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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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Mädchen nur als Trophäe an.« Tatiana brach ab. Sie wunderte sich, dass sie es fertig gebracht hatte, Alexander davon zu berichten.
    Alexander rückte ein Stück näher, achtete aber darauf, dass er sie nicht berührte.
    »Und was möchtest du jetzt wissen?«, wiederholte Alexander so sanft, dass es plötzlich aus Tatiana heraussprudelte: »Shura, bin ich nur eine Trophäe für dich?« Sie blickte ihn ängstlich an. Alexander nahm sie in die Arme und drückte einen Kuss auf ihr Haar. Er flüsterte: »Tania, wie kommst du nur darauf?« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Tatiascha«, sagte er innig. »Ich hätte schon oft die Möglichkeit gehabt, dir näher zu kommen, oder etwa nicht?« Er blickte sie eindringlich an und fuhr fort: »Und du wärst dazu bereit gewesen. Hast du vergessen, dass ich es war, der sich im Krankenhaus zurückgehalten hat?« Tatiana schloss die Augen.
    Alexander hielt ihr Gesicht immer noch fest in beiden Händen. »Komm, mach deine Augen auf und sieh mich an!« Verlegen schaute sie ihn an. »Tania, bitte glaub mir! Du bist keine Trophäe für mich. Ich wünschte, du würdest mir vertrauen!« Er küsste sie leidenschaftlich. »Spürst du denn nicht, was ich für dich empfinde?«, flüsterte er.
    Tatiana schloss die Augen und stöhnte. Er hatte Recht. Sie hätte sich ihm nicht nur in jener Nacht im Krankenhaus hingegeben, sie würde sich ihm jederzeit hingeben, auch hier auf dem kalten, harten Boden.
    Tatiana räusperte sich. »Weißt du, was Marina mir noch gesagt hat?«
    »Nein, was denn?«, seufzte Alexander und rückte ein wenig von ihr ab.
    Tatiana umschlang ihre Knie. »Sie hat mir gesagt, alle Soldaten trieben es ständig mit Garnisonsnutten.« »Du liebe Güte!« Alexander schüttelte den Kopf. »Diese Marina hat ja eine merkwürdige Vorstellung von uns. Wie gut, dass du damals nicht aus dem Bus gestiegen bist, um sie zu besuchen!« »Da stimme ich dir zu«, sagte Tatiana und ihre Züge entspannten sich bei der Erinnerung an jenen Sonntag im Juni. »Also - hör mir zu! Ich wollte dir nichts davon erzählen, aber ..,« Alexander holte tief Luft. »Als ich in die Armee eintrat, habe ich schnell begriffen, dass es sehr schwierig ist, feste Beziehungen zu Frauen zu unterhalten. Das Leben in der Sowjetunion ist in vieler Hinsicht äußerst eingeschränkt. Die meisten Menschen haben kein Zimmer oder keine Wohnungen für sich allein, es gibt keine Hotels, die Männer und Frauen aufsuchen können. Willst du wirklich die Wahrheit hören? Hier ist sie. Aber ich will nicht, dass du deswegen Angst vor mir hast.« Tatiana nickte stumm.
    »Es stimmt, dass wir am Wochenende ausgehen und dass es immer junge Frauen gibt, die ... nun ja, die bereit sind, mit Soldaten zu schlafen.« Alexander brach ab.
    »Und hast du ... auch mit ihnen geschlafen?« Tatiana hielt den Atem an.
    »Ein- oder zweimal«, antwortete Alexander. Er vermied es, sie anzusehen. »Aber reg dich bitte nicht auf!«
    »Ich rege mich nicht auf«, entgegnete Tatiana leise.
    »Wir wollten alle nur ein bisschen Spaß haben. Ich habe mich sehr zurückgehalten. Bisher habe ich feste Bindungen gehasst...«
    »Was ist mit Dascha?«
    »Was soll mit ihr sein?«, gab Alexander müde zurück. »War Dascha ...?« Tatiana konnte die Worte nicht aussprechen. »Tatia, bitte!«, sagte Alexander kopfschüttelnd. »Denk nicht über diese Dinge nach. Frag Dascha, wie sie die Sache sieht! Bei mir bist du da an der falschen Adresse.« »Aber Alexander, das mit Dascha ist doch eine feste Beziehung!«, rief Tatiana aus. »Sie ist doch nicht irgendein Mädchen. Sie liebt dich doch!«
    Er schwieg. Tatiana seufzte. Es fiel ihr zu schwer, über Alexander und ihre Schwester zu reden. Da war es schon leichter, wenn Alexander von Mädchen erzählte, die ihm nichts bedeuteten. Alexander legte seine Hand auf ihr Knie. »Ich kann spüren, dass du Angst hast.« Leise fügte er hinzu: »Tania, ich bitte dich - lass diese dummen Geschichten nicht zwischen uns stehen! Es ist alles schon kompliziert genug!« Er schwieg. »Ich werde es versuchen, Alexander.« »Wovor hast du denn Angst?«
    »Ich habe Angst davor, mich in dir zu irren«, flüsterte sie. »Aber warum nur?« Frustriert ballte Alexander die Fäuste. »Verstehst du denn nicht, dass ich dich brauche? Ich war so einsam ...«
    Tatiana drückte die Hände an ihre Brust. »Ich bin auch einsam.« Sie lehnte sich gegen die Wand und sagte: »Shura, wir haben nie mehr Gelegenheit, miteinander zu reden, so wie

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