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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Waldwanderungen und Reisezielen vorgestellt. Vielmehr suche er ein wenig Spannung im Alltag. Und er wohne mit einer Frau zusammen, da wolle er ganz ehrlich sein. Gegen die Frau hatte sie nichts, sie kannte sie ja nicht persönlich. Sein Profiltext kam ihr zwar eigentlich ziemlich bescheuert vor, aber als sie um ein Bild bat und es erhielt, beschloss sie sofort, ein Auge zuzudrücken und sich für kurze Zeit unter den Oberbegriff Spannung im Alltag einordnen zu lassen.
    Der Shell-Mann wurde zu etwas mehr als einer einmaligen Angelegenheit. Er besuchte sie mehrmals und torpedierte ihren Virilitätszweifel, er hatte den Schritt voller Pelz, und ihr gefiel das, so wie fast alles an seinem Körper. Die Affäre verlief in jeder Hinsicht befriedigend, bis er eines Nachts kundtat, dass er mit dem Gedanken spielte, seine Lebensgefährtin zu verlassen.
    »Verstehst du … Du bedeutest mir immer mehr«, sagte er.
    Sie lag auf seinem Oberarm, schaute graugekräuselte Brusthaare an und genoss den Geruch seiner Achselhöhle, als er das sagte.
    »Ach?«
    »Immer mehr«, sagte er. »Auch wenn wir uns nur für eine schnelle Nummer im Netz kennengelernt haben.«
    »Ich finde, das solltest du lassen. Ihr … Ihr habt doch Kinder zusammen.«
    »Die sind erwachsen, verdammt noch mal. Das müssen die verkraften können … Alle machen doch irgendwann Schluss.«
    »Aber ich finde nicht, dass du sie verlassen solltest. Nicht meinetwegen.«
    Das Einzige, was sie in dem Moment wollte, war, ihn rauszuschmeißen, die Tür hinter ihm abzuschließen, sich in die Badewanne zu setzen, sich volllaufen zu lassen und laut Musik zu hören, vielleicht How To Dismantle An Atomic Bomb von U2, um darüber zu trauern, dass eine so hervorragende physische Beziehung jetzt ruiniert war. Was für ein Idiot.
    »Natürlich wäre es deinetwegen. Unseretwegen. Damit wir ohne schlechtes Gewissen zusammen sein können«, sagte er.
    »Ich habe doch gar kein schlechtes Gewissen«, sagte sie. »Ich kenne sie ja nicht. Wahrscheinlich ist es besser, wenn du jetzt gehst«, sagte sie.
    »Ich soll gehen …? Wie meinst du das?«
    Er zog den Arm zurück, auf den sie ihre Wange gelegt hatte, richtete sich auf dem Ellbogen auf, sah ihr ins Gesicht und blickte ihr tief in die Augen.
    »Wie meinst du das?«, fragte er noch einmal. Auch seine Augenbrauen waren grau meliert, sie sahen aus wie Schnurrbärte. Ihr war das zuvor gar nicht aufgefallen. Diese Sache mit dem Alter zog eine Menge Gefühle nach sich, und sie hatte es erst bemerkt, als es bereits zu spät war.
    »Du musst gehen«, sagte sie. »Ich will keine Beziehung. Es gibt kein uns , das wäre nicht richtig. Es tut mir leid. Ich dachte einfach, wir könnten ab und zu eine Nummer schieben.«
    »Ja, aber verdammt noch mal. Wir tun uns doch so gut.«
    In seiner Stimme lag Verzweiflung. Plötzlich war er ihr fremd geworden.
    »Das hier ist nur Sex. Mehr nicht. Tut mir leid«, sagte sie. »Ich hatte doch keine Ahnung, dass es für dich mehr war.«
    »Aber wir sind doch so oft gleichzeitig gekommen und … das ist ziemlich selten. Wenn du es nicht vorgetäuscht hast, meine ich.«
    »Ich täusche das nie vor, das habe ich nicht nötig. Und ich finde nicht, dass es selten ist, gemeinsam zu kommen.«
    »Ich … sie und ich, wir …«
    »Gina, heißt sie nicht so? Du hast mich nämlich einmal, als du gekommen bist, Gina genannt.«
    »Verzeihung, aber … Ja, Gina und ich, wir sind fast nie …«
    »Ich will nichts mehr davon hören. Gleichzeitig zu kommen ist nicht gleich Liebe – falls du das geglaubt haben solltest.«
    »Oh, Scheiße. Scheiße.«
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    Er sprang aus dem Bett, zog sich an und verließ wortlos die Wohnung. Er hatte dafür weniger als eine Minute gebraucht. Sie stand auf, lief nackt in die Diele und schloss die Tür hinter ihm ab, gab den Plan, ein Bad zu nehmen, auf, holte sich ihren Bademantel und eine Flasche Weißwein aus dem Kühlschrank und setzte sich sofort an ihren Computer. Schon am nächsten Abend öffnete sie die Tür für einen grinsenden jungen Mann, der in einem dunkelblauen Kapuzenpullover von Moods of Norway dastand und sie ansah, direkt, geradezu gefährlich. Aber deswegen hatte sie ihn ja kommen lassen. Sie hatten ziemlich schnell ziemlich heftige E-Mails gewechselt.
    »Ich hab Eminem mitgebracht«, sagte er.
    »Ja, du hast erwähnt, dass du gern zu Sing for the Moment fickst.«
    Sie lächelte und streichelte seine samtweiche Wange, samtweich wie eine Metapher, ein

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