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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kirchenraum. Dabei drückte er auf einen Knopf neben der Tür, eine elektrische Orgel begann rasselnd, einen Choral zu spielen, den Pfarrer Ramsey mit sonorem Gesang begleitete. In vier riesigen Leuchtern flackerten Kerzen, und über dem Altar hing ein Poster, das einen von goldenen Strahlen umgebenen Gral darstellte. Ein Meßdiener, der auch als zweiter Trauzeuge vorgesehen war, schwenkte das Weihrauchgefäß.
    Die Trauung lief in einem vereinfachten Verfahren ab. Archibald Ramsey verlas einen Bibeltext, stellte die üblichen Fragen, Bubrow und Irene antworteten mit Ja, Ramsey segnete sie und erklärte sie vor Gott für Mann und Frau. Dann unterzeichneten alle die Urkunde. Verblüfft sah Bubrow, daß Cohagen mit Bill Gilman unterschrieb.
    Pfarrer Ramsey gratulierte dem jungen Ehepaar, schob eine kleine Kiste mit einem Schlitz näher heran und verließ die Sakristei. Die elektrische Orgel verstummte.
    Cohagen grinste, steckte zehn Dollar in den Kastenschlitz und wartete, bis Bubrow fünfzig Dollar geopfert hatte. Der Meßdiener bekam drei Dollar.
    »Bitte dort hinaus, Sir«, sagte er höflich. »Wir haben in zehn Minuten die nächste Trauung. Danke, Sir. Viel Glück.«
    Dann standen sie wieder auf der Straße, sahen, wie die nächste Hochzeitsgesellschaft vorfuhr, viel feierlicher, die Braut in weißen Spitzen, der Bräutigam im Cut, die Frauen der Verwandtschaft in bonbonbunten Festkleidern, die Männer meistens in Dunkel bis auf einen, der einen Texashut trug und anscheinend der reiche Onkel war.
    Irene sah Cohagen zweifelnd an. »Und das gilt?«
    »Was?«
    »Diese Trauung.«
    »Und wie! Bombenfest. Wird sogar in Deutschland anerkannt. Sie haben einen ordentlichen Trauschein. Drei Straßen weiter wohnt der Friedensrichter, der ist auch informiert und besiegelt die Ehe amtlich!« Cohagen lachte. »Nun ist es passiert, Tony! Sie sind verloren!«
    »Warum haben Sie mit Bill Gilman unterschrieben?« fragte Bubrow.
    »Das war mein Name in Beirut.«
    »Und er gilt auf einem Dokument?«
    »Ich habe dafür einen einwandfreien Paß. Aber nun zum Friedensrichter und dann zu Tisch! Und heute abend sprengen wir mal die Spielkasinos! Ihnen müßte das gelingen, Tony, Sie sind ein Glückskind!«
    Nichts geschah, was Ussatjuk hätte erheitern können.
    In New York saß Strelenko rettungslos fest. Er hatte fünf Pfund Gewicht verloren – nicht in den Armen von Donna Villagran, sondern aus Kummer und auch aus Angst, wenn er daran dachte, daß er ja einmal nach Moskau zurückkehren mußte.
    Der Container war abgeholt worden. Hilflos mußte Harry im Lagerschuppen zusehen, wie Pioniere der US-Army den Kasten wegrollten, in einen schweren Truck hievten und damit losfuhren. Zwar raste Harry in einem unauffälligen Chevy hinterher, aber in Yonkers war Ende. Der Army-Wagen bog in das Salvation Camp ein, und Harry blieb keine andere Wahl, als elegant und unbeteiligt auf der Jackson Avenue weiterzurollen.
    Strelenko tobte, was aber half das?! Er fuhr selbst nach Yonkers, umrundete das Gelände des Army Camps und fuhr dann verbiestert den New York State Thruway zurück nach Manhattan.
    In das Camp war nicht hineinzukommen. Es zu überwachen, hatte auch keinen Sinn. Es besaß mehrere Ausfahrten, Hunderte von Lastwagen fuhren täglich aus und ein, und unter die Planen konnte man ja nicht blicken. Die letzte heiße Spur war verödet. Nun wußte Strelenko auch, wo die Sendung von ›Bloomingdale's‹ abgeliefert war: sinnigerweise über die CIA.
    Müde und zermürbt kehrte Strelenko zum Büro Mr. McDunnes zurück, ließ sich einen starken Tee machen und schloß sich in sein Zimmer ein. Er war nie ein Mensch gewesen, der sich mit Illusionen getröstet hätte. Er hatte sich, sosehr auch sein zuweilen fast verträumt wirkendes Gesicht dagegen sprach, immer als harter Realist bewährt. Erhielt er einen Auftrag, konnte man sicher sein, daß er zu Ende geführt wurde. Die Liste der Toten, die Strelenko vorweisen konnte, war imponierend. Es hatte noch keiner überlebt, der in Strelenkos Auftragsbuch stand, selbst jener afghanische Politiker nicht, der sich Tag und Nacht mit einer Leibwache umgab und sogar auf der Toilette nicht allein war. Er flog mit seinem Auto in die Luft, als ihn außerhalb Kabuls eine magnetische Rakete traf.
    In New York erlebte Strelenko zum erstenmal, daß er gegen Gummiwände rannte und sich in Sackgassen verirrte, weil die CIA mit ihm zu spielen schien, als sei er ein dummes Kätzchen. Er sah Bubrow vor sich, wußte, daß er

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