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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Mittelfinger, der seine Besorgnis erregte.
    »Können Sie nicht auch noch andere Dinge überprüfen, wo ich schon mal hier bin?«, fragte sie. »Proben nehmen und so?«
    »Natürlich. Fühlen Sie sich ansonsten gesund?«
    »Gesund und munter.«
    »Dann können Sie sich unten frei machen und schon mal auf den Stuhl steigen.«
    Zwei Wochen später erhielt sie den Bescheid, dass der Abstrich keine Zellveränderungen und keine Geschlechtskrankheiten ergeben hatte. Sie war gesund und munter.

12
    Eines Samstagmorgens erwachte sie neben jemandem, der hinter ihr lag und das ganze Bett ausfüllte. Langsam ließ sie sich aus dem Schlaf auftauchen, blieb liegen und lauschte auf seinen Atem. Gleichmäßig und tief. Sie hatte keine Ahnung, wer dieser Mann war. Sie konnte sich einfach nicht daran erinnern, nachts jemanden mit nach Hause geschleift zu haben. Allmählich bekam sie es mit der Angst zu tun. Litt sie etwa an Gedächtnisschwund? Sie war auch nicht verkatert, was sich sonst in ihren One-Night-Stand-Hochphasen ganz von alleine einstellte.
    Die panische Angst vor Gehirnschlägen oder Gedächtnisschwund machten es ihr unmöglich, sich auch nur an ein einziges Detail des vergangenen Abends oder gar der Nacht zu erinnern. Sie würde nachsehen müssen, um die Angelegenheit klären zu können. So etwas war ihr noch nie passiert – jedenfalls nicht im wachen Zustand. Im Schlaf oder halbwach warf sie natürlich bisweilen alles auf peinliche Weise durcheinander, aber jetzt war sie hellwach. Verwirrt und verängstigt. Sie spürte ihren Puls in der Zungenspitze und den Schläfen pochen. Vorsichtig schob sie sich einen Finger in den Schritt, hob ihn dann an ihre Nase und roch daran. Nein, es roch nicht nach Fick. Langsam und lautlos drehte sie den Kopf und starrte auf etwas Schwarzes. Etwas Schwarzes, das neben ihr auf dem Kopfkissen tief und regelmäßig atmete.
    Ein Ohr. Ein blankes schwarzes Ohr mit Fellbewuchs.
    Es war Kalle. Der Dobermann des Nachbarn, zweiundsechzig Kilo schwer, sie hatte ihn über Nacht gehütet, vermutlich hatte er sich unter die Decke geschlichen. Sie lachte laut, und Kalle wachte auf. Gähnend wandte er ihr den Kopf zu, präsentierte ihr seinen gigantischen rosa Schlund mit den spitzen, krummen und speicheltriefenden Eckzähnen. Sie drehte sich zu ihm, legte den Arm um den riesigen Brustkasten und bohrte die Nase in sein Nackenfell zwischen die Ohren. Es duftete nach Wald und Schlaf.
    »Kallemann … Mein guter feiner Kallemann. Jetzt schlafen wir noch ein wenig. Ich bin ja so froh, so wahnsinnig froh. Du kriegst alle möglichen Leckerbissen, wenn wir aufstehen. Wenn du willst.«
    Kalle seufzte tief und reckte sich noch mehr, er war größer als sie, wenn er so dalag. Sein Schwanz wedelte dreimal gegen ihre Knie, dann schlief er wieder ein, und sie fand, dieser Tag habe gut angefangen, trotz allem.

13
    Über ihre Arbeit hatte sie Kontakt zu allerlei Promis, Promis aus der Kulturszene. Männer, Narzissten, Männer, denen es gefiel, wenn sie im Mittelpunkt standen, wenn sie interviewt und fotografiert wurden. Musiker waren das Egozentrischste auf der ganzen Welt, alle anderen Künstler konnten dagegen einpacken. Musiker ließen sich selbst mit dem banalsten, schleimigsten Kompliment aufreißen.
    Was ihr an ihnen nicht gefiel, war, dass sie glaubten, ihr einen Gefallen zu tun, wenn sie mit ihr schliefen, dass sie sie als Promifickerin betrachteten und glaubten, sich in einer Win-win-Situation zu befinden. Sie fickte sie aus purem Jux und spielte ihre Rolle als schlichte »Frau von der Straße«, die belohnt werden wollte. Sie arbeitete nie als Rezensentin, denn dann könnte sie nicht mitmischen. Sie hatte mehrmals schon Rezensionsaufträge abgelehnt, eben um sich einen Fick mit einem bekannten Gesicht erschmeicheln zu können, wenn sie gerade Lust dazu hatte.
    Tief im Inneren wusste sie, dass sie eine Promifickerin war, eine echte Promifickerin. Es gab ihr einen Extra-Kick, über sich ein bekanntes Mediengesicht zu sehen, verzerrt bis zur Unkenntlichkeit. Es gefiel ihr, ihn danach mitten in die Kloschüssel pissen zu hören, seine Kleider als hektischen Haufen vor dem Bett zu finden, seine Stimme zu hören, in der Erinnerung ein Gitarrenriff aus dem Konzert hervorzuholen, das sie besucht hatte, sich daran zu erinnern, wie er auf coolen Bildern und CD -Covern posierte, während sie zuhörte, wie sein scharfer Urinstrahl das Wasser traf, und wusste, dass dieses Glied eben noch in ihr gewesen war.
    Natürlich

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