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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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abend ein ganzes Teil besser fühlen wirst.«
    Sylvia strich sich über die Stirn. »Ich hoffe, du hast recht.«
    Ich hatte gerade meine Hose ausgezogen, als es an der Haustür trommelte, und ich mich erinnerte, daß ich vergessen hatte, den Elektriker wegen der nicht funktionierenden Klingel zu bestellen. Das Klopfen wurde heftiger, während ich wieder in meine Hose zu fahren suchte, die plötzlich geheimnisvollerweise nur ein Bein zu haben schien. Ich knöpfte sie zu, während ich die Treppe hinunterlief und überlegte, wer wohl zu solch einer Stunde an solch einem Tag, wie ich ihn gerade überlebt hatte, die teuflische Frechheit haben könnte, krank zu werden.
    Vor der Tür stand Straker, der Autoverleiher, in seiner Chauffeuruniform.
    »Ich bringe sie, Doktor. Tut mir leid, daß es so spät geworden ist, aber das Schiff hatte wegen des Wetters fünf Stunden Verspätung.«
    Ich mußte ein wenig verständnislos geblickt haben. »Ihre junge Dame aus der Schweiz.« Ich versuchte, die Dunkelheit hinter ihm zu durchdringen und erinnerte mich an die au pair, die wir erwarteten.
    »Sie ist im Wagen, Doktor. Soll ich sie herholen?«
    »Natürlich!« rief ich begeistert. »Heute hätten wir sie brauchen können.«
    Straker warf mir einen seltsamen Blick zu und ging, seine Mütze zurechtdrückend, zum Wagen zurück. Einige Augenblicke später verstand ich die Bedeutung seines Blickes.
    Unsere neue Hilfe trug einen aparten Pelzmantel, eine so modisch wirre Frisur, daß man kaum ihr Gesicht sehen konnte, hatte sensationelle Beine und vierzehn weiße Gepäckstücke.
    Straker summte gleichmütig vor sich hin und sah mich nicht an.
    Ich streckte der Erscheinung meine Hand entgegen und sagte
    verstört: »Guten Abend, kommen Sie bitte herein.« Was würde Sylvia wohl dazu sagen?
     

12. KAPITEL
     
    Sie stand in der Halle in einer Wolke kostbaren Parfums und blickte mich erwartungsvoll an.
    »Hören Sie«, sagte ich, »bleiben Sie einen Augenblick da stehen und rühren Sie sich nicht.« Und dann fiel mir ein: »Sprechen Sie eigentlich Englisch?«
    »Bißchen.«
    »Gut. Ich bin im Augenblick zurück.«
    Oben sagte ich zu Sylvia: »Hilfe, es ist die au pair. Straker hat sie eben gebracht.«
    »Mmm«, klang es unter der Decke hervor.
    »Liebling, was soll ich mit ihr machen?«
    »Uh.« Diesmal war es ein Stöhnen.
    »Sag doch was!« flehte ich.
    »Gib ihr eine Tasse Tee oder sonst was und bring sie zu Bett«, kam der Befehl unter der Bettdecke hervor. Wenigstens eine Richtlinie. Als ich schon an der Tür war, fragte Sylvia noch: »Wie ist sie?«
    Ich schluckte, als ich an die Beine und das Gepäck dachte. »Oh, in Ordnung«, log ich. »Ich bin sicher, daß sie dir eine gute Hilfe sein wird.«
    Sie erneuerte ihr Lippenrot vor dem Garderobenspiegel.
    »Nun«, begann ich heiter, »wie wäre es mit etwas zu trinken?«
    Das hatte sofortigen Erfolg. Sie steckte den Lippenstift fort, zog den Mantel aus, unter dem ein eng sitzendes hellblaues Kleid zum Vorschein kam, und sagte: »Schön.«
    Das war immerhin etwas. »Was möchten Sie denn?«
    »Whisky«, schlug sie vor, »oder Gin?«
    Es war vermutlich mein Fehler gewesen, daß ich mich nicht klarer ausgedrückt hatte. Ich hätte Tee oder Kaffee sagen sollen. Jetzt war es zu spät. Ich führte sie in das Kaminzimmer und goß einen nicht zu großen Whisky ein.
    Ihre Nägel waren übermäßig lang und spitz wie Tigerkrallen. Wie würden die wohl nach einer Woche Aufwaschen aussehen?
    Trotz allem erinnerte ich mich meiner Manieren und fragte sie, wie die Reise gewesen sei; »schrecklich«. Wie das Wetter in der Schweiz sei; »schrecklich«. Ich änderte meine Taktik. Kannte sie sich in der Hausarbeit aus?
    »Hausarbeit?«
    «Ja, natürlich. Abwaschen und all das, wissen Sie.« Sie ließ ein silbernes Lachen erklingen. »Bitte«, sagte sie, das Thema, das ihr anscheinend nicht zu gefallen schien, wechselnd, »darf ich meinen Freund anrufen?«
    »Natürlich«, antwortete ich, auf das Telefon zeigend, »obwohl es schon ein bißchen spät ist.«
    Sie schüttelte überlegen den Kopf, während sie die Nummer wählte, die sie von einem Zettel aus ihrer Ledertasche ablas.
    »Vor drei, vier Uhr geht er nie ins Bett«, und ich überlegte, für was für Leute ihr Freund wohl arbeiten mochte, als ich sie sagen hörte: »Claridge Hotel? Bitte Graf Menotti.« Und dann zu mir: »Er kommt.«
    »Wer?«
    »Mein Freund.« Dann stand sie auf und schmatzte leidenschaftliche Küsse in den Hörer. »Riffi!« jubelte

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