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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Stunde sei gekommen. Anstatt nur darüber zu hören, spürte ich jetzt selber die schmerzenden Glieder, die unerträglichen Schmerzen, die Qual jeder Bewegung, die Übelkeit. Als Robin Letchworth fröhlich ins Zimmer kam, um nach mir zu sehen, sah ich mich selbst, strahlend vor Menschenfreundlichkeit, in das Krankenzimmer eines Patienten treten, aber dann fühlte ich mich auch schon wieder, und das ganz gehörig, in meine augenblickliche Rolle versetzt.
    Er lachte und tröstete mich: »Bald ist wieder alles in Ordnung, alter Freund«, während ich mich nach Mitgefühl sehnte; ich wußte selber, daß ich wieder »in Ordnung« kommen würde. Er saß auf dem Bett und wippte herum, während die kleinste Bewegung ungeahnte Schmerzen durch meinen Kopf rasen ließ. Er unterhielt sich mit Sylvia und Caroline, die sich in meinem Krankenzimmer versammelt hatten, über alles und jedes, als ob ich überhaupt nicht existierte, während ich mir ein wenig Aufmerksamkeit wünschte. Endlich ging er hinaus und schlug die Tür zu.
    Natürlich war es wundervoll, daß er da war. Früher war es eine meiner größten Sorgen gewesen, was mit meiner Praxis geschehen würde, wenn ich krank werden sollte. Es war die übliche Sorge eines allein arbeitenden Arztes. Es waren nicht die kurzfristigen
    Krankheiten, die uns ängstigten, sondern die ernsthafteren. Ein Ausfall von mehr als einer Woche reichte, um uns sorgenvoll auf unser Bankkonto blicken zu lassen. Dank Robins Anwesenheit brauchte ich mich nun um meine Praxis nicht mehr zu beunruhigen. Meine Krankheit kam sogar, in gewisser Weise, sehr gelegen. Jetzt blieb den Patienten keine Wahl; wenn sie eine Untersuchung wünschten, mußten sie meinen Assistenten konsultieren. Sie wurden gezwungen, ihn kennenzulernen, ob es ihnen paßte oder nicht.
    An Krankenpflegerinnen fehlte es mir nicht. Sylvia und Caroline waren wundervoll, obwohl keine von ihnen ausgebildet war. Sie behaupteten zwar, daß ich ein gräßlicher Patient sei, aber sie versorgten mich liebevoll. Ich glaube, manchmal trieb ich sie ein wenig zur Verzweiflung. Jedesmal, wenn es klingelte, wollte ich wissen, wer dagewesen war. Bei jedem Telefonanruf bestand ich darauf, zu erfahren, wer angerufen hatte. Schließlich stellten sie mir ein Ultimatum.
    »Entweder schweigst du und bist ehrlich krank«, drohte Sylvia, »oder wir werden dich vermodern lassen. Doktor Letchworth wird großartig mit allem fertig, und du brauchst dir um nichts Sorgen zu machen. Und außerdem könntest du endlich aufhören, alle zehn Minuten deine Temperatur zu messen. Du nutzt das ganze Thermometer ab.«
    »Vielleicht brüte ich eine Meningitis aus«, verteidigte ich mich wichtigtuerisch. »Ich habe außerordentlich starke Kopfschmerzen, und ich glaube, auch mein Rücken wird ein wenig steif.«
    »Quatsch!« gab Sylvia zur Antwort. »Du hast genau dasselbe, was ich und Caroline hatten, du hast außerdem mehr Pflege, als wir hatten, und morgen früh geht es dir bestimmt besser.«
    Und damit mußte ich mich zufriedengeben.
    Auch an Boten war ich nicht knapp. Penny und Peter waren sehr besorgt um mich und rannten unzählige Male mit Zeitungen, Briefen, Büchern, die ich nicht las, und Wassergläsern, deren Inhalt gewöhnlich zum größten Teil auf den Treppenstufen landete, auf und ab. Außerdem hielten sie mich über die Taten des Hündchens auf dem laufenden, dessen Vergehen sie mir in allen Einzelheiten schilderten, und forderten am zweiten Tag meiner Bettruhe mein Urteil, da sie sich über den Namen, den es bekommen sollte, nicht einigen konnten.
    »Ich dachte, Miss Woodcock«, erklärte Penny.
    »Das ist blöde«, lautete Peters Einwand.
    Und ich sagte: »Du kannst das Hündchen nicht nach deiner
    Lehrerin nennen. Das ist nicht sehr höflich. Nebenbei nennt man Hunde überhaupt nicht >Miss<.«
    »Warum nicht?«
    »Man tut es eben nicht.«
    »Das kann ich nicht begreifen.«
    »Isobel?« schlug Peter vor. Isobel war seine Freundin aus unserer Straße.
    »Nach Freunden schon gar nicht. Es muß ein Hundename sein, und außerdem ist es ein Hundejunge.«
    »Woher weißt du das?«
    »Mr. Harper hat es mir gesagt.«
    »Woher weiß er das?«
    »Das erkläre ich euch, wenn ich wieder gesund bin.«
    »Wann bist du wieder gesund?«
    »In ein oder zwei Tagen.«
    »Dann stirbst du also nicht?« fragte Peter.
    »Nein.« Und neugierig fragte ich: »Warum?«
    »Mami erzählte Tante Caroline, du dächtest, daß du sterben müßtest.«
    »Das war nur ein Scherz«, versicherte

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