schlechtes Gewissen wegen der SMS oder weil er mir nicht mehr helfen kann. Mir fehlt das Geld, ihn zu bezahlen. Einen Moment lang überlege ich, ob ich meine Mutter um Hilfe bitten soll. Ich weiß, dass sie es übernehmen würde. Fast erliege ich der Versuchung, aber ich möchte viel zu sehr auf eigenen Beinen stehen, um sie zu fragen.
    Ich merke, dass die Klasse drinnen unruhig wird. Die Stunde hat längst begonnen, und sie wissen, dass wir hier draußen stehen. »Okay, Brad«, sage ich nach einer Weile. »Danke, dass du mir Bescheid gegeben

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