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Die Liebenden von Leningrad

Die Liebenden von Leningrad

Titel: Die Liebenden von Leningrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paullina Simons
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schwieg. »Du wirst mich brauchen.«
    »Nein! Ich komme ohne dich zurecht. Bitte, Alexander ... es ist einfach zu schwer für mich. Kannst du das nicht verstehen? Sag Dascha Lebewohl und nimm Dimitri mit. Bitte verlass die Stadt!«
    »Tania«, wandte Alexander fast unhörbar ein. »Ich muss dich sehen!«
    Sie blinzelte.
    »Wer soll mir denn mein Essen machen?« »Na, das ist ja wunderbar«, erwiderte sie aufgebracht. »Ich koche dir Abendessen und halte mir deinen besten Freund vom Leib, während du mit meiner Schwester schläfst. Das ist großartig für dich, was?«
    Alexander drehte sich auf dem Absatz um und verließ die Küche.
    Am nächsten Morgen ging Tatiana zu Vera ins Grecheskij-Krankenhaus. Während die Krankenschwester ihre Rippen untersuchte, fragte Tatiana: »Vera, gibt es hier etwas für mich zu tun? Kann ich vielleicht im Krankenhaus arbeiten?« Vera blickte sie prüfend an. »Was ist los? Du siehst so traurig aus. Ist es wegen deinem Bein?«
    »Nein. Ich ,..« Vera war so freundlich, dass Tatiana ihr beinahe das Herz ausgeschüttet hätte. »Nein, es ist alles in Ordnung. Aber ich langweile mich. Ich würde gern etwas Sinnvolles tun.« Nachdenklich erwiderte Vera: »Wir könnten schon Hilfe gebrauchen.«
    Sofort hakte Tatiana ein. »Und was könnte ich machen?« »Es gibt so viel zu tun! Du könntest Schreibarbeiten erledigen oder Essen servieren, Wunden verbinden oder Temperatur messen. Vielleicht kannst du sogar eine Schwesternausbildung machen.«
    Tatiana strahlte. »Vera, das wäre fantastisch!« Dann runzelte sie die Stirn. »Aber was sage ich meinem Chef bei Kirow? Er will bestimmt, dass ich zurückkomme und wieder Panzer baue, sobald ich die Schiene nicht mehr tragen muss. Wann ist es denn so weit?« »Tatiana! Die Front verläuft gerade dort entlang!«, rief Vera aus. »Du gehst nicht mehr zu Kirow. Sie drücken dir ein Gewehr in die Hand und zwingen dich, Schießübungen zu machen, bevor sie dich wieder an die Arbeit lassen. Du bist gerade noch rechtzeitig dort weggegangen. Aber hier ist das Personal immer knapp. Zu viele haben sich als Freiwillige gemeldet.« Sie lächelte. »Nicht jeder hat so viel Glück wie du und wird von einem Offizier ausgegraben.«
    Tatiana wäre am liebsten nach Hause gerannt, so glücklich war Beim Essen konnte sie ihre Begeisterung kaum im Zaum halten. Sie verkündete, sie habe eine Arbeit in der Nähe der Wohnung gefunden.
    »So ist es richtig!«, freute sich Papa. »Dann kannst du ja dort essen.«
    »Tania kann noch nicht arbeiten«, sagte Alexander. »So wird ihr Bein nie heilen und sie wird ihr Leben lang humpeln.« »Aber sie kann auch nicht weiterhin untätig sein. Dann bekömmt sie nämlich nur eine Kinderration an Lebensmitteln!«, rief Papa laut. »Wir können sie nicht länger durchfüttern. Ich habe gehört, dass die Rationen schon wieder gekürzt werden.« »Ich gehe arbeiten, Papa«, erwiderte Tatiana unverdrossen. »Und ich esse weniger, in Ordnung?«
    Alexander blickte sie finster an und spießte eine Kartoffel auf. Papa warf seine Gabel hin. »Tania, du hättest mit deinen Großeltern fortgehen sollen«, platzte er heraus. »Es wäre für uns viel leichter ohne dich und du würdest hier nicht dein Leben aufs Spiel setzen.« Er schüttelte den Kopf. »Papa, was redest du da?«, fragte Tatiana. Ihre Fröhlichkeit war wie weggeblasen und sie sprach lauter als gewöhnlich. »Ich konnte Leningrad wegen meines Beins nicht verlassen, das weißt du doch!«
    »Schon gut, Tania«, sagte Dascha und legte ihr die Hand auf den Arm.
    Auch Mama warf ihre Gabel hin. »Tania, wenn du nicht diese idiotische Reise gemacht hättest, hättest du dir auch nicht das Bein gebrochen!«
    Tatiana riss sich von Dascha los und wandte sich an ihre Mutter. »Und wenn du nicht gesagt hättest, dass besser ich an Paschas Stelle gestorben wäre, dann wäre ich auch nicht losgefahren, um ihn zu suchen!«
    Mama und Papa starrten Tatiana sprachlos an. Auch alle anderen im Zimmer schwiegen. »Das habe ich nie gesagt!«, schrie Mama und sprang auf. »Niemals!« »Ich habe dich gehört!« »Nie würde ich so etwas sagen!«
    »Warum konnte Gott nicht stattdessen unsere Tania nehmen?, habt ihr gesagt. Erinnert ihr euch etwa nicht mehr?« »Tania, bitte«, flehte Dascha mit zitternder Stimme. »Sie haben es nicht so gemeint.«
    »Komm, Taneschka«, mischte sich Dimitri ein und streckte die Hand nach Tatiana aus. »Beruhige dich!« »Tatiana!«, brüllte Papa. »Wag es nicht, so mit uns zu

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