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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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denn so? Ich habe gelesen, dass die Eichel viel von ihrem Gefühl verliert, wenn die Vorhaut sie nicht mehr beschützen kann, und … Im Alltag in der Hose, meine ich, vielleicht musste er sich deshalb solche Mühe geben. War das so?«
    »Hör jetzt auf. Sprich mit ihm darüber.«
    »Aber war er besser als ich?«
    »Du kannst also nicht mehr? Du bist erschöpft?«
    »Erschöpft, nein! Überhaupt nicht.«

25
    Aber wehe, sie wurde als eine Selbstverständlichkeit angesehen. Sie fuhr mit einem ganz frischen Freelancefotografen zum Øyafestival, mit Alex, Mitte zwanzig, jung und schmuck, mit dem Ehrgeiz, das beste Bild des Festivals zu machen. Er war schlank und wirkte schlaksig in einer ein wenig zu geräumigen und überambitionierten Fotografenweste mit tausend Taschen, von der Sorte, die man vielleicht zum Angeln gebrauchen könnte. Er benutzte seine Sonnenbrille als Haarreif. Die schlanke Schwanzspitze eines tätowierten Drachen lugte aus dem Ausschnitt seines T-Shirts und zeigte in Richtung Ohr, auf ein flaumig weiches Ohrläppchen mit einem kleinen Goldring. Sing for the Moment.
    Schon im Flugzeug bemerkte sie, dass er es auf sie abgesehen hatte. Sie saßen zusammen, zwischen sich einen leeren Sitz. Er redete und redete über die Arbeit, über das Hovefestival, über Øya, über Skandale, über Drogen, über die Bands, darüber, wer vermutlich in letzter Sekunde absagen würde, wie er sich den Musikern beim Auftritt und hinter der Bühne zu nähern plante, seine Wörter gingen bei ihr in ein Ohr hinein und zum anderen wieder hinaus, sie wollte ihr Buch lesen, eine supergute Biographie über Charles Bukowski. Sie war zu der Stelle gekommen, wo Bukowski seinen Durchbruch hatte und so beliebt war, dass junge Frauen sich sozusagen über seine Türschwelle stürzten und dann in sein schweißnasses, vollgepisstes und kackschmutziges Bett krochen. Sie war fasziniert. Er war doch so hässlich! Hier konnte man von pervertiertem Promificken reden. Sie schaute sich die Bilder eines trägen und angetrunkenen Bukowski an, im Buch gab es zwei Fotofolgen, Amateurbilder und einige Presseaufnahmen aus der Barfly-Periode.
    »Du bist so braun. Hast du Spätdienst gehabt, oder was?«, fragte er.
    »Was hast du gesagt?«
    »Du bist so braun. Siehst gut aus.«
    »Ich war beim Trænafestival. Die Sonne ging einfach nicht unter«, sagte sie und blätterte weiter.
    »Die Sonne ging ihren Gang, was? Ich hab Hemingway gelesen.«
    »Okayyyyy …? Und welches Buch hast du jetzt bei dir?«
    »Les nur im Winter.«
    »Muss langweilig sein.«
    »Wie alt bist du eigentlich?«
    Da drehte sie sich um und musterte ihn, ohne zu antworten. Er grinste hilflos und unsicher, schaute rasch hinunter auf das Dovremassiv, das dreißigtausend Fuß unter ihnen vorüberzog, machte sich an den Zeitungen zu schaffen, die er in das Sitzfach vor den modisch durchlöcherten Jeansknien gestopft hatte.
    »So war das nicht gemeint«, sagte er. »Entschuldige.«
    »Tu du nur deine Arbeit. Ich möchte jetzt gern lesen.«
    »Ich glaube, ich mache ein Nickerchen.«
    Die Folge war, dass sie mit einem Berufsoffizier aus Bardu im Bett landete, der innerhalb einiger hektischer Festivaltage das autoritäre Rollenmodell kompensieren wollte, das er das ganze Jahr über für die jungen Rekruten sein musste. Er stopfte sich mit allerlei Substanzen voll, die zu ihrer Verblüffung seine Leistungsfähigkeit im Bett steigerten. Er hatte einen sehr kurzen, aber dicken Bananenschwanz, der sich nach oben bog, ihr erster seiner Art, und die einzige Stellung, die für sie klappte, war logischerweise von hinten, also gab es sehr viel von hinten, drei Nächte hintereinander – nachdem sie alle Reportagen rechtzeitig geschrieben und Alex dazu die passenden Bilder gemacht hatte. Alex und sie sprachen nur über die Arbeit, während sie Abläufe koordinierten, den nächsten Tag planten und vom Pressezentrum aus ihre fertigen Produkte an die Redaktion schickten. Das Zeitchaos um sie herum ließ sie ganz Profi sein und machte sie gleichgültig, es kostete sie keine Kalorie, seinem Blick auszuweichen, außerdem wartete gleich vor der Tür der Berufsoffizier auf sie. Im Flugzeug nach Hause war sie total erschöpft.
    »Hat es Spaß gemacht?«, fragte er.
    »Total super. Anstrengend.«
    »Wer war der Typ, den ich die ganze Zeit mit dir zusammen gesehen habe? Der mit dem Bürstenschnitt?«
    »Mein Mann.«
    »Dein Mann? Scheiße, bist du verheiratet?«
    »Sicher doch. Sind das nicht alle in meinem

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