Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes

Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes

Titel: Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Setz Clemens J.
Vom Netzwerk:
alles so deprimierend, bestätigte ich.
    – Das stimmt, sagte Herr Beichel.
    Dann verabschiedeten sich die beiden und gingen, immer noch hintereinander, zurück zu ihrem Haus. Ein Lastwagen stand davor, aus dem Möbelstücke geladen wurden. Eine Menge Kartons und kleinere Schachteln stapelten sich schon auf der Wiese vor dem Haus. Ein ordentlicher Umzug, ganz nach Vorschrift. Sogar die Möbelpacker sahen aus wie aus dem Lehrbuch.
    Die Mustergültigkeit ihrer nachbarschaftlichen Vorstellung, die herausgeputzte Ordentlichkeit, die die beiden verhuschten Gestalten zur Schau stellten, elektrisierte mich derart, dass ich minutenlang vor mich hin kicherte. Sie waren niedlich, das war das richtige Wort.
    – Neue Nachbarn, sagte Sarah und schenkte sich ein Glas Wein ein.
    Sie trank es in einem Zug aus und öffnete ihren Bademantel. Mit einer Hand nahm sie ihre linke Brust und schaukelte sie hin und her.
    – Man könnte sie vom Fleck weg heiraten, sagte sie. Vater und Tochter wie aus einer idyllischen Tamponwerbung.
    Sie ging über zur rechten Brust, ließ sie ein wenig auf und ab hüpfen und sagte dann:
    – Ich glaube, ich habe mich verliebt.
    – Ich auch, sagte ich.
    Ich stellte mich wieder ans Fenster und schaute hinaus.
    – Das Mädchen. Was glaubst du, wie alt die ist?
    – Vierzehn, fünfzehn. Vielleicht älter.
    – Hoffentlich älter, sagte sie.
    Dann, in etwas veränderter Stimmlage:
    – Wir müssen alles perfekt vorbereiten. Ich muss die hinteren Zimmer lüften. Die riechen immer noch nach Windeln und Erbrochenem. Ekelhaft. Ich lass mich von dir nie wieder zu so etwas überreden, du alter Perversling.
    – Halt dein Maul, du elende Schlampe, sagte ich zärtlich. Dir hat’s doch auch gefallen. Ich hab deinen Eintrag im Notizbuch gelesen.
    – Du bist wirklich krank, sagte sie und drängte sich von hinten an mich.
    Ich spürte ihre Brüste an meinem Rücken. Sie hatten in all den Jahren nichts an Spannung und Anziehungskraft verloren. Ich drehte mich um und küsste Sarah auf den Mund. Sie biss mich und wich zurück.
    – Fotze, sagte ich und nahm ihren Mund zwischen meine Finger. Versaute, widerwärtige, kleine Fotze.
    Ich drückte ihre Kiefer zusammen.
    – Arschl’ch, zischte sie und ließ den Bademantel fallen.
    Mit einer schnellen Bewegung hob ich sie hoch und setzte ihren sechsundvierzigjährigen, aber immer noch biegsamen Körper auf den Küchentisch.
    – Du altes, hässliches Dreckstück, flüsterte ich ihr ins Ohr. Du bist so alt, dass du nur mehr dann etwas spürst, wenn du irgendjemanden quälst oder –
    Sie kratzte mich.
    – Und du … du gehörst ins Irrenhaus, schnurrte sie. Du bist obszön und geisteskrank.
    Ich gab ihr eine Ohrfeige.
    – Halt dein verdammtes Maul, sonst … sonst beiße ich dir die Halsschlagader durch und streiche mit deinem Blut die Wände.
    Sie kicherte.
    – Ach, das würdest du tun? Dann hättest du aber keine Komplizin mehr für deine verrückten Einfälle. Na los, schlag mich noch einmal.
    Ich tat es.
    – Ich werde dir den Hals umdrehen, du ausgedörrtes Flittchen. Nicht einmal deine Gebärmutter funktioniert richtig. Du bist zu überhaupt nichts gut. Ich werde dir den Gnadenstoß geben und dich einfach hier und jetzt umbringen. Halt still!
    – Später, sagte sie in etwas sachlicherem Tonfall und wehrte mich sanft ab. Ich muss noch alles vorbereiten. Für heute Abend. Es muss alles perfekt sein. Übernimmst du den Salat?
    Bevor ich antwortete, musste ich mich erst ein wenig orientieren. Ich hatte eine gewaltige Erektion und kam mir vor wie der Marquis de Sade höchstpersönlich. Bei unseren sexuell aufgeladenen Beschimpfungen waren wir noch nie so weit gegangen wie an diesem Abend. Ein paar Minuten noch, dachte ich, und wir hätten eine höchst bedeutsame Schwelle überschritten. Vielleicht hatte Sarah das ebenfalls gespürt und mich deshalb gebremst. Der Salat konnte unmöglich so wichtig sein …
    – Ja, der Salat, sagte ich. Darf ich …?
    Sarah hatte meine Gedanken schon erraten und legte ihre Hand auf meine albern nach vorn abstehende Hose.
    – Ist gut. Ich komm dann später und helf’ dir.
    Natürlich war es schwer, nicht andauernd blöd zu grinsen, als ich unseren Gästen beim Verspeisen meines gemischten Salats zuschaute. Sie kauten, lächelten, schluckten. Tadellose Tischmanieren. Zwei absolut wohlerzogene Menschenwesen, die man einfach lieb haben musste. Ich stellte mir vor, einen Finger in das Auge von Jasmin zu stecken, so lange, bis der Augapfel

Weitere Kostenlose Bücher