Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
Vom Netzwerk:
beendeten.
    »Schnell«, rief ich ihr entgegen, um zu erfahren, wieviel Antworten auf mein Inserat gekommen waren, »gib her.«
    Ich blätterte die Umschläge durch und las die Poststempel: Blackpool, Glasgow, Huddersfield, County Tyrone, West Hartlepool, Broadstairs, einige aus London...
    Mit dem Brieföffner - überreicht mit den Empfehlungen und den Anweisungen der neuesten Behandlungsmethode von Krätze von der Credo-Arzneimittel-Gesellschaft - schlitzte ich eifrig den ersten Briefumschlag auf.
    Sehr geehrte, gnädige Frau!
    In Beantwortung Ihrer Anfrage nach einem Sylph-Form-Büstenhalter, trägerlos, freuen wir uns, Ihnen mitteilen zu können, daß wir soeben eine Lieferung...
    Ich blickte noch einmal auf den Umschlag und reichte ihn dann Sylvia hinüber. »Verzeih, Schatz«, entschuldigte ich mich. »Es ist eine furchtbare Handschrift, das Mrs. sieht genau wie Dr. aus.«
    Der nächste Brief war ebenfalls nicht von einem zukünftigen Assistenten, sondern von einem Grundstückmakler und gab bekannt, daß er in Erledigung unserer kürzlichen Anfrage in der
    Lage sei, uns mehrere passende Objekte anzubieten, deren Einzelheiten er die Ehre habe, uns einliegend bekanntzugeben.
    »Sylvia«, sagte ich.
    »Mm?«
    »Hast du da nicht den Wagen vor die Pferde gespannt?«
    »Wieso?«
    Ich wedelte den Brief vor ihren Augen hin und her. »Grundstückmakler beauftragen, bevor wir wissen, was mit dem Assistenten wird.«
    »Ist das von Jessup? Laß sehen.«
    Ich warf noch einmal einen Blick auf den Brief. »Anscheinend hast du Mr. Jessup erklärt, daß Geld keine Rolle spielt. Hier ist nichts dabei, was nicht mindestens dreimal so teuer ist, als ich im äußersten Falle auf bringen kann.«
    »Ach, ich habe nur gesagt, daß wir etwas wirklich Hübsches haben wollten. Das wollen wir doch, nicht wahr?«
    »Natürlich wollen wir das.«
    »Nun, dann sind wir uns ja einig«, strahlte Sylvia, und ich überreichte ihr die Liste der Häuser, bei deren Aufstellung Mr. Jessup fälschlicherweise den Eindruck gehabt haben mußte, daß sie in finanzieller Hinsicht für uns in Frage kämen.
    »Ach, wie aufregend«, jubelte Sylvia. »Ich sehe mir furchtbar gern Häuser an.« Sie streckte ihre Hand aus. »Gib mir lieber einige der Antworten zum Durchlesen, sonst kommst du nie in die Sprechstunde.«
    »Sei nicht so neugierig«, entgegnete ich, gab ihr aber doch einige Umschläge.
    Wir öffneten gleichzeitig die ersten Briefe.
    »Eine Frau«, erklärte ich, nachdem ich meinen gelesen hatte. »Zwecklos. Was hast du?«
    »Ein Mann aus Middlesbrough mit vier Kindern.«
    »Die würde er von dem Gehalt nie ernähren können.«
    Mein nächster hatte soeben sein Examen bestanden und wollte sich nun als praktischer Arzt »versuchen«. Ich glaube nicht, daß meine Patienten von einem Assistenten begeistert sein würden, der noch feucht hinter den Ohren war. Der nächste war ein Mann von Fünfzig. Was mochte ihn wohl veranlaßt haben, um eine nicht besonders gut bezahlte Assistentenstelle zu bitten? Da er mir leid tat, legte ich ihn zur Seite.
    »Hier ist einer, der Urdu spricht«, las Sylvia vor.
    »Das würde ihm sehr zustatten kommen.«
    Dann war da noch ein Deutscher, der einen zwölf Seiten langen, sauber getippten Lebenslauf schickte, in dem anscheinend nur die Angabe vergessen war, wann seine Mutter bei ihm mit gemischter Kost begonnen hatte; dann kam eine hastig gekritzelte Notiz von einem Burschen, der nicht das geringste über sich selbst sagte, sondern nur angab, daß er in meinem Bezirk wohnen möchte, weil er dann dicht bei seiner Freundin wäre; darauf einer, der sicher war, mich vollauf zufriedenstellen zu können, dessen Diplome aber von einer Universität waren, von der ich nie gehört hatte, und ein anderer, dessen Unterschrift ich beim besten Willen nicht lesen konnte.
    Bei diesem Haufen überwog die Quantität die .Qualität bei weitem.
    Ich griff die zwei oder drei heraus, die vielleicht in Frage kamen, bat Sylvia und Caroline, diese noch einmal durchzulesen, und begann mit der Arbeit.
    Während des Morgens befragte ich einige meiner Patienten. »Ich werde bald einen Assistenten bekommen, Mrs. Brown, der mir bei der Arbeit helfen wird.«
    »Ganz richtig, Doktor, das sollten Sie machen«, erwiderte Mrs. Brown verständnisvoll, »obwohl wir natürlich weiterhin zu Ihnen kommen werden.«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Ich werde bald einen Assistenten haben«, erzählte ich Mr. Walsh.
    »Ein sehr vernünftiger Entschluß, Doktor, wenn ich

Weitere Kostenlose Bücher