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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschwollene Nase, dann die geöffnete Wodkaflasche. »Und was ist das? Richtig, Brüderchen, ein kristallklares Wässerchen! Der Duft aus Mütterchen Rußlands Schoß! Werden Sie schnell gesund, dann gießen wir sie uns übers Zäpfchen …« Er stellte die Flasche weg, überreichte Irene den Blumenstrauß und lachte jungenhaft. »Er kann nicht antworten – welch ein Glück! Und er kann mich nicht in den Hintern treten, er sieht ja noch nicht, wo ich bin.«
    »Er wird es sich für später aufheben.« Irene lächelte. Cohagens Frechheit brachte etwas Schwung in die tristen Tage. »Wir haben Sie vermißt, Ronny.«
    »Wirklich? Tony auch? Ich hatte 'ne Menge zu tun. Aber nun habe ich ein Stündchen frei, um mir den Mann vom anderen Stern anzusehen.«
    Cohagen blieb eine Stunde, erzählte Witze und Erlebnisse aus seinem Beruf, sah zu, wie Irene durch den Trichter in Bubrows Mund eine kräftige Gemüsesuppe goß, und sagte dann, er müsse jetzt weg, weil er einem Girl, das Jenny hieß, versprochen habe, heute abend topfit zu sein.
    Mit dem Kopf gab er Irene einen Wink. Sie begleitete ihn vor die Tür. »Ist etwas?« fragte sie mißtrauisch. »Hat Prof. Tucker Ihnen etwas gesagt?«
    »Mit Tony? Nein, da läuft alles blendend. Sie machen mir Sorge.«
    »Ich? Wieso? Ich fühle mich sehr gut.«
    »Wann haben Sie Hanns Heroldt zum letztenmal gesehen?«
    »Im Winter. Er lauerte mir auf und wollte mich überreden, Boris aufzugeben.« Sie starrte Cohagen fragend an. »Wie kommen Sie plötzlich auf Hanns?«
    »Er weiß nichts von Ihren Forschungen?«
    »Gar nichts. Ich schwöre! Er weiß nur, daß ich an einem Projekt arbeite, das kann man ja nicht verschweigen, wenn man verlobt ist. Aber er kennt keine einzige Einzelheit.«
    »Ich glaube Ihnen, Irene. Mein Gott, Sie heißen ja jetzt Mabel!«
    »Was ist mit Hanns Heroldt, Ronny?«
    »Er war in der Sowjetischen Botschaft in Bad Godesberg.«
    Sie sah ihn ungläubig an. Cohagen ließ ihr Zeit. Endlich sagte sie:
    »Was wollte er denn da?«
    »Das ist die große Frage. Was wollte er?«
    »Er hatte keinerlei Verbindung zu den Russen. Im Gegenteil, er ist glühender Antibolschewist.«
    »Er war es«, sagte Cohagen langsam. »Heroldt ist tot.«
    »Tot?« Ihre Augen wurden weit. »Wie ist denn das – passiert?«
    »Ertrunken. Er ist mit 2,5 Promille in einen Baggersee gefahren und untergegangen.«
    »Furchtbar«, sagte sie leise. »Mein Gott, wie furchtbar …«
    »Nahm er gern einen zur Brust?«
    »Ja. Hanns war öfters betrunken. Auch das trug zu unserer Entfremdung bei. In seinen Kreisen war Wett-Trinken so eine Art Sport.«
    Alles paßt zueinander, dachte Cohagen enttäuscht. Keine Lücke, durch die eine überraschende Wahrheit sichtbar würde. Heroldt ist ersoffen. Aber er war zu Besuch bei den Sowjets …
    »Denken wir also weiter nach«, sagte er und verabschiedete sich von Irene. »Er muß irgend etwas gemacht haben, das Ihnen und Jefferson schaden könnte.«
    Man kann nicht behaupten, daß Strelenko eine beneidenswerte Aufgabe übernommen hatte.
    Als er in New York landete und abgeholt wurde, war ihm zumute, als solle er einen kleinen struppigen Hund suchen, der irgendwo in der Riesenstadt seinem Herrchen entlaufen war. Mit einem Hündchen wäre es sogar einfacher gewesen: Man setzt in die Zeitungen eine Anzeige und ruft die Hilfreichen auf, die Augen offenzuhalten. Sogar ein Bild kann man veröffentlichen.
    Strelenko aber hatte nichts als seinen Auftrag: Liquidiere Boris Alexandrowitsch! Die Hilfen, die Ussatjuk ihnen mitgegeben hatte, waren mager: Ein paar Kontaktadressen in New York und bei verschiedenen Behörden, sogar Polizei und FBI waren darunter, ein V-Mann saß in der CIA, arbeitete dort aber nur als Parkwächter, dazu kamen einige andere Unteragenten in der Industrie und im Bankgewerbe. Sonst besaß er nichts als Fotos von Bubrow und Irene Walther und etliche Phantomzeichnungen, die darstellten, wie die Gesuchten mit Perücken und anderen Verkleidungen aussehen könnten.
    Sein Hauptquartier bezog Strelenko dort, wo er nicht auffallen konnte: in einem Bürohaus in der Avenue of the Americas. Im neununddreißigsten Stockwerk hatte dort eine Maklerfirma ihre Räume. Es gab sogar ein Sekretariat, Aktenschränke und ein imposantes Messingschild an der Außentür. Ein Haus oder ein Grundstück hatte diese Firma allerdings noch nie verkauft. Die hinteren Räume waren als Wohnschlafzimmer eingerichtet, und hier war auch ein großer Safe eingebaut, der weniger Geld, als

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