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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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überqueren, insgesamt vier Divisionen. Zwei Stunden später sollten drei weitere Artilleriedivisionen mit mittelschweren und schweren Panzern folgen. Darunter befanden sich auch sechs von den Männern, die direkt Alexanders Kommando unterstanden.
    Er selbst würde zunächst hinter dem Zenith an der Newa bleiben und dann mit der dritten Welle den Fluss überqueren - in einem T-34, einem mittelschweren Panzer, der über das Eis fahren konnte, ohne einzubrechen.
    Es war kurz vor neun. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und der Himmel war von einem tiefen Lavendelblau. »Major«, sagte Marasow, »funktioniert dein Telefon?« Er drückte seine Zigarette aus und trat zu Alexander. »Das Telefon funktioniert hervorragend, Leutnant. Zurück auf deinen Posten.« Er lächelte Marasow zu, der sein Lächeln erwiderte.
    »Wie viele Meilen Feldtelefonkabel hat Stalin von den Amerikanern verlangt?«, wollte Marasow wissen. »Zweiundsechzigtausend«, erwiderte Alexander und nahm einen letzten tiefen Zug aus seiner Zigarette. »Ist das nicht ein bisschen übertrieben?« Alexander warf den Stummel in den Schnee und überlegte, ob ihm wohl noch Zeit blieb, sich eine weitere Zigarette anzuzünden. »Das ist nicht einmal annähernd genug. Die Amerikaner werden uns mit fünfmal so viel versorgen, bevor dieser Krieg vorbei ist.«
    »Nun, all die vielen Meter nutzen nichts, wenn das Telefon nicht klingelt ...«
    »Hab Geduld«, sagte Alexander.
    Er fragte sich, ob die Newa wohl breiter war als die Kama. Wahrscheinlich, aber groß konnte der Unterschied nicht sein. Er war in der Kama in fünfundzwanzig Minuten von einem Ufer zum anderen geschwommen. Wie lange würde er wohl brauchen, um die sechshundert Meter über das Eis der Newa unter deutschem Beschuss zurückzulegen? Fünfundzwanzig Minuten waren entschieden zu lang. Es würde schneller gehen müssen, dachte er.
    Das Telefon klingelte und die beiden Männer lächelten. »Endlich«, sagte Marasow.
    »Das Gute kommt zu dem, der warten kann«, erwiderte Alexander. »Also, Männer!«, rief er dann. »Es geht los.« Er stellte sich hinter seinen Zenith und richtete das Rohr nach oben. »Seid tapfer!«
    Zwei Stunden lang ließ das schwere Feuer aus viertausendfünfhundert Gewehren nicht nach. Der Lärm der Mörsergeschütze war ohrenbetäubend. Alexander fand, dass sich die russischen Truppen gut schlugen - besser als erwartet. Durch sein Fernglas sah er zwar zahlreiche Gefallene am anderen Ufer, aber er entdeckte auch viele, die das Ufer hinaufrannten und sich zwischen den Bäumen versteckten.
    Drei deutsche Bomber flogen im Tiefflug über sie hinweg, feuerten auf die sowjetischen Soldaten und rissen das Eis auf - weitere Gefahrenpunkte, die die Lastwagen und Soldaten meiden mussten.
    Kommt noch ein bisschen tiefer, dachte Alexander und eröffnete das Maschinengewehrfeuer. Ein Flieger explodierte und die zwei anderen schraubten sich rasch höher, damit sie nicht auch getroffen wurden. Alexander schob eine hochexplosive Granate in den Zenith und feuerte wieder. Ein weiteres Flugzeug ging in Flammen auf. Das letzte war jetzt so hoch, dass er es mit seinem Geschütz nicht mehr erreichen konnte. Es flog offenbar zu seinem Stützpunkt zurück. Alexander nickte befriedigt und zündete sich eine Zigarette an. »Ihr macht das hervorragend!«, schrie er seinen Männern zu, doch sie konnten ihn über dem Geschützdonner nicht hören.
    Um elf Uhr dreißig stieg eine grüne Leuchtkugel auf - das Signal für die motorisierte Division, die zweite Angriffswelle zu starten.
    Es war eigentlich noch zu früh dafür, aber Alexander hoffte, dass sich das Überraschungsmoment günstig auswirken würde, falls es ihnen gelingen sollte, das Eis rasch genug zu überqueren. Alexander bedeutete Marasow, seine Männer zu sammeln und loszustürmen.
    Als dieser kaum dreißig Meter auf dem Eis vorwärts gekommen war; sah Alexander, wie er zu Boden sank. »Oh Gott, Tolja!«, schrie er und blickte nach oben. Ein deutscher Flieger bombardierte Marasow und seine Männer. Bevor er abdrehen konnte, hatte Alexander schon das Rohr seiner Zenith auf ihn gerichtet und feuerte eine Granate ab. Er verfehlte ihn nicht. Das Flugzeug ging in Flammen auf und stürzte ab.
    Marasow lag jedoch bewegungslos auf dem Eis. Seine Männer hatten sich um das Feldgeschütz geschart und sahen hilflos zu Alexander herüber. »Oh, verdammte Scheiße!« Alexander befahl einem Feldwebel, seine Zenith zu bedienen, ergriff sein Maschinengewehr und

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