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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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...«, wiederholte der Offizier. »Hat Kristoff Ihnen Ärger gemacht?«
    »Ja, Genosse Leutnant«, erwiderte sie.
    »Sie brauchen keine Angst vor ihm zu haben. Er ist nur sehr dienstbeflissen. Ich komme gleich zurück.«
    Der Offizier ging zu Alexanders Stube. Alexander schlief gerade, weil er die Nacht über auf Patrouille gewesen war. »Hauptmann«, sagte der Offizier laut. Alexander fuhr erschreckt aus dem Schlaf hoch. »Draußen wartet eine junge Dame auf Sie, Genosse«, sagte der Offizier. »Ich weiß, dass es gegen die Regeln verstößt, aber kann ich sie hineinschicken? Es ist ein Mädchen namens Tatiana.«
    Noch bevor er den Satz zu Ende gesprochen hatte, war Alexander schon aufgesprungen und hatte begonnen, sich anzuziehen. »Wo ist sie?«
    »Unten. Ich habe sie hierher gebracht, ich dachte, es macht Ihnen nichts aus.«
    »Nein, es macht mir nichts aus.«
    »Dieser Bastard Kristoff wollte auf sie schießen. Ich habe gerade noch ...«
    »Danke, Leutnant.« Alexander stürzte bereits aus der Tür. Tatiana saß unten auf der Treppe, den Kopf an die Wand gelehnt.
    »Tatia! Was ist passiert?«
    »Dascha kann nicht mehr aufstehen. Und es gab kein Brot im Laden.« Sie konnte noch nicht einmal mehr den Kopf heben. »Komm.« Alexander streckte die Hand aus, aber sie hatte nicht die Kraft, sich hochzuziehen. Er musste sie mit beiden Armen hochheben.
    »Du bist zu weit gelaufen«, sagte er zärtlich. Sie nickte.
    »Komm mit in die Messe.« Dort gab Alexander Tatiana eine Scheibe Schwarzbrot mit etwas Butter, eine halbe gekochte Kartoffel mit etwas Leinsamenöl und außerdem noch echten Kaffee mit ein wenig Zucker. Dankbar aß und trank sie. »Was ist mit Dascha?«, fragte sie dann, »Keine Sorge, für Dascha habe ich auch etwas zu essen.« Er gab ihr noch einen Kanten Schwarzbrot, eine halbe Kartoffel und steckte ihr eine Hand voll Bohnen in die Manteltasche. »Ich wünschte, ich könnte mit dir gehen«, sagte er, »aber ich kann heute die Kaserne nicht verlassen.« »Ist schon gut«, erwiderte Tatiana und dachte dabei, ich glaube nicht, dass ich den Rückweg schaffe. In der Messe war es ruhig, weil keine Essenszeit war. Nur ein paar Soldaten saßen an den Tischen.
    Tatiana wollte Alexander so viel fragen, ihm so viel erzählen, aber die Anstrengung war zu groß. So schwiegen sie beide. Alexander begleitete sie später zum Tor. Sie taumelte und wäre fast zu Boden gestürzt. »Du meine Güte, Tatia«, sagte er. Sie antwortete nicht, aber dass er sie Tatia nannte, ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie richtete sich auf und erklärte: »Es geht schon. Mach dir keine Sorgen.«
    »Warte hier.« Er setzte sie auf eine Bank neben dem Tor und eilte davon. Ein paar Minuten später kam er mit einem Schlitten zurück und sagte: »Komm, ich bringe dich nach Hause. Stepanow hat mir zwei Stunden frei gegeben.« Er legte den Arm um sie. »Komm, du brauchst gar nichts zu tun. Setz dich einfach auf den Schlitten.«
    Am Tor trug Alexander sich aus. »Es tut mir Leid wegen vorhin«, sagte der Obergefreite zu Tatiana und warf Alexander einen furchtsamen Blick zu. Alexander öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber Tatiana zupfte ihn am Ärmel. Er schob sie vorsichtig beiseite, ballte die Faust und schlug Kristoff nieder. »In zwei Stunden bin ich wieder da, Obergefreiter«, sagte er, »und dann befasse ich mich mit Ihnen.« Alexander hatte Tatiana zwar gesagt, sie solle sich auf den Schlitten setzen, aber sie musste sich hinlegen. Sie konnte nicht mehr aufrecht sitzen. Alexander zog den Schlitten durch die stillen, verschneiten Straßen von Leningrad. Das ist doch zu schwer für ihn, dachte Tatiana die ganze Zeit. Immer muss er alles Schwere tun. Sie hätte ihn gern am Mantel gezupft, doch stattdessen schlief sie ein.
    Als sie die Augen aufschlug, hockte Alexander neben ihr und streichelte ihr über die Wange. »Tatia«, flüsterte er, »wach auf, wir sind zu Hause.«
    Ich werde bald mit Alexanders Hand auf meiner Wange sterben, dachte Tatiana. Nicht die schlechteste Art zu sterben. Ich kann mich nicht bewegen. Ich kann nicht aufstehen. Sie schloss die Augen und spürte, dass sie schon wieder einschlief. Durch den Nebel in ihrem Kopf hörte sie Alexanders Stimme. »Tatiana, ich liebe dich. Hörst du mich? Ich liebe dich so sehr, wie ich noch nie jemanden in meinem ganzen Leben geliebt habe. Steh jetzt auf. Für mich, Tatia. Bitte, steh für mich auf und kümmere dich um deine Schwester. Und ich kümmere mich um dich.« Er küsste

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