Die Liebe zur Zeit des Mahlstaedter Kindes
platzte und klare Flüssigkeit herausquoll. Womit war ein Augapfel eigentlich gefüllt?, fragte ich mich.
In diesem Moment schaute Jasmin auf und lächelte mich an. Ich musste mich beherrschen, um nicht laut aufzulachen.
– Gut hast du den Salat gemacht, sagte Sarah zu mir.
Ich imitierte einen Hund, der artig seinen Kopf schief legt, weil er gelobt wird.
– Braver!, tätschelte Sarah mein Kinn.
Unsere Gäste lächelten höflich.
– Das Dressing ist von mir, sagte ich.
Sarah kicherte in ihr Weinglas. Bereits ihr siebentes, dachte ich. Aber bei ihr dauerte es oft lange, bis sich die ersten Symptome einer Beeinträchtigung zeigten. Das erste Merkmal ist immer ihr verlangsamtes Blinzeln. Wie bei einer Disney-Zeichentrickfigur.
Jasmin stieß ihre Gabel in den Salat und spießte ein großes grünes Blatt auf, von dem das Dressing troff. Gut so, dachte ich. Ja, gut so. Schluck es runter. So wie ich vor ein paar Stunden. Ich musste lächeln, als ich jetzt an die Szene von vorhin dachte. Sarah hatte mich mit strengem Gesichtsausdruck und knappen, konzentrierten Bewegungen ihrer kleinen Hände über der Salatschüssel masturbiert. Das meiste quoll, wie erwartet, kraftlos aus mir heraus und landete im Salat. Aberein paar Tropfen gingen daneben, auf die Tischplatte, die Sarah wenige Minuten zuvor abgewischt hatte. Sie wurde wütend deswegen, drehte sich um, holte ein Messer aus der Küchenschublade und hielt es mir an den Hals.
– Friss, Hund, sagte sie.
Das Messer drückte an meinem Adamsapfel. Ich beugte mich vor und leckte die besudelte Tischplatte sauber.
– Braver, sagte sie und legte das Messer zurück in die Schublade.
Nach dem Essen fragte Jasmin, wo die Toilette sei. Sarah erklärte es ihr, die Treppe hoch und dann links und wieder links. Das Mädchen schaute verwirrt, ging aber los. Während wir auf sie warteten, begann Herr Beichel mit etwas gedämpfter Stimme zu sprechen:
– Da, wo wir früher gewohnt haben, hat es einige Scherereien gegeben. Sie sind ja Lehrer, Sie wissen bestimmt, wie das ist. Wenn sie erwachsen werden, sind sie nicht zu bremsen. Und meine Tochter hat zudem so eine unsinnige … unge … na ja, dumme Wirkung auf Burschen. Junge Burschen. Uns ist mehrmals einiges zu Bruch gegangen, weil immer wieder Burschen durch den Garten geschlichen sind. Ich erzähle das nur, weil … Also, wenn Sie mal welche sehen, dann wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir Bescheid geben könnten.
– Oh, sagte ich. Okay, natürlich.
– Ich weiß, das klingt ziemlich albern, aber es ist wirklich nur zum Schutz meiner Tochter. Sie hat eben diese ungute Wirkung. Und dabei ist sie erst sechzehn.
– Ich verstehe.
– Das ist wie bei den Schmetterlingen, sagte HerrBeichel und trank von seinem Wein. Wenn die Schmetterlinge ein Weibchen unter einer Glasglocke wittern, dann gibt’s auch kein Halten mehr. Sie wissen sicher, wie das ist. Die Männchen kriegen den Duft mit, egal wie dick das Glas ist, und kommen von überallher, Kilometer … Kilometer …
– Schmetterlinge, wiederholte ich nickend. Interessant.
– Und einmal, seufzte Herr Beichel, hat uns mitten in der Nacht so ein verliebter Hitzkopf das Fenster eingeworfen. Das war mir dann einfach zu viel, ich meine … ich weiß, wie die Natur funktioniert, ich war ja auch einmal jung, aber das … das war mir einfach zu viel. Deswegen sind wir umgezogen.
– Wo haben Sie denn in der Stadt gewohnt?
– Also, wie gesagt, sagte er, ohne auf meine Frage zu reagieren, wenn Sie etwas Verdächtiges sehen … Irgendwelche Aktivitäten …
Nachdem sich unsere Gäste verabschiedet hatten, zogen wir uns zurück. Wir standen nackt in der Badewanne, alberten herum und beschmierten uns gegenseitig mit dem Rest des Salatdressings. Der Essiggeruch überlagerte alle anderen Gerüche, deshalb bemerkte ich zuerst nicht, dass Sarah mich anpinkelte.
Sie befahl mir, es zu trinken, und ich kniete mich in der Badewanne hin und empfing ihren warmen Strahl. Es schmeckte widerlich, aber sie bestand darauf, also tat ich, was sie von mir verlangte. Hinterher war ich an der Reihe, aber ich konnte nicht.
– Das Mädel hat diese ungute Wirkung, imitierte Sarah den besorgten Tonfall unseres Gastes.
– Ich finde eher, sie ist fett.
– Nein, sagte sie, ich finde sie hübsch.
Sarah setzte sich an den Wannenrand und legte sich eine Hand zwischen die Beine.
– Ich bin dafür, dass sie von allen Burschen – wie er das nennt –, die es in der Umgebung gibt, ordentlich
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