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Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst

Titel: Die Liebesangst - Ragde, A: Liebesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Gras auf der einen Seite sieht anders aus als drüben. Hier ist es total abgeweidet, dort wuchert es wild.«
    »Und bei dir gibt es keinen Zaun? Nur wild wucherndes Gras überall?«
    »Das ist eine gute Beschreibung, ja.«
    »Bist du nie fremdgegangen, Ingunn?«
    »Noch nie. Wenn ich auf einen anderen Mann scharf bin, und ich meine jetzt wirklich scharf, ich rede nicht einfach von Flirtlaune, dann weiß ich, dass es an der Zeit ist weiterzuziehen.«
    »Aber du redest immer so, als ob sich alles nur um Sex dreht.«
    »Nicht doch. Nicht alles dreht sich um Sex. Aber wenn der Sex wegfällt, ist die Sache doch tot? Tot bis in den eigentlichen Kern der Beziehung hinein? Kommt es dir nicht so vor?«
    »Nicht ganz. Ein bisschen vielleicht. Ich weiß nicht. Ich glaube, ich bin einfach nur faul. So faul wie mein Mann. Und wünsche mir Sicherheit. Ich fühle mich sicher.«
    »Sicher in Bezug auf was?«
    »Das nervt allmählich, Ingunn. Herrje, willst du hier die Psychologin spielen, oder was?«
    »Entschuldige. Aber ich verstehe das einfach nicht«, sagte sie.
    »Warum fragst du nicht lieber, ob ich ihn liebe?«
    »Nein … Ich glaube, das ist Privatsache.«
    »Du bist ja wohl nicht ganz gescheit. Du redest über Orgasmen wie über Currywurst, aber Liebe ist für dich Privatsache? Ich kann dir nur sagen, dass ich ihn wirklich liebe. Ich liebe ihn und langweile mich zu Tode, wenn ich mit ihm zusammen bin. Aber ich liebe ihn, weil er dafür sorgt, dass ich mich sicher fühle. Verstehst du das?«
    »Finanziell sicher oder sicher vor Einbrechern und Eisbären?«
    »In mir. In mir fühle ich mich sicher. Er ist da. Stell dir vor, ich werde krank, kriege vielleicht Krebs, lande im Rollstuhl. Dann ist er da. Dann habe ich jemanden.«

22
    Sie selbst fühlte sich immer dann unsicher, wenn sie einen Liebhaber hatte. Allein das Wort Liebhaber . Der, den man liebhat. Der Allerliebste?
    Das machte sie so verletzlich. Lebensgefährlich war das.Sie wagte das alles auch nur, weil sie die Gewissheit besaß, dass sie Schluss machen würde, und weil es ihr immer wieder gelang, die Signale zu lesen, wenn das Ende in Sicht war. Obwohl es einige Male fast schiefgegangen wäre, aber eben nur fast.
    Nur das Alleinsein gab ihr Sicherheit. Dann hatte sie die volle Kontrolle. Wenn sie mit jemandem zusammen war, der ihr etwas bedeutete, den sie vielleicht sogar zu lieben glaubte, selbst, wenn sie sich alle Mühe gab, um negative Züge an ihm zu finden, die ein Gleichgewicht schufen, war rein theoretisch alles möglich. Sie las immer die Zeitungskolumnen, bei denen es um Eifersucht ging, und sie las bis zum Abwinken, dass Eifersucht in einer massiven Unsicherheit begründet lag, doch da war sie ganz anderer Meinung. Sie hätte gern gewusst, wann diese Psychologen eine andere Sau durchs Dorf treiben und ihr wirklich erzählen würden, was Eifersucht war. Für sie traf ein etwas abgegriffenes Sprichwort am ehesten zu: An sich selbst erkennt man die anderen. Da sie selbst jedes männliche Wesen über zwanzig oder, um ehrlich zu sein, achtzehn als potenziellen Sexualpartner betrachtete, ging sie davon aus, dass alle Männer, auch ihre Männer, es ebenfalls so hielten. Und diese Gewissheit machte sie durchaus nicht unsicher, es verstärkte sie nur in der Absicht, alle früheren Geliebten, Lebensgefährtinnen oder Episoden auszustechen. Die Erinnerungen sollten verblassen und verschwinden. Sie fühlte sich nur dann zusammen mit einem Liebhaber sicher, wenn er ihre sexuellen Fertigkeiten pries.
    »So wie du hat mir noch keine einen geblasen, Ingunn. Du bläst wie ein Engel.«
    »Ich war einmal mit einer Frau zusammen, die war vorne total eng, aber kaum steckte mein Schwanz drin, hatte ich verdammt noch mal das Gefühl, aufrecht in einer Kathedrale zu stehen. Du bist überall total eng, Ingunn.«
    »Ich war noch bei keiner so verdammt geil wie bei dir!«
    Am ersten Wochenende, nachdem der Elf-Monate-Mann eingezogen war, kam er zwischen Freitagabend und Sonntagvormittag sechzehn Mal. Danach fühlte sie sich tagelang sicher. Als sie drei Monate zusammenwohnten und sie bei ihm eine gewisse Trägheit bemerkt hatte, rief sie ihn in der Mittagspause an, obwohl sie an diesem Tag Spätdienst hatte.
    »Du musst nach Hause kommen«, sagte sie. »Ich bin so geil, ich platz gleich. Komm. Ich liege hier und warte auf dich.«
    Sie lag nackt mit gespreizten Beinen da und onanierte, als er die Schlafzimmertür öffnete, sie lag so, dass er ihr genau zwischen die Beine sah, als

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