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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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herauszufinden. »Ein schönes Landstädtchen.«
    Ich hätte mich fast an meiner Suppe verschluckt, mußte aber seine Taktik bewundern. Der Kontakt war hergestellt. Faraday plauderte nun mit dem kleinen Arzt aus Luton.
    Der Zeremonienmeister war gut beschäftigt. Es kam noch ein Anruf für Doktor Avery und einer für Doktor Pink, der für den Rest des Abends nicht wiederkam. Während der gebratenen Ente kam noch einer für Faraday.
    Als er zurückkam, meinte Sylvia: »Du bist ja heute abend sehr gefragt.«
    Faraday zuckte gleichmütig die Achseln. »Praktische Ärzte«, sagte er, »wollten mir nur wegen einer Konsultation Bescheid geben.«
    Mrs. Scott, die Frau des schweigsamen Chirurgen, erklärte gerade: »Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ich finde, daß zu Beginn solcher Gesellschaften...« als ich bemerkte, daß ihr Gatte, obwohl er seine Ente mit so viel Konzentration zerlegte, als handele es sich um eine Gastrektomie, immer näher an Caroline heranrückte.
    Wir hatten uns durch die Eisbombe, die Petits Fours und Mrs. Scotts leeres Geplapper, das wie Wasser aus einem undichten Hahn von ihren Lippen tröpfelte, hindurchgekämpft und waren bei Zigarren, Kaffee und den Tischreden angelangt, als Faraday zum drittenmal ans Telefon gerufen wurde.
    Er schlich sich, leise wie eine Maus, zu uns zurück, während Sir Neville Carter-Browne, nicht gerade berühmt als Redner, mitten in einer Anekdote steckte. Ich versuchte, seinen Blick zu fangen, hatte aber den Eindruck, daß Faraday absichtlich in die andere Richtung sah.
    Ärzte sind keine guten Tänzer, vielleicht, weil sie zuwenig Übung haben und ihre Frauen zu sehr damit beschäftigt sind, sie bei ihrer unermüdlichen Arbeit zu unterstützen, statt etwas dagegen zu tun. Immerhin hielten sich die Kapellen, die zu solchen Anlässen engagiert wurden, an den guten, altmodischen Rhythmus und reservierten den Mambo-Wambo, oder was zur Zeit gerade Mode war, für die geübteren Gesellschaften von Fabrikantenverbänden oder Teenagerklubs.
    Wir alle drehten eine Runde um die Tanzfläche und ließen uns dann gern durch eine Diskussion unterbrechen, die sich mit jemandem, den wir angerempelt hatten, über einen gemeinsamen Patienten oder den allgegenwärtigen Gesundheitsdienst ergab. Caroline saß jedoch bei keinem Tanz.
    Mr. Scott, ihr schweigsamer Tischnachbar, versuchte sie für sich zu reservieren. Jedesmal, wenn er mit ihr tanzte, fuhr seine Hand weiter und weiter ihren Rücken hinunter. Seine Frau, die den armen Pathologen festgenagelt hatte und ihn mit ihren Ansichten über die Führung eines Krankenhauses bearbeitete, bemerkte das entweder nicht oder machte sich nichts daraus. Ein Kinderarzt, ein Röntgenologe und ein kanadischer Atomforscher standen ebenfalls wegen eines Tanzes mit Caroline Schlange. Wenn sie ihre Gunst einem anderen erteilte, trank Mr. Scott Whisky und stierte sie an.
    Faraday hatte überhaupt nicht getanzt. Gegen Ende des Abends, während Mr. Scott einen Pflichttanz mit seiner Frau erledigte, auf dem sie bestanden hatte, und Sylvia im Waschraum ein Schwätzchen hielt, saßen er, Caroline und ich allein am Tisch. Caroline starrte mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen auf Faraday, während er sich etwas auf der Rückseite einer Speisekarte notierte.
    »Warum tanzt du nicht mit der Dame?« fragte ich, ihn an seine Pflicht erinnernd.
    Er sagte nichts, sondern schwang nur seine langen Beine unter dem Tisch hervor. Er war in Socken.
    »Er hat was mit den Füßen«, erklärte ich Caroline, um ihn zu verteidigen.
    »Meine Füße sind ganz in Ordnung«, fuhr Faraday unwillig auf. »Du könntest hier im ganzen Saal kein gesunderes Paar finden. Es sind die gepumpten Schuhe!« Und gerade in diesem Augenblick wurde er zum viertenmal ans Telefon gerufen.
    Als er zurückkam, nachdem er nonchalant in seinen Nylonsocken zum Foyer und zurück spaziert war, sagte ich: »Behaupte jetzt nur nicht, daß dich schon wieder ein praktischer Arzt um eine Konsultation gebeten hat!«
    »Du lieber Himmel, nein! Es war ein Bekannter.«
    »Wollte er seine Schuhe zurückhaben?«
    Faraday bemühte sich, seine Füße hineinzubekommen.
    »Nein, bis morgen gehören sie mir, aber dann wird es so weit sein, daß ich die Behandlung eines Orthopäden brauche.« Er stand auf.
    »Wohin gehst du?«
    »Ich breche auf. Zu der Konsultation!«
    »Aber du sagtest doch, daß es ein Bekannter gewesen ist.«
    Er seufzte: »Das war es auch, du Hohlkopf. Es sind doch bestimmt hundert praktische

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