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Die lieben Patienten!

Die lieben Patienten!

Titel: Die lieben Patienten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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fügte ich schwach hinzu.
    »Das ist in Ordnung!« Sylvia ging in ihr Bett. »Wir brechen am Freitag nach dem Lunch auf.«
    »Was ist mit dem Telefon?« rief ich triumphierend aus meinem letzten Graben. »Annalies können wir das auf keinen Fall überlassen.«
    »Deine Mutter kommt, um hier zu bleiben«, erklärte Sylvia. »Sie war sehr erfreut. Es ist kalt in Frinton.«
     
    So kam es, daß wir an einem frostigen Sonnabendnachmittag im Februar, so dicht wir konnten, vor dem flackernden Kaminfeuer in der Halle des Mulberry-Hotels in Limmering saßen.
    Bis zur letzten Minute hatte ich nicht recht daran geglaubt, daß wir fortkommen würden. Nicht allein, weil ich so beschäftigt war, sondern weil ich geistig so ganz in meinen alten Trott verfallen war, daß ich mich unfähig fühlte, mich daraus zu lösen, und es eigentlich auch gar nicht wünschte. Wenn ich nicht Sylvias helfende Hand gehabt hätte, würde mir die Anstrengung nie gelungen sein.
    Es war Sylvia, die packte; Sylvia, die den Patienten am Telefon freundlich, aber fest beibrachte, daß ich bis Montag nicht zu erreichen sei und sie Frau Dr. Miller aufsuchen könnten, wenn sie es wünschten; Sylvia, die für meine Mutter eine Liste mit Anweisungen wegen des Wohlergehens der Kinder und der Praxis ausfüllte - diese meterlange Aufstellung hätte sie sich sparen können, weil meine Mutter nicht das geringste auf Regeln und Vorschriften gab und nach einer Weile ihre eigenen aufstellen würde; Sylvia, die schließlich und kategorisch am Freitag nach dem Lunch die Kinder umarmte und mich mit schleppenden Füßen in den Wagen schleifte.
    Körperlich war ich jetzt im Wagen und fuhr auf die Landstraße nach Westen zu. Geistig war ich noch zu Hause.
    »Hoffentlich denkt Mutter daran, einen Zettel an die Tür zu stecken, wenn sie fortgeht.«
    »Das macht sie.«
    »Ich habe Mr. Adams Rezept vergessen.«
    »Das wird Frau Dr. Miller ihm geben.«
    »Sie weiß doch nicht, was er haben soll.«
    »Dann kann sie kommen und in deiner Kartei nachsehen.«
    »Oh! Ja!« Dieser zynische Ton galt der Tatsache, daß es Jahre her war, seit ich noch Zeit gehabt hatte, bei jedem Besuch die Karteikarten herauszusuchen und Notizen darauf zu machen. Jede Notiz, die ich mir machte, stand in meinem Kopf. Daher kam es vielleicht auch, daß ich in den letzten Monaten oft das sonderbare Gefühl hatte, er würde mir im nächsten Augenblick platzen.
    In Staines schlug Sylvia vor: »Nun laß endlich einmal das Grübeln. Wir kehren jetzt auf keinen Fall mehr um, darum denk auch nicht mehr an deine Patienten. Wir machen Urlaub, und ich bin sicher, daß es am Ende zu ihrem Besten sein wird. Du wirst wie neugeboren zurückkehren.«
    An dem, was sie sagte, war etwas daran. Ich lächelte, was schwieriger ist, als es klingt, wenn man das Gesicht dauernd angespannt hat, da es immer um Leben und Tod zu gehen scheint, nahm meinen Fuß vom Gaspedal, ging auf sechzig herunter und legte meinen Arm um Sylvia.
    »Hurrah!« rief Sylvia aus, während wir hinter einem Tankwagen herkrochen. »Aber das ist kein Grund, von einem Extrem ins andere zu fallen.«
    Aber ich tat es. Wir hatten Ferien, wir sangen, wir tranken Tee in einer Raststätte, wir drehten Radio Luxemburg an, wir kümmerten uns um gar nichts. Als wir in Limmering ankamen, goß es in Strömen, und das Mulberry-Hotel sah so verboten und verödet aus, wie es Strandhotels im Winter immer tun.
    In der Halle, die warm, aber geisterhaft ruhig war, leierte uns eine Lady in Rock und Pullover entgegen: »Fünfzehn - fünfzig -pro - Tag - billiger - Winter - Preis – und - kein - warmes -Frühstück - auf - den - Zimmern.« Sie fragte nach unseren Namen, und Sylvia öffnete schon den Mund, um zu sagen: »Doktor und Mrs....«, als ich ihr, unglücklicherweise fester als vorgesehen, auf den Fuß trat. Sylvia schrie »Au«, und die Lady in Rock und Pullover kniff ihren Mund verächtlich zusammen und sah uns nacheinander argwöhnisch an. Ich sagte: »Mr. und Mrs....« und blickte ihr treu und ehrlich in die Augen, während ich darauf wartete, daß sie sagte, wir könnten >so etwas< hier nicht bekommen.
    Nachdem die Formalitäten zu ihrer Zufriedenheit erledigt waren, sagte die Lady: »Nummer neun«, kam, nachdem sie die Schlüssel vom Haken genommen hatte, hinter ihrem Tisch hervor und deutete uns, in wortloser Mißbilligung ihre Nase rümpfend, an, ihr zu folgen.
    Auf dem Weg zur Treppe kamen wir an der Glastür des Gesellschaftszimmers vorbei, und nachdem ich

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