Die Liebenden von Sotschi
Wenn Sie also mal Ski laufen und hinfallen – immer Kopf hoch! Ich würde überhaupt von manchen sportlichen Aktivitäten abraten. Mindestens ein Jahr lang radikale Abstinenz von Ski und Reiten. Spielen Sie Golf; Sie haben ja bald einen Platz vor der Tür.« Irene benutzte diese zehn Tage, um das Haus in Ardsley einzurichten. Cohagen hatte dafür gesorgt, daß sie mit Kreditkarten eingedeckt war. In New Yorks größtem Warenhaus, ›Bloomingdale's‹, einem Einkaufsparadies, suchte sie Möbel und Gardinen, die Schlafzimmereinrichtung sowie Geschirr und Gläser aus und empfand dabei eine so kindliche Freude, daß Cohagen, der sie immer begleitete, sagte:
»Man könnte neidisch werden und Tony eine Frau wie Sie mißgönnen, Mabel. Oder andersherum: Wenn ich Sie so im Alltag erlebe, glaube ich, daß ich viel versäumt habe, indem ich bis heute vor einer Ehe davongelaufen bin. Es muß herrlich sein, eine Frau wie Sie zu verwöhnen.«
Natürlich bezahlte Irene bei ›Bloomingdale's‹ alles mit Kreditkarte. Die Kontrollabschnitte wanderten zur Chase Manhattan Bank, wo sie vom Konto abgebucht wurden. Basil Victorowitsch Kaschenjew, ein Mitarbeiter des Makler-Büros von Mr. McDunne, der als Harry Pierce Freundschaft mit einem Kassierer der Chase Manhattan Bank geschlossen hatte und nächtelang mit ihm in Greenwich Village herumsoff, brachte Strelenko die neue Spur.
»Es kommt Bewegung in das Konto«, sagte er und legte Strelenko Fotokopien vor. »Zunächst hier: das Konto Walther wurde umgebucht auf ein Konto Jefferson. Und von M. Jefferson – die Unterschrift ist klar zu lesen – kommen jetzt Abbuchungen zugunsten von ›Bloomingdale's‹ herein. M heißt Mabel. Das Konto gehört einer Mabel Jefferson. Bei ›Bloomingdale's‹ gekauft wurden ein Schlafzimmer, Kleinmöbel, Gardinen, Geschirr, Bestecke, Töpfe, Pfannen, Küchengeräte, Wäsche. So ziemlich alles, was man braucht, wenn man sich erstmals einrichtet.«
Strelenko, sonst kein Mann großer Gefühlsausbrüche, küßte Basil Victorowitsch auf die Wange und sagte feierlich:
»Das sind die schönsten Sätze, die ich seit Wochen höre! Genossen, jetzt haben wir die Spur! Ich sehe Bubrow vor mir! Jefferson heißt er jetzt. Mabel ist Irene. Wohin die Möbel von Bloomingdale's gehen, ist leicht zu erfahren. Ich mache das selbst. Genossen, welch ein schöner Tag!«
In Moskau rief Oberst Ussatjuk sofort General Butajew an. »Mein lieber Victor Borissowitsch, Sie können Ihren Krimsekt kaltstellen! Strelenko berichtet gerade aus New York: Er hat Bubrow gefunden! In Kürze ist das Problem gelöst.«
»Dieser Ruslan Michejewitsch! Ein Teufelskerl! Wie hat er das herausgekriegt?«
»Ich weiß noch keine Einzelheiten. Aber wenn Strelenko meldet, ich habe ihn, dann darf man das glauben! Der beste Beweis ist, daß wir jetzt seinen neuen Namen kennen: Jefferson. Irene Walther heißt Mabel Jefferson.«
»Gratuliere, Sulfi Iwanowitsch!« General Butajew schmatzte durch das Telefon. »Das war ein Bruderkuß, mein Lieber. In Kürze werden wir wohl den Generalmajor Ussatjuk begrüßen können, samt neuem Orden …«
Schon nach wenigen Stunden stellte sich heraus, daß Strelenko etwas voreilig telegrafiert hatte. Er hütete sich allerdings, das nach Moskau zu melden. Immerhin war die Spur gefunden, man kannte den neuen Namen, die Zeit des Wartens auf einen Zufall war endgültig vorbei.
Als Strelenko im Versandbüro von ›Bloomingdale's‹ erschien, sich als Kollege von der Firma Electric Shops vorstellte und klagte, eine Mrs. Mabel Jefferson habe bei ihnen Lampen gekauft, er habe die Adresse verloren, wisse jedoch, daß sie auch bei ›Bloomingdale's‹ bestellt habe, und bitte nun um die Anschrift, da sagte man ihm: »Die Lieferadresse wird erst noch bekanntgegeben. Bis auf weiteres bleibt alles bei uns auf Lager.«
»Und Sie haben keine Ahnung, wann geliefert werden soll?«
»Nein.«
»Würden Sie mich benachrichtigen, wenn Sie die Adresse haben?« Strelenko gab die Adresse von McDunnes Maklerbüro an. »Ich kann dann mit unseren Lampen auch gleich anrücken.«
»Wir rufen Sie an, Mister«, sagte der Versandleiter höflich. »Eine Kundenadresse verlieren, ist verdammt peinlich.«
Vier Tage später saß Strelenko am Telefon, legte den Hörer hin und fluchte wie ein Fischweib am Don. Seine Genossen standen betreten um ihn herum.
»Die Adresse ist bekannt«, sagte Strelenko mit vor Wut heiserer Stimme. »Das Gebäude der CIA!« Er machte eine Pause und schluckte
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