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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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Ärzte hier. Zum mindesten die Hälfte von ihnen wird sich jetzt an meinen Namen erinnern.«
    »Du meinst, du hast alle die Anrufe bestellt?«
    Faraday grinste. »Jede Stunde einen. Wenn jemand wissen möchte, wo ich bin, sag ihm, daß es eine akute Trigeminus-Neuralgie sei - im Park-Hotel in Fulham!«
    »Man kann wirklich nicht behaupten, daß er nicht alles versucht!« flüsterte ich Caroline zu, während ich Faraday nachblickte, der sich seinen Weg durch den Ballsaal bahnte, hier und da einem Bekannten jovial auf die Schulter klopfend.
    Caroline starrte auf seinen breiten, athletischen Rücken, der von dem nicht zu bändigenden, blonden Haarschopf gekrönt war.
    »Dok«, hauchte sie, ohne ihre Augen von Faraday zu wenden. »Hast du das Klingeln gehört?«
    »Was für ein Klingeln?«
    »Als der Groschen fiel!«
    Ich versuchte, dahinterzukommen.
     

14. KAPITEL
     
    Schon die normale Caroline hatte mit ihren seltsamen transatlantischen Ideen, ihren Launen und Schrullen einen störenden Einfluß auf unser Familienleben ausgeübt; aber die verliebte Caroline war kaum zu ertragen.
    Sie seufzte, heulte, schlich mit sich selbst redend herum, aß nichts mehr - nicht einmal Joghurt -, sang mit gebrochener Stimme sentimentale Lieder, antwortete nicht, wenn sie angesprochen wurde, und las mit lauter Stimme lyrische Gedichte.
    Es schien eine ganz einseitige Angelegenheit zu sein.
    Als ich mit Faraday telefonierte, fragte ich: »Hat dir der Ball Spaß gemacht?«
    »Nur meinen Füßen nicht. Die werden immer was davon zurückbehalten.«
    »Zum Teufel mit deinen Füßen. Das kann ich jetzt langsam nicht mehr hören. Caroline ist doch ein nettes Mädchen, nicht wahr?«
    »Charmant. Wie geht es Sylvia?«
    »Gut. Wie fandest du ihr Kleid?«
    »Fürchterlich. In Weiß ist sie so unnahbar.«
    »Ich meinte Carolines!«
    »Ich kann nicht behaupten, daß mir Rosa gefällt.«
    »Es war schwarz.«
    »Natürlich. Ich vergaß.«
    Es war offensichtlich, daß ich tauben Ohren predigte. Als Caroline die Prallheit ihrer Kurven zu verlieren schien und ihre Wangen eingefallen aussahen, wurde es klar, daß irgend etwas geschehen mußte. Wir konnten sie nicht wegen unerwiderter Liebe dahinschwinden lassen.
    Sylvia, die immer glänzende Ideen hatte, schlug vor, daß wir Faraday zum Wochenende einladen sollten, so daß Caroline zum mindesten eine Chance bekam, sich seine Aufmerksamkeit zu erobern.
    »Ein guter Plan«, gab ich zu, »aber die Sache hat einen Haken.«
    »Welchen denn?«
    »Caroline wohnt im Gästezimmer.«
    »Dann wäre die Lösung des ganzen Problems vielleicht sehr einfach«, bemerkte Sylvia fröhlich.
    »Mag sein, aber ich würde da doch nicht gern die Verantwortung übernehmen. Caroline ist immerhin meine Kusine, vergiß es nicht.«
    »Es gibt Augenblicke, wo ich wissen möchte, ob du dich daran erinnerst.«
    Ich ignorierte den Wink.
    »Es gibt aber eine ganz einfache Lösung«, schlug Sylvia vor. »Faraday kann das Feldbett im Kinderzimmer haben.«
    »Ich glaube, es würde noch besser sein«, entgegnete ich, »wenn Caroline bei den Kindern schläft und wir Faraday in Carolines Zimmer unterbringen.«
    Aber wie üblich hätte ich lieber auf meine Gefährtin hören sollen.
    Faraday war nur zu bereit, unsere Einladung an seinem ersten freien Wochenende anzunehmen, und erschien an einem Freitagabend, um sich in Carolines Schlafzimmer einzunisten. Obwohl Caroline die meisten ihrer Sachen in das nebenan liegende Kinderzimmer umgeräumt zu haben schien, fiel ihr immer wieder ein, daß sie die am meisten benötigten Dinge vergessen hatte. Vor allem, wenn Faraday in seinem Zimmer war.
    Sie versuchte jeden Trick, wie er im Buche steht, und selbst ich mußte zugeben, daß Carolines Buch einen unerschöpflichen Vorrat an Tricks zu haben schien. Sie wandelte in sein Zimmer und stellte sich unschuldig, als ob sie ihn dort nicht vermutet hätte; sie arbeitete sich durch einige meiner Neurologiebücher hindurch und versuchte, ihn mit ihren Kenntnissen über diese Materie zu beeindrucken; sie stopfte sogar seine Socken, und dabei hatte Caroline, solange sie bei uns war, noch nicht einen Stich getan. Bei den Mahlzeiten wurde es besonders peinlich. Sie saß ihm gegenüber, stützte das Kinn auf ihre Hände und starrte ihn unverwandt an. Faraday, der offensichtlich ganz blind gegenüber all diesen Anstrengungen war, aß herzhaft, plauderte endlos und lobte Sylvias Kochkünste. Am Sonnabend wechselte Caroline ihren Platz und saß jetzt neben ihm, wo

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