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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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ich ihm. Er sah enttäuscht aus.
    »Was ist denn los?«
    »Ich wollte dein Stethoskop haben.«
    »Was ist denn nun mit dem Hundenamen«, wechselte ich das Thema.
    »Waldi!«
    »Purzel!«
    »Es muß etwas Besonderes sein«, seufzte ich. »Wie steht es mit Blackie? Immerhin ist er ja schwarz.«
    Sie sahen mich mitleidig an.
    »Laßt uns Mami fragen«, sagte ich erlöst, da Sylvia gerade mit dem Tee hereinkam, und warf ihr den Ball zu.
    »Was mich anbetrifft, so ist er eine ziemliche Belastung«, erklärte Sylvia.
    Und die »Belastung« blieb an ihm hängen, was bequemerweise in »Belly« abgekürzt wurde.
    Sylvia hatte das Teetablett gebracht und Caroline den Teetopf. Sie setzten sich auf das Bett, um mir Gesellschaft zu leisten. Caroline trug jetzt immer ein Kopftuch, das in Zigeunerweise gebunden war, und ich hatte mich an den Anblick so gewöhnt, daß es mir fast schwerfiel, mich zu erinnern, wie sie ausgesehen hatte.
    Das Telefon klingelte, und wir fuhren alle hoch, daß die Krumen über die Daunendecke flogen.
    Ich hatte den Hörer zuerst zu fassen bekommen. Es war Faraday.
    »Ich bin überrascht, deine Stimme zu hören«, wunderte er sich.
    »Wieso?«
    »Ich hörte, daß du äußerst krank seist. Deshalb rufe ich an.«
    »Woher weißt du das?«
    »Mrs. Dangerfield. Dein Assistent hat sie zu mir geschickt.«
    »Ich habe mich von meinen Patienten anstecken lassen.«
    Faraday lachte heiser.
    »Freut mich, daß es dir Spaß macht.«
    »Vor allem rufe ich an, um euch an den Ball zu erinnern.«
    »Den Ball?«
    »Samstag in einer Woche.«
    »Natürlich, der Ärzteball. Ich glaube nicht, daß es mir dann schon gut genug gehen wird.«
    »Dann bist du längst gesund. Ich rechne mit euch. Verschreib dir selbst was Wirksames.«
    »Wie schrecklich witzig!«
    »Ich werde euch um acht Uhr abholen, dann nehmen wir bei euch noch einen Drink. Jetzt muß ich Schluß machen, ich bin mitten in einer Lumbalpunktion.«
    »Vielen Dank für den Anruf.« Aber er hatte schon aufgehängt.
    »Das war Faraday«, sagte ich zu Sylvia und Caroline, die meinen ganzen Kuchen aufgegessen hatten, während ich telefonierte. »Er wollte uns an den Ball am Sonnabend in einer Woche erinnern. Ich setze voraus, daß ihr Mädchen mitkommt. Es wird bestimmt nett werden.«
    »Bestimmt«, erklärte Sylvia. »Es ist Jahre her, daß wir zum Tanzen waren.«
    Ich blickte auf Caroline, die immer für Spaß zu haben war.
    »Mit mir braucht ihr nicht zu rechnen.«
    »Warum nicht?«
    »Ich habe eine Verabredung.«
    »Mit wem?«
    »Ich muß meine Wäsche waschen.«
    Und da fiel mir ihr Haar ein. Sylvia warf mir einen Blick zu, und ich merkte, wie taktlos ich gewesen war.
    »Nun, macht nichts«, entgegnete ich matt. »Wir sollten froh sein, daß wir dann einen Babysitter haben.«
     

13. KAPITEL
     
    Mit Robin Letchworth hatte ich wirklich den richtigen Griff getan. Meine wenigen Krankheitstage waren im richtigen Augenblick gekommen, und die Patienten im Wartezimmer fürchteten sich nun nicht mehr vor dem unbekannten Menschenfresser hinter der fremden Tür.
    Am ersten Tag, an dem ich wieder arbeiten konnte, verging mir die Sprechstunde unglaublich leicht. Niemand starrte mehr dumpf aus dem Fenster, wenn Robin seine Tür öffnete, niemand murmelte mehr Entschuldigungen, um meine Konsultation vorzuziehen. Die Patienten gingen zu dem, der gerade frei war, und schienen dankbar zu sein, daß sie nicht mehr so lange zu warten brauchten, was natürlich der Hauptgrund war.
    Es war kaum zu glauben, wie sehr ich mich daran gewöhnt hatte, meine Arbeit in einer Art auszuführen, die weder für meine Patienten noch für mich gut war. Jetzt hatte ich zum erstenmal seit Jahren Zeit, mir die Krankengeschichte so ausführlich anzuhören, wie der Patient sie erzählen wollte, ohne von dem Gefühl, daß sich hinter der Tür ein überfüllter Warteraum befand, bedrückt zu werden.
    Jetzt kam wieder die Medizin zu ihrem Wort, und ich freute mich, mich ihr ganz widmen zu können. Nicht alle Patienten nahmen es gleich auf.
    Der alte Mr. Lambert sagte, indem er mit seinen zitternden, ungeschickten Fingern die Knöpfe seiner Weste zu schließen versuchte: »Ich hoffe, ich darf mir die Freiheit nehmen, Doktor, aber ich möchte Sie etwas fragen.«
    »Fragen Sie nur.« Ich lehnte mich in meinem Drehstuhl zurück.
    Mr. Lambert kam dicht an meinen Tisch heran und beugte sich zu mir herüber.
    »Ist irgendwas mit mir nicht in Ordnung?«
    »Es ist nichts anderes als sonst«, antwortete ich

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