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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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fallen ließ, waren es die Zwillinge, die sofort ihre Sparbüchsen öffneten. Wenn es auch ein Syndikat war, das leicht zum Mißbrauch verführte, so brachte es doch wenigstens Frieden. Wir drückten freudig manches Mal die Augen zu und ließen die vier damit durchkommen. Wegen Marias Arbeit hatte Sylvia nichts zu beanstanden, und der Haushalt kam langsam wieder ins gewohnte Gleis.
    Nur Caroline, das arme Ding, die immer noch mit ihrem Kopftuch herumlief, hatte nicht den Mut, das Haus zu verlassen.
    »Du siehst hübsch aus«, versuchte ich sie zu ermutigen, »nicht wahr, Robin?«
    »Bezaubernd!« stimmte Robin zu, während er seine Besucherliste durchsah.
    »Ehrlich, Caroline, die Frauen gehen selbst dann mit Kopftüchern auf die Straße, wenn sie eine Menge Haar darunter haben. Du selbst hast es doch früher auch getan.«
    »Ich wüßte nicht, weshalb ich ausgehen sollte«, wehrte sie ab. Aber ich wußte, daß es vor allem ihr Selbstvertrauen war, das sie verloren hatte, und daß es Sylvias und meine Pflicht war, ihr zu helfen.
    Ich besprach das Problem mit Sylvia, aber zu meiner Überraschung blickte sie nur geheimnisvoll und machte einige rätselhafte und unklare Bemerkungen, aus denen ich entnehmen sollte, daß mit Caroline schon alles ins rechte Lot kommen würde.
    Erst am Abend des Ärzteballes entdeckte ich, was das alles zu bedeuten hatte.
    Sylvia und Caroline verbrachten den ganzen Sonnabend in Carolines verschlossenem Schlafzimmer. Vom Treppenabsatz aus hörte ich ein seltsames Gemisch aus Flüstern, Rumpeln, Stöhnen, Seufzen und plötzlichem hysterischem Gelächter. Sie erschienen zum Lunch und zogen sich anschließend sofort wieder zurück. Um fünf Uhr klopfte ich an die verschlossene Tür und bat Sylvia, sich bestimmt rechtzeitig fertig zu machen, da Faraday um acht Uhr hier sein wollte. Außerdem erklärte ich, daß es nett von ihr sein würde, wenn sie mir meine Sachen herauslegen könnte. Dieser Vorschlag wurde mit etwas, das nach einem Knurren klang, aufgenommen, deshalb gab ich es auf und ging wieder in mein Sprechzimmer.
    Für einen Samstagabend hatten wir diesmal ein ziemlich leeres Wartezimmer, während wir sonst mit den Wirtschaften und Kinos konkurrieren konnten.
    Als ich den Summer drückte, um den letzten Patienten hereinzurufen, war es Faraday, der im Abendanzug aus dem Wartezimmer hereinkam.
    »Was um Himmels willen tust du denn hier?« fragte ich.
    Er setzte sich und zog seine Schuhe aus.
    »Es sind meine Füße, Doktor.«
    »Was ist denn damit los?«
    Er krümmte seine Zehen. »Meine Schuhe sind zu eng, ich habe sie mir nur geliehen. Du hast nicht ein Paar schwarze übrig?«
    »Das kommt auf die Größe an.«
    »Fünfundvierzig.«
    »Dann solltest du lieber bei einem Elefanten fragen. Was hast du denn im Wartezimmer gemacht?«
    Er zeigte auf seinen Abendanzug. »Ich dachte, ein vornehmer Patient würde deinem Ruf guttun.«
    »Ich glaube, als Chefarzt könntest du jetzt langsam ein bißchen erwachsen werden. Die Leute werden überhaupt kein Zutrauen zu dir haben. Beim Chefarzt erwarten sie eine Art Vaterfigur.«
    Er schnüffelte in meinen Arzneischränken herum, ohne mir zuzuhören. Dann nahm er eine Ampulle heraus und warf sie in den Abfalleimer.
    »Folsäure. Kein Mensch nimmt das mehr. Man hat viel bessere Ergebnisse mit B 12.«
    »Was soll das?«
    »Danke«, knurrte ich.
    »Keine Ursache.« Er schlug mir auf den Rücken.
    »Komm her, du Trauerkloß, führe mich zu ’nem Drink.«
    »Was ist mit deinen Schuhen?« fragte ich an der Tür. »Die Gepumpten«, stöhnte er und ging zurück, um sie aufzuheben.
    Im Wohnzimmer mixte Sylvia, prachtvoll in weißem Satin, Martinis.
    »Das hast du nur gemacht, um mein Gleichgewicht ins Wanken zu bringen«, seufzte Faraday und küßte sie.
    »Meinst du die Martinis?« fragte sie.
    »Nein, deine Aufmachung.« 1
    »Ich habe noch etwas für die Zerstörung deines Gleichgewichts«, lachte sie und blickte nach der Tür.
    Wir folgten ihrem Blick, und dort stand Caroline, oder wenigstens nahm ich es an, daß sie es war, und jetzt kannte ich den Grund der geheimen Konferenz, die sich über den ganzen Tag hingezogen hatte.
    Sie trug ein schwarzes Samtkleid, das ihren Körper äußerst eng umhüllte. Darüber schimmerten ihre Schultern wie honigfarbene Seide. Ihre Lippen leuchteten wie ein dunkler Pfirsich, ihre Augenlider schimmerten blau und an ihren Ohren hingen funkelnde Ohrringe. Am meisten überraschte uns aber der ungeheure strohblonde Haarschopf, der

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