Die lieben Patienten!
das sagen darf«, meinte Mr. Walsh. »Es ist ganz offensichtlich zuviel für Sie allein. Ich werde natürlich weiterhin Sie konsultieren. Und meine Frau und die Kinder auch. Wir haben uns nach all der langen Zeit an Sie gewöhnt.«
Mr. Dodge, der Postbeamte, erklärte: »Sie kennen meinen Fall, Dok; ein anderer könnte da nichts machen. Aber immerhin eine gute Idee für die gewöhnlichen Fälle.«
Im Laufe des Morgens gelang es mir nicht, jemanden zu finden, der kein »Sonderfall» war. Vielleicht war die Idee, einen Assistenten zu nehmen, doch nicht so glorreich, wie ich gedacht hatte.
Aber Sylvia brachte mich wie gewöhnlich wieder zur Vernunft. »Du weißt ganz genau, daß du so nicht weitermachen kannst. Es wird eine Zeitlang dauern, aber wenn du einen netten Mann findest, werden sich die Patienten schon an ihn gewöhnen. Es wird ihnen nichts anderes übrigbleiben.«
»Oder sie wechseln zu einem anderen Arzt«, seufzte ich bei der Vision, daß meine Praxis, die ich Patient für Patient im Schweiße meines Angesichts aufgebaut hatte, wieder nach und nach zerfallen würde.
»Sie werden nicht wechseln«, behauptete Sylvia. »Selbst mit einem Assistenten haben sie immer noch die halbe Chance, dich zu treffen, und wenn sie zu einem anderen gehen, sehen sie dich überhaupt nicht mehr!«
Vermutlich war etwas in dem, was Sylvia sagte, obwohl ich das unangenehme Gefühl hatte, daß irgendwie die verdrehte weibliche Logik bei ihrem Argument Pate gestanden hatte.
Ich erledigte meine Besuche so schnell wie möglich, da ich gespannt war, was die zweite Post an Bewerbungen bringen würde. Nachdem ich mich nun einmal in dieser Sache entschieden hatte, wollte ich keine Zeit mehr verlieren, sie in die Praxis umzusetzen. Um zwölf Uhr dreißig öffnete ich die Haustür. Gut ein Dutzend Briefe lagen auf dem Boden, und in der Diele war ein Berg an Gepäck aufgestapelt. Ich zählte drei Koffer, zwei Taschen, vier Kartons, von denen einer offenstand, einen Plattenspieler, eine Anglerausrüstung, zwei Tennisschläger, eine Tasche mit Golfschlägern und ein Satz Hanteln.
Sylvia kam aus der Küche heraus.
»Was geht hier vor?« fragte ich. »Ziehen wir schon aus?«
»Nein«, lächelte Sylvia süß, »deine Kusine Caroline zieht ein. Sie wird dir auch den Lunch zubereiten, Schatz. Ich muß in die Stadt und hab’s eilig.« Sie gab mir einen Kuß auf die Stirn und war aus der Tür, bevor ich meine Gedanken sammeln und sie fragen konnte, wann sie zurück sein würde.
»Hay, Dok«, begrüßte mich Caroline, die die Treppe herunterkam. »Mein Gepäck ist angekommen.«
»Das sehe ich.«
Sie kniete sich vor den offenen Karton und nahm einen Arm voll Zeitschriften heraus, auf denen ich Glamour las.
»Nur keine Aufregung«, sagte sie, als sie meinen Gesichtsausdruck bemerkte. »Das bißchen habe ich bald über die Seite gebracht.«
»Bißchen?«
»Natürlich. Ich habe mir nicht so viel herschicken lassen.«
»Wie lange, sagtest du, wolltest du in England bleiben?«
»Einige Monate.« Sie häufte sich noch mehr Glamour- Zeitschriften auf die Arme.
»Wofür brauchst du die denn?«
Sie blickte mich überrascht an. »Alte Nummern!«
»Aha.« Ich sah mich um. »Du angelst?« - »Eh, hm.«
»Spielst Golf?«
»Sicher.«
»Was ist dein Handikap?«
»Acht«, antwortete sie bescheiden.
Ich schluckte. »Wir müssen einmal zusammen spielen.«
»Donnerstag?« fragte sie. Donnerstag hatte ich meinen freien Nachmittag.
»Ja... vielleicht. Wofür sind denn die?« Ich tippte mit meinem Fuß an die Hanteln.
»Busen«, erklärte Caroline.
Ich nickte. Bisher war ich allerdings der Ansicht gewesen, daß sie schon mehr als genug davon hatte.
»Auch für allgemeine Muskelstärkung.«
»Gute Idee«, murmelte ich. »Paß auf, Caroline, laß mich jetzt nur eben diese Briefe lesen, dann helfe ich dir, die Sachen nach oben zu bringen.«
»Nach oben?«
»In dein Zimmer.«
»Ich dachte...« sagte Caroline. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, Sylvia zu fragen, aber ich dachte, die Glamours und den Plattenspieler in das Frühstückszimmer, die Hanteln und die Angeln in den Wandschrank in der Diele zu tun; ich war mir nur noch nicht klar, wohin ich die Koffer...«
Ich war mir auch noch nicht klar, aber ich konnte mir ziemlich gut vorstellen, was Sylvia zu all dem sagen würde.
»Ich halte nichts davon, die Schlafzimmer so vollzustopfen«, fuhr Caroline fort, »das ist ungesund.«
Wenn es etwas gab, das Carolines Gedanken mehr beschäftigte
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